die elektroautobatterie | untrockenes thema

dank eines vortrags von werner tillmetz, einem batterieexperten, auf der IAA letzten herbst kam ich auf die idee, für den deutschlandfunk eine untrockene sendung über ein trockenes thema zu machen, nämlich die batterien in elektroautos. die sendung lief am letzten sonntag und ist ein halbes jahr hier nachhörbar: →  deutschlandfunk | die elektroauto-batterie – das unbekannte wesen

eTankstelle_vonMaximilianSchönherre-tankstelle in wolfsburg. © m.s., dpa/pictureAlliance

so pink! | mein grandioses objektiv im garten

soPink_smallso pink! © m.s., dpa/pictureAlliance

bin kein freund von pink, und meine tochter sagt mir immer wieder, ich sehe pink falsch, es kann auch lila oder violett oder rosa sein. wie auch immer: dieses foto, heute in der flora aufgenommen, kölns botanischem garten, gefällt mir, obwohl es pink (oder lila?) ist. das gnadenlose verhältnis zwischen schärfe und unschärfe ist dem unübertroffenen f 1:1,2 85mm-objektiv zu verdanken. zudem hab ich hier gar nicht durch den sucher geguckt, sondern die kamera einfach in die blütenwelt getaucht.

mal was schönes zur abwechslung

eiTomatenDoppelei-tomaten-doppel. © m.s., dpa/pictureAlliance

vom sonntagsfrühstück abstrahiert. unsere küche hat insbesondere in den vormittagsstunden ein extrem feines diffuses licht. schon viele fotos für picturealliance sind wie dieses am vormittag, gegens licht aufgenommen, am küchentisch entstanden.

harter nachkriegswinter 1947 | zeitschrift HEUTE

nachkriegszeitschrift-HEUTEerste deutschsprachige illustrierte nach dem 2. weltkrieg; hier die ausgabe vom 15. februar 1947

gerade eben recherchiert und in den artikel über die zeitschrift HEUTE in die wikipedia geschrieben. HEUTE war die erste zeitschrift in deutscher sprache nach dem zweiten weltkrieg und wurde – das ist das spannende daran – von den amerikanischen militärs herausgegeben. mein kürzlich bei ebay gefundenes exemplar stammt vom februar 1947:


Typischer Inhalt von 1947

Die Ausgabe von Heute vom 15. Februar 1947 stand im Zeichen des harten Winters, dem zweiten Winter seit Kriegsende. Auf dem Titelbild ist eine ältere Frau zu sehen, die in einem Raum mit Stockwerkbetten einen Sack stopft. Dazu heißt es: „Mit dem breiten, grauen Elendsstrom schlesischer Flüchtlinge kam die alte Frau nach Berlin – allein, von ihren Kindern getrennt, ohne einen Menschen in der großen, fremden Stadt zu kennen.“

Auf der ersten Seite weisen die Herausgeber (die amerikanische Militärregierung) auf Defizite und Vorurteile hin. Sie kritisieren u. a., dass sich viele Deutsche lautstark für unschuldig am Erstarken des Nationalsozialismus halten, „immer behaupten, die anderen waren’s“ und auf ihre „eindeutige antifaschistische Gesinnung hinweisen.“ Auch fiel der Redaktion auf, dass Deutsche gerade in Zeiten des Elends nach dem verlorenen Krieg ihre Kultur hochhalten und den Jazz „Negermusik“ nennen. Deutsche versuchten, die Alliierten gegeneinander auszuspielen und den Besatzern bewusst falsche Auskünfte zu geben, etwa einem Soldaten, der in München nach dem „Red Cross“ fragt, weil er Hilfe braucht, zum Rotkreuzplatz zu schicken. Auch sei häufig zu hören, dass „Deutschland nie den Krieg verloren hätte, wenn die Alliierten nicht über so große materielle Vorteile verfügt hätten.“

Darunter ist, dazu passend, ein Leserbrief eines Adolf Lorenz Müller aus Bad Aibling abgedruckt. Müller bestreitet zwar nicht die Existenz von Konzentrationslagern, hält aber das Elend der Vertriebenen aus Ostpreußen, Schlesien und dem Sudentenland für mindestens so groß. Chefredakteur Heinz Norden weist das aufs Schärfste zurück: „Der Briefeschreiber vermeint, die KZ-Greuel müßten vor dem jetzigen Flüchtlingselend verblassen. Auch die 7 1/2 Millionen, die in den Vernichtungslagern ihr Leben gelassen haben, sind nicht mehr imstande, ihm das zu bestreiten.“

Auf S. 4 portraitiert das Heft den US-General Lucius D. Clay. Er wurde soeben Militärgouverneur der amerikanischen Zone. S. 5 berichtet unter der Überschrift „Totengräber der Republik“ über den Strafprozess gegen den Hitler-Unterstützer Franz von Papen. Papen war in den Nürnberger Prozessen wegen mangelnden Beweisen freigesprochen worden, wurde aber vor der Nürnberger Spruchkammer ein Jahr später zu acht Jahren Arbeitslager verurteilt.

Eine Bildstrecke auf der Doppelseite 6 und 7 beschäftigt sich mit der Kälte des Winters und zeigt das Innenleben eines Berliner Mietshauses in der Sorduer Straße 4, wo ein Rentner im Keller erfroren war. S. 8 berichtet mit an Theaterinszenierung erinnernden Fotos über die Vorführung ehemaliger Aufseher des KZ Dachau vor ihren Opfern, also ehemaligen Lagerinsassen. Im Zentrum des Artikels steht der KZ-Aufseher Emil Euler,[5] genannt „der Umleger“, berüchtigt wegen des Einsatzes scharfer Hunde und großer körperlicher Gewalt gegen die Häftlinge. Das amerikanische Gericht verurteilte den hier auch abgebildeten Euler zu 10 Jahren Gefängnis; wenig später stand er vor einem polnischen Gericht, wurde zum Tode verurteilt und 1950 durch den Strang hingerichtet.

Mit S. 9 beginnt eine mehrseitiger Bericht mit vielen Bildern über die Gründung eines jüdischen Staats in Palästina: „[Der] moderne Zionismus […] strebt die Umwandlung Palästinas in einen selbständigen jüdischen Staat an, unter völliger Anerkennung der Rechte der arabischen Bevölkerung.“

Auf S. 12 portraitiert Heute den amerikanischen Präsidenten Abraham Lincoln und druckt einige Kernzitate seine legendären Ansprache von Gettysburg ab. Es folgen zwei Seiten mit Masken aus aller Welt. Auf S. 16 beginnt ein zweiseitiger Bericht über die Nazi-Widerstandsgruppe um die Studentin Sophie Scholl, die Weiße Rose. Auf den letzten Seiten wird das Blatt leichter: Wir sehen Bildstrecken vom Wiener Musikleben, insbesondere den Wiener Sängerknaben, ein Portrait des Modedesigners Heinz Schulze-Varell. Schulze war für die Amerikaner politisch unproblematisch, weil er die Treueerklärung an den „Führer“ verweigert hatte und als Folge dessen zum Militärdienst eingezogen wurde.[6]

Auf den letzten Seiten druckt die Zeitschrift eine Erzählung von Louis Bromfield ab. Dazu finden sich Bildstrecken über die Premiere von Carl Zuckmayers bei den Nazis verbotenes Stück Des Teufels General im Schauspielhaus Zürich und Fotografien von an einer Berliner Hauswand angeschlagenen Kontaktanzeigen: „…zwecks späterer Heirat“. Vor den Anzeigen sammeln sich vor allem Frauen, die Anzeigen selbst stellten meist ältere Männer aus. Das Heft schließt mit einem ganzseitigen Foto des Lincoln-Memorials in Washington DC, Buchtipps (Thomas Mann, Heinrich Mann, Franz Werfel und Lion Feuchtwanger) und einem Bilder-Quiz, u. a.: „Die Buchstaben WB auf orangerotem Grund auf diesem Autokennzeichen bedeuten: a) Bayern, b) US-Zone, c) US-Sektor Berlin, c) Württemberg-Baden“.

drei neue jingles | DLF forschung aktuell

320px-Forschung_Aktuell_Poster

forschung aktuell war die erste sendung im deutschlandfunk, die eine eigene webseite hatte, und es war die erste sendung im deutschlandfunk, die mit einem jingle auf diese webseite hinwies. der claim dieses jingles fiel mir damals, ca. 2003, eher nebenbei ein, er lautete: “forschen Sie weiter – unter www.dradio.de/wissenschaft”. die jingles liefen jahrelang fast täglich und hörten sich allmählich entspechend verbraucht an. im september 2011 produzierte ich dann den twitter-jingle, der, vielleicht wegen seiner eigenartigen beschwingtheit, die alten jingles komplett verdrängte und bis 2014 in fast jeder sendung lief. christoph wittelsbürger sagt “forschung aktuell”, meine tochter spricht den claim “folgen Sie uns auf twitter”:

 


twitter-jingle, forschung aktuell, © deutschlandfunk

2014 stellten deutschlandfunk und deutschlandradio kultur ihren webauftritt neu auf, und ich habe jetzt für forschung aktuell drei neue jingles komponiert, in denen die kernstimme janja mihaljevic (wortundstimme.de) gehört. “forschen Sie weiter” im “einstein”-jingle spricht, wie in den 10 jahre alten jingles, martin hilbert (aquinofilm.de). ich wollte allen drei jingles zwar den gleichen aufbau mit denselben stimmen geben, aber die musiken sehr unterschiedlich machen. dass die jingles heißen, wie sie heißen, nämlich einer afrika, einer einstein, einer molekularpathologie, erschließt sich von selbst (“afrika” wegen der afrikanischen trommeln). hier sind die drei perlen. bitte nichts kopieren, alles ist ordentlich bei der GEMA gemeldet!

 


forschen Sie weiter-jingle “afrika”; © deutschlandfunk


forschen Sie weiter-jingle “einstein”, mit einem originalton albert einsteins; © deutschlandfunk


forschen Sie weiter-jingle “molekularpathologie”; © deutschlandfunk

populärwissenschaft mit der ästhetik der 1950ies

bei ebay gab’s eine ausgabe der westermanns monatshefte aus den 1950er jahren; ich kannte bisher nur viel viel ältere ausgaben dieser kulturillustrierten. in der ausgabe 4 (also april) 1954 ist ein artikel des deutschen wissenschaftsjournalisten und ingenieurs heinz gartmann über flugzeugantriebe zu lesen, aus dem die liebe zum plastischen bis drastischen vergleich spricht. der georg westermann verlag beauftragte den grafiker heinz kiessling (namensgleich mit einem komponisten), die kraftverhältnisse zu illustrieren, und dies hier ist eine von vier grafiken, die das ganz in der ästhetik der 1950er jahre tun.

Heinz-Kiessling - Flugzeugantriebe - 1954 - Westermanns Monatsheftepopulärwissenschaftliche illustration von heinz kiessling, in: westermanns monatshefte 4/1954

links das größte damals verfügbare passagierflugzeug, die saro princess, rechts die einpropellermaschine der gebrüder wright. mit dem großflugzeug konnte man demnach eine stadt wie freiburg mit strom versorgen oder 10 lokomotiven in einer sekunde einen meter hochheben (richtig gedacht: kraft mal weg!). die kleine maschine rechts beleuchtet nur ein haus und hebt ein 18 zentner schweres (also federleichtes) auto in einer sekunde einen meter hoch.

das princess luftboot, von dem der autor so begeistert war, war übrigens eine fehlkonstruktion. man bekam die 10 motoren (düsen und propeller) nicht in den griff. nach drei exemplaren gab der britische hersteller die princess auf.

westermanns monatshefte wechselten mehrfach ihren namen. bei der bayerischen staatsbibliothek gibt’s einige frühe exemplare in digitaler form, etwa → diese exakt 90 jahre ältere.

█ oder ▄ ?

weil ich öfter mal den rechtspfeil → brauche und ihn auf der tastatur nicht finde (oder nicht lange genug gesucht habe), kopiere ich ihn meist aus irgendeiner so genannten ascii-tabelle. um das zeichen händisch auf der tastatur zu erzeugen, muss man die ALT-taste gedrückt halten, dann auf der numerischen (!) tastatur die ziffern 26 eintippen und schließlich die ALT-taste loslassen.

die “26” ist das ascii-zeichen für den rechtspfeil. die blöcke liegen bei 219 █ und 220 ▄

was aber stellt das ascii-zeichen 3 dar?

ascii übrigens ist eine zeichencodierung aus frühen computerzeiten. → ascii-geschichte in der wikipedia

meine leser

keine ahnung, wer – außer den google- und yahoo-bots – die besucher dieses webtagebuchs sind. weil ich keine kommentare zulasse, bekomme ich nicht mal spams auf die “uhr”. wer unbedingt was loswerden will: → kontakt. warum dieses posting in eigener sache? weil heute fast 200 leute auf der seite waren. danke! unten auf der seite habe ich eine suchfunktion eingebaut. vor allem für mich ;-)

statifystatistik mithilfe des wordpress-plug-ins statify. april 2014. heute 189 aufrufe. reicht eigentlich .-)

beer kneipe und church music

hatte heute einen disput mit einem ehrenwerten anderen wikipedianer, der es nicht zuließ, in den artikel über die kneipe den ausdruck “pennkneipe” bzw. “pennerkneipe” zu setzen. beides waren umgangssprachliche begriffe, vermutlich nur in den 1920er jahren und nur in berlin etabliert. pennkneipen waren gaststätten in der nähe von obdachlosenasylen und hießen so, weil die obdachlosen, eben die penner, nach im asyl verbrachter nacht, als das asyl schloss, in die nächstgelegene kneipe gingen und dort den tag verbrachten. das argument, weshalb die pennkneipe gleich wieder aus dem kneipenartikel verschwand, war im prinzip die fehlende wissenschaftliche literatur über den begriff. da muss ich meinem mitwikipedianer recht geben. meine primärquellen waren zwar mehrere, aber auf die schnelle kann ich weder belegen, wie weit verbreitet der begriff zeitlich und räumlich war. eigentlich in plastisches beispiel durchaus fruchtbarer wikipediaarbeit.

zwei nebenfrüchtchen will ich bei der gelegenheit zeigen. zunächst ein artikel in der londoner T’iMES, wo sich eine leserin über bestimmte melodien aufregt, die im gottesdienst gesungen werden. sie vergleicht diese mit rauen deutschen studentenlliedern, wie sie in “kneipen” gesungen werden.

TheTimes_1926_Kneipedie times vom 13. oktober 1926: keine trinklieder im gottesdienst!

eine völlig unrepräsentative suche in der new york times nach dem wort “kneipe” im selben zeitraum zaubert einen langen, feuilletonistisch geschriebenen artikel über einen tag amerikanischer journalisten mit hochrangigen deutschen politikern in heidelberg hervor. dabei tritt zutage, dass reichsaußenminister gustav stresemann sich bei seinen amerikanischen gästen dafür entschuldigte, nichts für jazz übrig zu haben, es sei für ihn nur lärm, und lärm könne keine musik sein. zur versöhnung mit sich und der welt führte stresemann die delegation dann abends in eine von ihm ausgewählte heidelberger “beer kneipe”.

in dem artikel wird dr. stresemann nicht untreffend als “diktator der pazifistschen außenpolitik des [deutschen] reichs” bezeichnet; auch wenn kurz zuvor die rede davon ist, dass er ein freund der mensuren ist, also der von studentenverbindungen praktizierten gesichtsverstümmelungen. später geht’s übrigens mit den amerianischen journalisten nach schwetzingen zur spargelernte.

NYT_1928_Kneipedie new york times vom 13. mai 1928: stresemanns heidelberger “beer kneipe”.

weibliches nachrichtenkorps | adolf köglsperger 1918

in den archivnachrichten des landesarchivs baden-württemberg ist dieses poster abgedruckt, daneben die signatur, also die zeichenfolge, unter der man es im archiv selbst findet. es dauerte eine weile, bis ich es fand, denn die signatursuchfunktion ist versteckt, und wenn man sie mal gefunden hat, verhält sie sich störrisch. am ende fand ich dann nur die beschreibung des plakats, nicht aber das plakat selbst. ich musste es also aus der zeitschrift scannen, was unsinnig ist, denn um es in die zeitschrift zu bekommen, musste es ja jemand aus dem archiv gefischt und gescannt haben. das bild ist jedenfalls so fein, dass ich’s mir aufheben wollte. drunter steht der permalink.

Fernspruch_WeiblichesNachrichtenkorps_Köglspergeradolf köglsperger, fräuleins vom amt, datum unbekannt, permalink f=1-1040460

kurze recherche in der deutschen digitalen bibliothek nach “nachrichtenkorps” führt wieder ins landesarchiv baden-württemberg, zu archivalien, die nicht einsehbar sind, aber mit dem kriegsministerium und dem jahr 1918 zusammen hängen. damit können wir das poster ziemlich genau auf 1918, sicher aber nicht später (denn 1919 war der krieg zuende), datieren.

es war also der beginn der karriere des auf dem poster “A. Köglsperger” bezeichneten illustrators. auch hier bringt eine kurze suche im web (hier im museum of modern art, new york, moma) den vornamen sowie einige eckdaten hervor: adolf, 1891-1960, expressionistischer maler aus vermutlich sachsen, später bei einer gruppe abstrakter maler in der DDR aktiv, mit oskar nerlinger als kopf (siehe z. b. petra jacobi, künstlergruppen in der DDR zwischen vereinnahmung und erfindungsgabe. transcript 2007, isbn 3899426274). es wimmelt von auktionen und kunsthäusern, die adolf köglspergers gemälde verkaufen. diese gebrauchsgrafik hat jedenfalls einen charme, der auf großes talent schließen lässt. köglsperger war 23, als der 1. weltkrieg ausbrach, er nahm also vielleicht als soldat daran teil. für einen wikipediaartikel reicht das noch lange nicht, aber vielleicht weiß ja jemand mehr…

6 zylinder 7 ps | opelwerbung 1928

in den 1920er jahren schossen in europa und den USA mobilitätszeitschriften aus dem boden. zu meinen liebsten gehört der nur zwischen 1924 und 1928 erschienene “herrenfahrer”. diese ausgaben liegen alle im leipziger haus der deutschen nationalbibliothek. dort befinden sich auch exemplare des “auto magazins” aus derselben zeit, inzwischen digital kostenlos nachzublättern und gut erschlossen durch das seminar für medien- und kommunikationsforschung der universität erfurt und der sächsischen landesbibliothek/staats- und universitätsbibliothek dresden.

das-automagazin-1928zweite ausgabe des auto magazins, februar 1928

es genügt schon, eine seite aufzublättern, und man ist in einer anderen welt. das heft beginnt nämlich mit einer opel-werbung, und man sieht an ihr, wie viel ein gut ausgestattetes auto 1928 kostete, und dass es aus einem 6-zylinder-verbrennungsmotor nur 7 ps herausholte.

opel-7-PS---1928opel-werbung februar 1928: für 5000 reichsmark 6 zylinder und 7 ps

wenn man sich die werbung genauer ansieht, versteckt sich oben links ein winziges logo, nämlich das des werbegrafikers:

k-bit_grafikwer auch immer K BIT sein mochte.

ich fragte mich, wie viel geld waren 5000 reichsmark im jahr 1928? es gibt beim statistischen bundesamt basistabellen, die dann auf mehreren webseiten mehr oder weniger ansprechend aufbereitet werden, wie etwa hier bei was-war-wann.de. ein kilo brot kostete demnach 38 pfennige, der liter benzin 33 pfennige. die zeitschrift “auto magazin” kostete also etwa so viel wie drei liter benzin oder 2 1/2 kilo brot. das verhältnis dürfte heute ähnlich sein. wenn man sich die monatslöhne 1928 ansieht; sie lagen unter 100 reichsmark. man musste also 4 jahre seinen kompletten lohn in ein den autokauf stecken. heute bekäme man in vier jahren 50 x 2000 € zusammen, also 100.000 €.

warum der riesenmotor mit 6 zylindern nur 7 pferdestärken produzierte, ist auch eine interessante geschichte. ein ander mal.

friedensnobelpreis für hitler | karikatur von 1931

in → diesem eintrag zitierte ich die new york times, die den tag der machtergreifung der nazis 1933 so einschätzt: hitler wird seine diktatorischen gelüste in dem von papen-kabinett nicht ausspielen können. das heißt, dass hitler dem korrespondenten in seinen zahllosen reden und wahlveranstaltungen unmissverständlich klar gemacht hat, dass er die demokratie der weimarer republik nur nutzen wird, um eine diktatur seiner partei, also seiner person daraus zu machen. so falsch die times  die konkrete politische lage im januar 1933 einschätzt, so treffend beschreibt sie hitler selbst.

dazu passt diese karikatur des zeichners fritz eichenberg, über den es bis heute keinen deutschen wikipediaartikel gab, jetzt aber schon: fritz eichenberg. eichenberg verleiht in der oktober 1931-ausgabe der zeitschrift UHU adolf hitler den friedensnobelpreis. das heißt: es gab 1931 keinen politiker von relevanz, den man stärker mit kriegstreiberei assoziiert hat als hitler.

hitler-friedensnobelpreis-UHU-1931fritz eichenbergs karikatur: hitler erhält den friedensnobelpreis 1932. zeitschrift UHU, oktober 1931

hitler tot | new york times 1945

nazichef adolf hitler brachte sich bekanntlich am 30. april 1945 in seinem bunker in berlin um, ließ seine leiche verbrennen. wenn man die ausgaben der zeitungen an und nach diesem tag liest, gibt es den punkt, wo die nachricht wie eine bombe landet, dann kommen tage der gerüchteküchen, und irgendwann später konsolidiert sich das bild, und die volle wahrheit kommt ans licht.

NYT-Timesmachine-3_Mai_1945vorbildlicher aufbau der new york times-webseite mit der neuen timesmachine (ausgabe vom 3. mai)

ich nutzte wie im screenshot oben die von der new york times-online-redaktion erst kürzlich eingerichtete timesmachine, wo man die zeitungen lesen, aber nicht darin suchen kann. einige inhalte sind frei verfügbar, für andere braucht man ein abonnement.

am 30. april 1945 titelt die zeitung: “russen ziehen gürtel um berlins herz enger; mailand und venedig gewonnen; mussolini getötet.”

1. mai: “russen setzen siegesflagge auf dem reichstag; 7. us-armee nimmt münchen ein, fährt richtung brenner; widerstand in italen gebrochen; tito gefolgsleute in triest.”

2.mai: “hitler tot in reichskanzlei, sagen nazis; nachfolger dönitz befiehlt, krieg geht weiter; berlin fast eingenommen.”

die nazis begannen in ihrer ohnmacht stümperhaft am mythos hitler zu bauen und ließen über karl dönitz über den reichssender hamburg verkünden, dass hitler “tapfer im kampf an seinem kommandoposten in der reichskanzlei gefallen” ist. himmler, der sich den alliierten gestellt hatte, sprach allerdings von einer hirnblutung, an der hitler gestorben sei. als dönitz am abend des 1. mai im rundfunk vom heldentod hitlers sprach, mischte sich eine stimme dazwischen und rief in die laufende sendung “das ist eine lüge!” als der admiral hitler einen der größten helden der geschichte nannte, sprach die geisterstimme: “der größte faschist!” die bbc schloss daraus, sich vorläufig der weniger heldenhaften hirnblutungs-theorie anzuschließen. im rundfunk lief dazu wagners götterdämmerung und bruckners 7. symphonie.

NYT-2_Mai_1945_Ghost-radio-voicenew york times, 2. mai 1945: geisterstimme im radio

3. mai: “berlin fällt an die russen, 70.000 ergeben sich; 1.000.000 geben in italien und österreich auf; hamburg gibt auf.”

die große meldung war die einnahme berlins. aber ebenfalls auf der titelseite (siehe screenshot vom ipad ganz oben) befindet sich ein artikel “goebbels and fuehrer died by own hands, aide says”. damit steht der suizid-vorwurf im raum. in den folgenden tagen nähert sich der 2. weltkrieg seinem ende, die nachrichten überstürzen sich, hitlers todesumstände spielen angesichts dessen keine große rolle mehr.

DDR-Rockband Karat | 1984 in meiner sendung

Karat live - Patrick Baumbachkarat 2005, fotografiert von patrick baumbach für die wiki commons

im februar 1984 moderierte ich schon etwa zwei jahre regelmäßig die musiksendung im BR-zündfunk am freitag. damals stellte ich vor allem neuerscheinungen aus dem sagen wir mal progressiven rock vor. dazu gehörten sicher nicht peter maffay und die DDR-band karat. und dann kam die anfrage: karat ist in münchen, wollt ihr die band nicht in den zündfunk einladen? ich sagte ungern zu, weil der deal war, nicht über politik zu reden. und so war das gespräch denn auch etwas verklemmt und eierte um den heißen brei herum. anfangs sprechen wir über den karat-song “über sieben brücken musst du gehen” (ein hit von peter maffay), und wo bei einer aussage wie “wenn du ausdauer hast, wird’s schon irgendwie ins paradies gehen” der klassenkampf bliebe? die antwort war: das ist ein altes polnisches märchen, nichts weiter.

aus dem mitschnitt vom 17. februar 1984 habe ich jetzt die musiken weitgehend eleminiert, weil ich mit dieser webseite nicht in lizenzschwierigkeiten geraten möchte.

 

karat in der BR/zündfunk-sendung vom 17. februar 1984

hobby | populärwissenschaft 1957

es nannte sich “magazin für technik” und war in den 1950er jahren nicht nur viel gelesen, sondern eine institution. wer sich für autos und technik interessierte, bekam hier schöne bilder und infos. ich habe vor jahren einige exemplare via ebay für paar euro ersteigert, dies hier ist die ausgabe vom märz 1957.

hobby-zeitschrift-märz-1957zeitschrift hobby, märzausgabe 1957, ehapa-verlag stuttgart

die hefte sind zwar kleinformatig (DIN A5), aber dick; die abgebildete ausgabe hat 144 seiten. jedes exemplar dieser zeitschriften beamt uns direkt in diese zeit:

die dritte seite zeigt eine “Torpedo-Kofferschreibmaschine Modell 20″ und bietet eine upgrade-option, die damals so formuliert wurde:

“Alles [Bezahlte] wird auf die nächste Maschine [die Sie bei uns kaufen] angerechnet.”

wer sich den katalog bestellen wollte, musste laut dieser anzeige drei daten liefern, was damals sicherlich nicht groß auffiel, aber für den schreibmaschinenkatalogversandt eigentlich überzogen war: außer name und adresse (postfach und postlagernd nicht erlaubt; man wollte offenbar kunden erreichen, die ordentlich in miete lebten und einen eigenen briefkasten hatten) wollte die schreibmaschinengroßhändler Günther Schmidt KG Frankfurt auch beruf und geburtsdatum wissen.

es wimmelt in dem heft von kleinen bastlertipps. da gibt es etwa ein vierseitige anleitung zur konstruktion eines hockers oder wie man stromkabel sauber isoliert oder ein “Transistor-Tonbandgerät mit Taschenlampenbatterie – der neue Schlager” für kinder baut, genannt “Bambinophon”.

die anderen großen themen des hefts sind

  • ein kommentar über die ausufernde typenvielfalt bei zahnbürsten, waschschüsseln und autos. (sinngemäß: der kapitalismus funktioniert besser, wenn man klare marken führt, statt das angebot beliebig groß werden zu lassen.)
  • ein kino mit rundum-projektion und 4-kanal-rundum-sound
  • bau des hooverdamms in den usa
  • porsche carrera test (mit 100 ps “vom sanften Lamm zum wilden Tiger)
  • strahlflugzeug mit hackantrief (die caravelle)
  • eigenheim vom fließband
  • 8-zylinder-einspritzssystem bei chevrolet
  • atomspaltung

dummerweise hatte ich das heft heute in der u-bahn dabei und kam aus dem lesen gar nicht mehr heraus. mehr davon später.

kriegspropaganda im archiv | 1. weltkrieg

Kriegspropaganda_1916_Dum-Dum-Geschossekriegspropaganda: die dum-dum-geschosse der franzosen (1. weltkrieg)

ich hatte heute ein längeres telefonat mit einem programmierer des webauftritts des landesarchivs baden-württemberg. wie bei vielen archiven ist es zwar herrlich zu sehen, wie sie sich nach außen öffnen, aber es wimmelt von hindernissen, bis wir von außen das finden, was wir suchen.

ein drastisches beispiel ist die eingangsseite des archivs, auf der u.a. eine feldpostkarte aus dem 1. weltkrieg zu sehen ist, und wenn man darauf klickt, um sie näher zu studieren, wird man auf eine seite geworfen, wo von dem bild nichts mehr zu sehen ist. all sowas zu vermeiden, daran arbeitet das archiv, an dergleichem arbeiten alle archive. die hintergründe, warum vieles von außen so kompliziert wirkt, sind tief in den archivstrukturen zu finden. sie sind lange analog gewachsen, und plötzlich steht das internet da und ruft: “digital, sofort!”

ich lernte in dem telefonat einiges, unter anderem, was ein permalink ist: ein weblink auf ein archivgut, der sich so schnell nicht ändert. der postkartenscan oben hat den permalink http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-116544. habe ich gleich auch in den wikipedia-artikel über den permalink reingeschrieben.

aber eigentlich wollte ich nur das bild zeigen, dieses ästhetisch inszenierte, aber subversiv-fiese propagandafoto der deutschen gegen die franzosen im ersten weltkrieg. wenn ich sowas finde, drängt es geradezu in die wikipedia hinein. das bild findet sich jetzt bereits in den artikeln über propaganda im 1. weltkrieg und über dum-dum-geschosse in der deutschen und in der englischen wikipedia.

hier ein weiteres bild aus dem archiv (in sigmaringen; die genaue herkunft fällt digital nicht auf): eine ganze serie von postkarten zeigt diese drei personen in ähnlich inszenierten posen, mal mit dem verletzten, mal mit dem erschöpften, mal mit dem sterbenden soldaten:

Feldpostkarte-fürs-Vaterlandsterben fürs vaterland, mit dem herz voller begeisterung. 1. weltkrieg. november 1914. → permalink

die stärke eines solchen permalinks, also des direkten verweises auf die original-erschließungsdatei, ist, dass sich dort in der regel weiterführende informationen finden. in diesem fall folgende:

Aus Bestand: N 1/85 T 1
Nachlass Heinz Braun (geb. 1927) / 1904-2009

Feldpostkarten
Bestellsignatur: N 1/85 T 1 Nr. 132
Archivischer Identifikator: 6-461118
Permalink: http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=6-461118
Archivalienart: Fotos
Titel: “Für’s Vaterland!
Das Herz voll heller Begeisterung
So stürzt’ ich mich in den Kampf,
Dann kam das Geschoss und ich sah nichts mehr
Als feindlichen Pulverdampf.”
Feldpostkarte vom 27.11.1914 an Babette Müller, Ellerstadt, aus Karlsruhe von ihrem Bruder Jakob Müller
Laufzeit: 28. November 1914
Format: 8,6 x 13,6 cm cm
Vorsignaturen: 7082/2
Stichworte: Ellerstadt DÜW
Karlsruhe KA
Müller, Babette, Ellerstadt
Müller, Jakob, Kriegsbekleidungsabteilung, XIV. Armeekorps, IV. Bataillon, 16. Kompanie, Karlsruhe

hitler harmlos | new york times januar 1933

die new york times hat den holprigen aufstieg adolf hitlers seit dessen haftentlassung (ausgabe vom 20. dezember 1924) kritisch beobachtet. ab september 1930 gibt es zahlreiche artikel über ihn. für die leser der times ist er also kein unbekannter, als die zeitung in ihrer ausgabe vom 31. januar 1933 anlässlich der machtergreifung berichtet:

Hitler-Machtergreifung-New-York-Times-1933new york times, titelseite der ausgabe vom 31. januar 1933

bemerkenswert ist der zweite absatz (“The composition…”), in dem steht, dass “die Zusammensetzung des Kabinetts Herrn Hitler wenig Spielraum lässt, jegliche diktatorische Ambitionen zu befriedigen”. bemerkenswert deswegen, weil hitler das kabinett und seine kanzlerschaft bekanntlich umgehend dazu nutzte, die republik abzuschaffen und die nazi-diktatur zu installieren. der autor des artikels, guido enderis, schien hoffnung zu haben, das schlimmste sei zu verhindern.

#recherche: ich habe heute wenig zeit dafür, aber der rechercheweg in zeiten eines so breit aufgestellten internets ist für alle, die das noch anders kennen, phänomenal. auf die schnelle geht das in dem fall so: ich suche nach guido enderis, stoße auf ein → geheimdokument als faksimile (pdf) innerhalb der US-diplomatie vom märz 1938, in dem von massiven einschüchterungen von journalisten und juden durch die nazis die rede ist, unter anderem wird hier guido enderis als opfer beschrieben.

geist-an-messersmith-1938

der us-konsul in berlin an den stellvertretenden us-außenminister 1938

zitat (aus dem dokument oben übersetzt):

“Ich weiß, dass Baron Rothschild mitten in der Nacht aus seinem Haus geschleppt wurde und sein Palast sofort in den Besitz der SS überging, im Hof Leuchtfeuer entzündet wurden, die Weinkeller geplündert, Feste und Trinkgelage abgehalten wurden. [Der Hearst-Journalist Pierre] Huss hat selbst gesehen, wie jüdsiche Frauen in Abendkleidern mit ihren Fingernägeln Poster [für Veranstaltungen mit Juden] von den Wänden kratzen mussten, woraus der Grad der Barbarei klar wird, der während der Übergriffe toleriert wurde.”

mein vater (geboren 1926, sohn eines antifaschisten) schrieb mir dazu gerade:

“Wir haben mal in der Handelsakademie [in Prag] ein Klavier oder einen Flügel anschaffen wollen oder sollen (Musikunterricht gab es ja nicht), und da hat der Direktor einem Lehrer (Mir ist plötzlich der Name des Lehrers eingefallen. Er hieß Matula und hat kaufmännisches Rechnungswesen unterrichtet. Ich erinnere mich, dass er ein sehr guter Lehrer war.) den Auftrag gegeben, zu einer bestimmten Adresse zu fahren einen Flügel zu besorgen. Der Lehrer, der in unserer Nähe gewohnt hat, hat mich gefragt, ob ich mitfahren wolle. Ich bin mitgefahren. Der Ort war mit der Straßenbahn zu erreichen. Da kamen wir in eine riesige Halle, vielleicht waren es auch mehrere Hallen nebeneinander, und da standen nicht nur Klaviere und Flügel, andere Sachen aus den Wohnungen der Juden. Die deutschen Käufer sind da rumgelaufen wie in einem Kaufhaus, ein Mann mit Judenstern hat die Aufträge entgegen genommen, und die Sachen wurden dann geliefert. Unsere Schule hat einen Flügel geliefert bekommen, den der Lehrer ausgesucht hat. Als der Flügel gebracht worden war, hat der Lehrer begeistert eine Stunde lang darauf gespielt. Bei der Lieferung war ich nicht dabei, aber danach beim Klavierspiel des Lehrers schon. Bei einem Bombenangriff auf Prag wurde das Haus, in dem der Lehrer gewohnt hat, zerstört. Alle Bewohner kamen dabei ums Leben. Mir fällt immer wieder mal was ein. Zum Beispiel durfte kein Jude nach 17 Uhr auf dem Wenzelsplatz sein.”

zurück zu dem brief oben: weil aus dieser tief besorgten diplomatenpost nicht klar hervorgeht, wen der us-konsul raymond h. geist hier anschreibt, nämlich einen mr. messersmith, google ich nach diesen beiden namen und stoße auf ein → weiteres dokument, diesmal vom april 1939, in dem es vor allem um die unterdrückung der juden geht. hier steht auch messersmiths vorname, nämlich george, also suche ich den → wikipediaartikel über george messersmith auf, den es tatsächlich schon gibt (übrigens seit 21.12.2010 18:44) und der wie meist bei historischen politischen themen, eine perfekte orientierung bietet. geschichtlich einordnen lässt sich das schreiben im kontext der judenvertreibung und judenvernichtungspolitik der nazis. es war damals, im frühjahr 1938, noch nicht ganz klar, ob die nazis eine koordinierte ausreise der juden unterstützten (wie sie zunächst vorgaben, schacht-plan) oder die totale vernichtung der europäischen juden im sinn hatten; bis zur wannseekonferenz, wo der holocaust entschieden wurde, vergingen noch 4 jahre. die dokumente im internet zu den vorgängen 1938 sind üppig. unter anderem bietet das vom bayerischen rundfunk betriebene internetportal “die quellen sprechen” ein von einem sprecher vorgelesenes transkript der → kabinettsitzung vom 12. november 1938, wo sich reichsminister göring zur “judenfrage” unmittelbar nach den pogromen äußert.

kurz noch zurück zum new york times-artikel: die londoner times schätzt den tag vorsichtiger ein. wörtlich übersetzt schreibt der korrespondent:

“Die Zusammensetzung des neuen Kabinetts […] bedeutet nicht, dass man die Vorgänge in Deutschland nicht mit Wachsamkeit und Vorsicht beobachten muss. Als letztes kann man eine Verbesserung der Französisch-Deutschen Beziehungen erwarten. Herr Hitler hat zu laut und zu oft darüber gesprochen. Jedoch ist bei aller Vorsicht, die die Situation gebietet, die Hoffnung vorhanden, dass sich ein Hitler an der Macht als weniger gefährlich herausstellt als ein Hitler frei von jeglicher Verantwortung.”

die times hat an dem tag 7 artikel über hitlers karrieresprung, unter anderem einen, der die börse daraufhin beobachtet (sinkende, später am tag wieder steigende kurse) und eine bildstrecke, wo paramilitärs im lechfeld deutschen drill üben. im artikel “Herr Hitler in Office” benutzt die times das wort Hitlerite, zu deutsch wäre das Hitlerit, also hitler-anhänger.

joseph weizenbaum | 1991

Joseph-Weizenbaum-by-Peter-Haas---2006joseph weizenbaum 2005 in jena, fotografiert von peter haas; haas’ filmportrait über weizenbaum → hier

in meinem cassettenregal wimmelt es von sendungsmitschnitten, und ab und zu greife ich, ziemlich beliebig, eine cassette heraus und digitalisiere sie. heute war das der mitschnitt meiner computersendung “bit, byte, gebissen” vom 12. august 1991, als der computerpionier joseph weizenbaum live im studio war. das gespräch füllte die halbe stunde der sendung, es ging um computerspiele, flugsimulatoren, von neumann rechnerarchitektur, röhrentechnik, die ausreise 1936 (weil die weizenbaum-familie juden waren) aus deutschland nach amerika, die nazis, die einwanderung, zeppeline, das MIT, unsinnig teure forschung wie teilchenbeschleuniger und vor allem gesellschaftskritik wegen sinnloser, gedankenloser hetzerei, kapital-verschuldung, computertaktung.

hier ein kurzer und wegen des tonfalls nicht untypischer ausschnitt des gesprächs. ich habe im zündfunk und vor allem meinen eigenen sendungen sehr gern selbst angefertigte jingles gespielt, damals noch mit bandtechnik aufgenommen und gemischt, wegen geringem sendebudget bin ich in dem jingle der einzige sprecher und habe einen drum-loop aus meinem synthesizer als hintergrund benutz. danach spricht weizenbaum über die außergewöhnliche debattenkultur, die präzisen, ja aggressiv wirkenden, aber nie persönlich gemeinten fragen der briten, die er gerade bei einem vortrag an der technischen universität brighton erlebt hat.

 

joseph weizenbaum, kurzer ausschnitt aus einer BR/zündfunk-sendung vom juli 1991

kimmo pohjonen und der film über ihn

soundbreaker-poster-1soundbreaker filmplakat

von kimmo pohjonen hatte ich noch nie gehört, aber das heißt nichts, und eine einladung des finnischen konsulats zur premiere eines finnischen dokumentarfilms über einen skurrilen finnischen musiker erschien einladend. außerdem war der trailer zu dem film “soundbreaker” gut gemacht, schöne bilder, bisschen viel ethno-musikuntermalung für zentraleuropäische geschmäcker, musikextase und der sprung in ein loch im finnischen eismeer. kimmo koskela hat 12 jahre lang pohjonen portraitiert, der film läuft am 17. april in deutschen kinos an. paar anmerkungen:

der film hat starke bilder und sounds (makroaufnahmen von alten ratternden verbrennungsmotoren) und starke musik. aber er hängt an vielen stellen durch. und nach einer weile wird die musik samt ihrer ekstase so eintönig ekstatisch, dass ich aufatmete, am schluss ein solo auf akustischer gitarre zu hören. schließlich: das klischee sagt, den finnen geht die selbstironie ab; diesem film auch. selbst skurrile schilderungen wie die vom rauchenden frosch oder der handgeburt einer kuh haben eine völlig unnötige schwere. vielleicht hätte koskela mit weniger kunstschnee und unterwasser und bluteinfärbung arbeiten lassen und pohjonen nicht so oft ins eiswasser gehen und von tiefen erkenntnissen über selbstverwirklichung reden lassen sollen. ingesamt wäre der film schön knackig in 30 minuten erzählt. na gut, in 40, aber keine minute länger.

das filmgespräch nach der premiere im filmhaus köln war so platt moderiert (fragen, die keine fragen waren), dass ich nur 6 minuten davon mit meinem smartphone mitgeschnitten habe. diese hier:

kurzer ausschnitt aus dem interview mit den beiden kimmos nach der premiere im kölner filmhaus

lena dunham gratuliert david letterman

seit ich die erste staffel von GIRLS gesehen habe (die zweite hat mich dann nicht mehr so interessiert), folge ich der hauptfigur und drehbuchautorin lena dunham auf twitter. selten lese ich ihre tweets, heute aber stach mir das bild (unten) ins auge. sie postet da ihren auftritt in der david letterman show. letterman wird heute, am 12. april, 67 jahre alt. [grüße an meinen vater, mit dem ich schon mal bei der aufzeichnung der show dabei war! ich habe lettermans show erstmals 1987 gesehen und sie erstmals 1988 besucht, damals noch bei CBS. die show läuft wie ein uhrwerk ab, und von lettermans sympathie für die studiogäste ist vor und nach der show nichts zu spüren; kein wunder, wenn man seit jahrzehnten fast täglich sendet.]

dunham-gratuliert-lettermanlena dunham gratuliert david letterman in einem tweet.