januar 1933 | österreich

https://anno.onb.ac.at/

die österreichische nationalbibliothek digitalisiert zur zeit faschistisch-nationalsozialistische zeitungen aus den 1920er und 1930er jahren. als ich letzte woche die monatszeitung „das hakenkreuz“ las, erschienen von 1924 bis 1928, schrieb ich einen wikipedia-artikel darüber. die lektüre war aufschlussreich. offenbar war schon mitte der 1920er jahre völlig klar, was die anhänger der nationalsozialistischen idee vorhatten: die vernichtung der juden, die abschaffung der demokratie, die abschaffung der sozialdemokraten und der pressefreiheit, und eine abrechnung mit den siegermächten des 1. weltkriegs.

in der jetzt digitalisierten österreichischen zeitung „der führer“ wird bereits in der ersten ausgabe vom januar 1933 der „anschluss österreichs an das deutsche reich“ als zwingend notwendig genannt. außerdem bezieht der anonyme autor stellung zu den nach dem weltkrieg verlorenen kolonien. unmittelbar danach wird die unterwerfung des „ostens“ und dessen „rassische substanz“ angesprochen.

„der führer“, wien, januar 1933

biggin hill | isle of wight

sundown airport (google maps)

in 1991 i had moved to london and looked for options to fly cessnas there. there was a neat little airport (little compared to gatwick) named biggin hill in the southeast of london, not far from crystal palace, easy to reach by tube and bus. since nobody there knew my flying skills, i needed to get checked out by an instructor. thats the second line in my pilot logbook: we flew a few rounds in a piper PA 28/161.

logbook entries summer 1991

a day later i came back, rented a cessna 152, took off, flew for half an hour, landed. all fine. that‘s line three in the logbook.

a week later, a friend of mine from berlin was visiting. i invited him to a flight from biggin hill to the isle of wight. a woman joined us. for the three of us i rented a four seater. on midday of that very hot july 29 we took the tube from notting hill and a bus to biggin hill.

bus stop biggin hill

the flight to the isle of wight was easy, a little over an hour. from the US and from germany i was used to pretty simple, often rectangular visual references on the ground. south england is quite different, with a long tradition of tiny, never rectangle farmland patches. but, of course, i flew with instruments (no GPS then). i landed the plane on the the grass runway. because of a possible change of weather in the evening we flew back before sunset.

pilot log

google gemini | lügt

gestern stieß ich in der fahrrad- und automobil-zeitung vom 25. april 1907 auf einen ausführlichen artikel über den stoßdämpfer. 1907 waren auto-mobile zwar eine seltenheit, aber es war klar, dass dieser fortbewegungstechnik eine blühende zukunft gehört. in dem artikel wurden mechanische stoßdämpfer besprochen, erfunden und patentiert von einem herrn namens “krebs”:

fahrrad- und autozeitung 1907

ich sah in der wikipedia bei → stoßdämpfer nach, fand aber keinen krebs. also gab ich der KI-suchmaschine von google eine chance, fragte nach dem vornamen von herrn krebs – und wurde sofort fündig:

der erfinder der stoßdämpfer hieß also eindeutig franz krebs, geboren am 14. mai 1887 in münchen; er hat 1925 den hydraulischen stoßdämpfer erfunden, später die scheibenbremse usw. also sah ich in der wikipedia nach diesem franz krebs, fand ihn aber nicht. auch nicht anderswo, zum beispiel in verbindung mit der automobil-ausstellung 1931, als man ihm (laut google) mit dem großen preis ehrte.

oben rechts in google gemini steht “vorschläge anzeigen”. da gibt es zu jeder aussage zwei alternativen:

in der ersten “alternative” heißt der mann edmund krebs, in der dritte alternative wieder franz krebs. es gibt angeblich noch weitere erfinder des stoßdämpfers, nämlich alfred und fritz krebs. der franz krebs in der dritten alternative wurde 1901 in münchen geboren und starb ebenda 1970. im ersten suchergebnis schlug die KI als geburtsjahr 1887 und als sterbejahr 1969 vor.

das gefährliche daran ist, dass gemini dinge ausspuckt, die vor beliebigkeit strotzen und deswegen null informationswert haben. weniger als null, denn hätte ich den franz krebs als erfinder in die wikipedia geschrieben, wäre das schlichtweg falsch gewesen. um die sache auf klassischem weg, also ohne KI für mich zu klären, untersuchte ich den artikel von 1907 nochmal genauer auf hinweise über diesen ingenieur namens krebs. und fand in klammern an einer stelle Panhard & Levassor. damit war der fall gelöst. denn in dem → wikipedia-artikel über panhard & levassor kommt der erfinder namens krebs viermal vor, natürlich auch in bezug auf den stoßdämpfer. er hieß Arthur Constantin Krebs, und dem → wikipedia-artikel über ihn darf man getrost trauen – während google gemini für solcherlei anfragen gift ist.

so sah er übrigens wirklich aus, der mann, der nicht franz, auch nicht edmund und fritz, sondern arthur hieß:

arthur constantin krebs, mit 41 jahren

musiksuche nach | 20 jahren

es muss um das jahr 2005 herum gewesen sein, dass ich eine kurz zuvor von mir bespielte cassette in den cassettenplayer im auto einlegte – und begeistert zuhörte. weil ich damals immer wieder mal (quasi blind) irgendwelche radiosender mitschnitt und dann nicht daran dachte, die cassette zu beschriften, wusste ich nicht, von wem dieses wunderbare stück war. hier ein mini-ausschnitt; mini, weil ich keine rechte verletzen möchte:

es war die zeit, als ich anfing, mit igor stravinsky zu beschäftigen und auch bücher las, vor allem die von stravinskys assistenten, dem dirigenten und autor → robert craft. das musikstück auf der cassette klang ein bisschen nach stravinsky, auch die energie und die bläsersätze darin erinnerten mich an ihn. ich hörte unendlich viel orchestermusik von stravinsky, die sich aber mit der musik auf meiner cassette nicht deckte. zur gleichen zeit hörte ich musik von paul hindemith, einem zeitgenossen strravinskys. hindemiths symphonische stücke kamen irgendwie näher an das unbekannte werk auf meiner cassette.

meine frau nahm die cassette mit in den WDR und bat e-musik-expertInnen um rat. auch von da war zu hören: passt zu stravinsky, passt zu hindemith, und auch zu paar anderen aus der zeit, frühes 20. jahrhundert; aber genau dieses stück kennen wir leider nicht.

es beschäftigte mich vielleicht ein jahr. die cassette schob ich irgendwann in mein regal. jetzt holte ich sie wieder heraus, digitalisierte das stück und spielte es meinem smartphone vor. das gab nach ungefähr eineinhalb sekunden titel, komponist, orchester und dirigent an. damit war mit einem schlag ein 20 jahre altes rätsel für mich gelöst.

hans rosbaud dirigiert hindemith

in 20 jahren ändert sich der musikgeschmack, klar. ich finde den ersten satz von hindemiths konzert für orchester opus 38 nicht mehr so toll wie damals, aber er gefällt mir nach wie vor gut.

28 jahre | entwicklung

im dezember 1915 vermeldete die österreichische → allgemeine automobil-zeitung diesen grandiosen technischen fortschritt. mercedes hatte damals die gummireifen abgeschafft und nach einer menge geplatzter luftgefüllter reifen den “pneu” in serie gebracht.

der ausführliche zeitungsartikel lobt → Emil Jellinek-Mercédès, den österreichischen geschäftsmann und (vermutlich) rennfahrer, der der marke ihren namen gab: mercedes.

zug von münster | nach riga

als am 13. dezember 1941 dieser zug von münster richtung riga abfuhr, schauten die menschen gar nicht glücklich aus den fenstern. vorangegangen war etwas ungeheuerliches: bei bürgern in bielefeld, münster, osnabrück und den dörfern dazwischen kam die polizei am 11. dezember in die wohnungen, forderte die menschen auf, das nötigste zusammenzupacken (maximal 50 kg, keine wertsachen) und mitzukommen: in bielefeld in einen raum in der gaststätte kyffhäuser am kesselbrink, in münster unter anderem in den getrudenhof in der warendorfer straße. zwei tage später trieb die polizei die menschen zum bahnhof. die bevölkerung sah interessiert bis amüsiert zu, wie man fotos aus der zeit entnehmen kann — und dem kommentar auf der rückseite dieses fotos:

georg hübners kommentar zu seinem foto

die gefangenen, vorwiegend menschen jüdischer abstammung, mussten die reise an die ostsee selber bezahlen. als der zug nach vier tagen in riga ankam, endete die deportation: sie kamen ins ghetto, einen streng abgegrenzten bereich der stadt, überfüllt mit menschen. gehen auf dem bürgersteig verboten. der war den bewachern vorbehalten. fast alle menschen im rigaer ghetto wurden in nahegelegenen wäldern erschossen oder aufgehängt.

die „arischen“ daheimgebliebenen freuten sich unter anderem deswegen, weil sie ohne aufwand an neue besitztümer kamen. alles war vom finanzamt geregelt: wer die kohlen im keller abholen konnte, wer das besteck. die bankkonten wurden eingefroren — und blieben als geschenke an die bank bei der bank. und plötzlich gab es schöne freie wohnungen!

compositing with | magic mask

i attended two siggraph conferences as a journalist, one → 1999 in LA, and → a year later in new orleans. in LA i heard talks about simulating the structure of tree branches and their growth and lots of other topics. however, what was totally new to me in 1999, was “compositing“. i thought this can’t be a spelling error and went into the big hall where artists working on big hollywood films showed their, yes, compositing works.

apart from being a journalist i studied 3D computer animation with → power animator and later → maya at that time. compositing relied on much more powerful computers, film scanners etc.

fast forward 24 years: compositing tools run on mac and windows laptops now. particularly one program caught my attention: → davinci resolve by the australian software company → blackmagic design. the free version is a powerful video editing and colour correction suite. in the paid version you get access to more sophisticated tools such as for masking and tracking. the 4 minute tutorial you find in the link above is my humble attempt to demonstrate the use of the “magic mask”.

wikipedia has articles about compositing in different languages, however, with no video, only stills. now this changed. i created a “composite“ within a minute and uploaded it to wikimedia commons.

KI | gefährliche halbwahrheiten

ich bat google BARD um die bescheibung dieses fotos:

hier die antwort:

Das Foto zeigt ein Elektroauto, das an einer Ladestation angeschlossen ist.stimmt
Das Auto ist ein schwarzes SUV,…falsch
und es ist an einer Ladesäule mit CCS-Anschluss angeschlossen.stimmt
Die Ladesäule ist an einer Wand montiert…falsch
und hat eine blau-weiße Farbe.stimmt
Das Foto wurde bei Tageslicht aufgenommen,falsch
und die Sonne scheint auf das Auto.falsch
Die Ladesäule hat eine Anzeige, die die Ladeleistung des Autos anzeigt.falsch
Die Anzeige zeigt an, dass das Auto mit einer Leistung von 300 kW geladen wird.falsch
Das Auto ist leer, und es gibt keine Personen in der Nähe.falsch
Es scheint, dass das Auto von jemandem abgestellt wurde, der es später wieder abholen wird.falsch
Hier sind einige weitere Details, die man auf dem Foto erkennen kann:
Das Auto hat ein Nummernschild aus Deutschland.
falsch
Die Ladesäule befindet sich an einer öffentlichen Straße.falsch
Es gibt einige Bäume und Büsche in der Nähe des Autos.falsch
Das Foto wurde in Leverkusen, Deutschland, aufgenommen.falsch
Ich hoffe, diese Beschreibung ist hilfreich.nein

mobile phone coastal | shots

my DSLR camera has been in deep sleep for years. the reason is the power of mobile phone cameras. these two photos were done without effort on my google pixel phone, with a small dose of postproduction using #snapseed (on the phone). both photos are licensed via dpa/pictureAlliance

nach | zügler

erschießungstrupp in böhmen

heinz barth wurde 1939, wie praktisch alle jungen männer, eingezogen. anders als die meisten kam er nicht zur wehrmacht, sondern zur einer militärisch geführten polizeieinheit.

hitler hatte die tschechoslowakei annektiert. heinz barth kam nach böhmen und wurde von seinem zugführer gefragt, ob er an einem offizierslehrgang interesse hätte. barth wunderte das, weil er kein abitur hatte.

dann kam ein schlüsselerlebnis: bei einem appell sollten sich freiwillige melden, an einer “sonderaktion”, nämlich an einem erschießungstrupp teilzunehmen. barth meldete sich nicht freiwillig. dann aber trat der → spieß an ihn heran, meinte, wenn er weiterhin offizier werden wolle, müsse er sich schon fügen. am abend desselben tages schossen er und einige seiner kameraden an pfähle gebundene tschechische bürger – angeblich aufständische – nieder. heinz barth fand das nicht so schlimm wie gedacht, weil er kameraden um sich hatte, die mit ihm zusammen schossen. übrigens aufs herz der tschechen.

heinz barth (links) als untersturmführer der waffen-SS

1944 kam heinz barth, nun obersturmführer der waffen-SS an die westfront, nach frankreich. er nahm am → massaker von oradour-sur-glane teil und erschoss dutzende franzosen. am ende des zweiten weltkriegs verlor er ein bein. zurück in seiner heimatstadt → gransee (etwa 70 km nördlich von berlin, damals DDR) stieg er zum leiter der konsumgenossenschaft auf. 1953 verurteilte ihn ein militärgericht in bordeaux in abwesenheit zum tode. 1976 kam er der stasi auf den schirm, weil die im geheimen → NS-archiv zufällig unterlagen über ihn fand. die stasi beobachtete ihn einige jahre, bis er 1981 verhaftet wurde. im gerichtsverfahren 1983 wurde er zu lebenslanger haft wegen kriegsverbrechen verurteilt. der mitschnitt des strafprozesses (und zwei weiterer) ist ab november 2023 im → archivradio des SWR zu hören.

personalausweis-ersatz mit falschangaben

vergessen wir nicht den holocaust, der die aktionen von heinz barth natürlich beflügelte. → schauerlich.

CD-ROM | magic

what amazing tech: a disk with so much information. invented in the late 1970s. widely distributed in the 1990s. totally outdated by 2010. — time for the plastic trash bin.

cd-roms for apple macintosh

starry | night

jupiter on the left (tap to enlarge)

i took these pictures last night with a low budget 360 camera* and the following settings:

ISO 800

speed 30 seconds

white balance automatic

lights out in the house.

*insta360 one X2

schnellladen | spätsommer 2023

die preise fürs elektrische laden von e-autos sind in den letzten monaten tendenziell gestiegen. innerorts sind 60 cent für die kilowattstunde (kWh) üblich geworden, während es zuvor 45 cent waren. der preis von 60 cent für die kWh an einer langsam ladenden säule sind angesichts der aktuellen strompreisstruktur nicht nachvollziehbar; man kann sie getrost unverschämt nennen. siehe zum beispiel strompreise und elektroautos.

anders sieht es auf langstrecken aus. da gingen die preise nach unten. beim vor allem an autobahnraststätten vertretenen platzhirschen ionity fiel der preis von 89 auf 69 cent für die schnell ladende kWh. ähnlich bei tesla. teslas ladesäulen wurden erst vor kurzem auch für nicht-tesla-autos freigeschaltet. die ladeparks sind üppiger mit ladeplätzen bestückt als die von ionity. dafür muss man zum laden an einem tesla „supercharger“ meist die autobahn verlassen.

beide anbieter haben aktuell ein abo im programm, für das man pro monat bei tesla 13 € und bei ionity 12 € zahlt. monatlich kündigbar. ich habe dazu eine rechnung aufgemacht, die zeigt, dass sich beide ladekarten bei einer langstrecke von 700 km mehr oder weniger lohnen.

gehen wir von einem e-auto mit 16 kWh verbrauch pro 100 km aus. bei 700 km fahrt würde so ein wagen 112 kWh verlieren. bei tesla schwanken die preise je nach tageszeit; aber im mittel kann man sagen, dass das laden bei tesla aufeiner 700 km fahrt 56 € kostet, bei ionity 77 €.

mit dem abo reduzieren sich diese kosten auf 44 respektive 54 €.

wenn wir die kosten für das abo hinzurechnen, kommen bei tesla 57 € und bei ionity 66 € heraus. für den, der während der laufzeit des abos nur noch einmal bei einer der beiden anbieter lädt, hat sich das abo locker amortisiert.

wir laden fast nur im öffentlichen raum, meist nicht auf oder an autobahnen, sondern in einer großstadt mit zahlreichen langsamen 22 kW wechselstromsäulen. am besten wäre ein ladeabo, das übergreifend funktioniert, also nicht auf einen anbieter beschränkt ist. solche abos gibt es, aber auch sie wurden in den letzten monaten teuer.

BRD 1969 | mini-goebbels

quelle verlag fürth 1969

den bundesdeutschen mainstream der 1960er jahre kann man gut mit dem warenhaus quelle zusammenbringen. „die quelle“ und der „quellekatalog“ spiegelten das denken der bevölkerung, übrigens auch das in der DDR.

1969 brachte der quelle-verlag in lizenz (stauffacher pubishing, zürich) ein dickes, einbändiges lexikon heraus, das sich „das neue lexikon“ nannte. anders als die „68er“ mit ihren angriffen gegen ihre NS-geprägten eltern kochte dieses lexikon das „dritte reich“ auf kleiner flamme. hitler wird nur eine textspalte eingeräumt, goebbels gerade mal vier zeilen. als deckmäntelchen tauchen hier, eines lexikons völlig unwürdig, zwei, drei wertungen auf: im goebbels-eintrag wird er „skrupellos“ genannt; im hitler-artikel steht, er „entging am 20. 7. 1944 einem Attentat weitblickender Deutscher“.

besonders krass ist der zusammenhanglose und ziemlich frei erdichtete schlusssatz im hitler-artikel, er (hitler) habe sich „vom dtsch. Volk verraten“ gefühlt. das kommt einer reinwaschung der NS-nahen quelle-kundInnen gleich. quasi: selbst hitler sagte, das ganze volk sei im widerstand gegen ihn gewesen.

der artikel über auschwitz ist fünf zeilen lang und spricht von einem „ende des zweiten weltkriegs entdeckten“ konzentrationslager. quasi aus dem nichts entdeckt, und niemand im reich wusste davon.

das großversandhaus traute sich auch 8 jahre nach dem ersten auschwitz-prozess in der bundesrepublik nicht, mit den alt-nazis zu brechen. diese waren wichtige kunden.