zwei musiker weit | oben

das fand ich im digitalen archiv der library of congress: der geiger → roman totenberg (1911–2012) und der pianist → artur balsam (1906–1994) auf dem empire state building in manhattan. im hintergrund das chrysler building und im east river roosevelt island mit der → queensboro bridge.

totenberg und balsam, um 1940

hier ein holzschnitt totenbergs aus den 1930er jahren, angefertigt in paris von seiner freundin ilka kolsky. kolsky, zwei jahre älter als totenberg, verstarb bereits mit 28 jahren.

totenberg, von ilka kolsky


der planet | herschel

sonnensystem nach bartholomew burges 1789

im 18. jahrhundert kartografierten die astronomen emsig das sonnensystem. sie kannten fast alle planeten und die zusammenhänge zwischen umlaufbahnen. am 13. märz 1781, also nur wenige jahre vor burges’ planetenatlas, entdeckte der britische, in deutschland aufgewachsene mathematiker → wilhelm herschel einen ziemlich weit entfernten, aber großen planeten. anfangs, wie im sonnenatlas von 1789, hieß der planet nach seinem entdecker:

detail von oben

erst ein halbes jahrhundert später setzte sich der heute bekannte name des planeten herschel durch: → uranus. übrigens der vater von saturn und großvater jupiter.

voyager 2 aufnahme des uranus

der kaiser in | prag

schau, franz josef, der brunnen leuchtet!

im spätsommer 1891 besuchte franz josef I mal wieder prag, diesmal das messegelände. er wäre gern auch kaiser von böhmen geworden, und die meisten böhmen wollten das auch, aber allzu dringlich war das thema dann doch nicht. ob er mit sissi kam, kann ich der medaille nicht entnehmen. sie stammt von meinem opa, der die österreichische monarchie schätzte und schon allein deswegen (vor allem aber aus anderen gründen) erklärter antifaschist war.

der kaiser in prag

das bild unten zeigt die kaiserin in einem zu lebzeiten nicht veröffentlichten gemälde von franz xaver winterhalter.

nur für des kaisers augen bestimmt: sissi

james cook | kriegsentscheidend

in londons british library läuft zurzeit eine ausstellung zu james cooks drei expeditionen. die erste begann vor genau 250 jahren. die ausstellung ist für eine bibliothek typisch gestelzt und unelegant angelegt, also keinen besuch wert.

cook hat als marineoffizier vor seiner weltreise etwas erstaunliches und für einen offizier untypisches getan: den den sankt-lorenz-strom bei quebec so präzise aufzuzeichnen, dass die briten leichtes spiel hatten, dort einzumarschieren. dieser aspekt fehlt meines erachtens in der ausstellung, aber in der deutschen wikipedia steht er.

verbrechens | leugner

von hab nichts davon gewusst-typen wimmelte es noch jahrzehnte nach dem holocaust. ganz besonders übel ist der fall → kurt franz. er kam jetzt wieder zutage, weil → claude lanzmann gestorben ist, in dessen film → shoa eben dieser kurt franz zu beginn bis in kleinste details die vernichtung neu angekommener juden im → KZ treblinka schilderte. bei treblinka ist “KZ” fast falsch, denn die tötung funktionierte da ohne große unterbringung der häftlinge. kurt franz sagt in shoa, dass die frauen bisschen länger “brauchten”, bis sie sich entkleidet und die haare haben abschneiden lassen, bis zu eineinhalb stunden. dann gingen sie in einen gekrümmten, mit zweigen schön dekorierten gang – direkt in die gaskammer.

treblinka: 1) ankunft, 2) entkleidung, 3) vergasung. meist unter 1 stunde.

kurt franz wurde wegen seiner leitenden funktionen und seiner extremen brutalität zu lebenslänglich verurteilt, bekam aber relativ früh freigang. er war durchaus aukunftsfreudig. während der lanzmann alles emotionslos erzählte, gab er im späteren WDR-interview den falsch verstandenen: er hätte mit dem holocaust nichts zu tun gehabt und es von anfang an abgelehnt, juden zu töten – denn er habe in ratingen auch einen sehr netten jüdischen freund gehabt. auch den tötungsvorgang selbst wollte er nicht gesehen haben, allerdings die hinten aufgetürmten leichen, die dann auf einem rost in den ofen kamen. dafür sei ein anderer zuständig gewesen. ein witz, denn kurt franz war erst lagerkoch, später lagerkommandant, und das lager war so übersichtlich, die gaskammern mussten so regelmäßig nachbestückt und mit gift versorgt werden… wennn ich heute höre, dass der vorsitzende einer im bundestag sitzenden fraktion die judenvernichtungszeit als → “vogelschiss” in der deutschen geschichte bezeichnet, kann ich nur kotzen.

hier → die lange WDR-doku aus den 1990er jahren (sowas wäre heute nicht mehr im WDR möglich; zu lang, zu wenig regionales, zu “schwer verdaulich”, zu weit weg vom “zuschauer”). franz tritt sonnigen gemüts bei 2 stunden 21 minuten auf. und weil er so mit seinen „freundschaften“ mit juden in ratingen prahlt, auch dazu ein link: http://www.stadt-ratingen.de/…/e-books/KurtFranzQuecke70.pdf

heute sendete der deutschlandfunk → die rede von feridan zaimoglu anlässlich des klagenfurter literaturpreises. er spricht nicht vom holocaust, aber voller wut und ekel von allen menschen ohne gewissen.