im april 1924 war → walter loeb 29 jahre alt. der junge mann hatte führende positionen im deutschen reich und speziell in thüringen inne. er war chef der süddeutschen transportversicherung und präsident der thüringischen staatsbank.
es grummelte im reich. zum beispiel hatten sachsen und thüringen 1923 eine landesregierung aus sozialdemokraten und kommunisten gebildet. ziel war eine kommunistische revolution nach sowjetischem muster im herbst 1923 und damit eine abschaffung der weimarer republik.
um diesen plan zu vereiteln, schickte die reichsregierung die reichswehr nach thüringen. die legitimation dafür kam durch das neue gesetz der → reichsexekution.
danach wechselte die landesregierung mehrfach, und die extrem rechte bekam aufwind. das lässt sich gut an walter loeb festmachen. der thüringische finanzminister → paul stolze musste sein amt verlassen, weil die “völkischen” im landtag ihm zum vorwurf machten, walter loeb zu decken.
was war “falsch” an loeb? nun: er war SPD-mitglied und jude – und bediente damit das faschistische vorurteil des → bolschewistischen juden, der das reich von innen aushöhlen und einer linken revolution zuführen wolle. die → frankfurter zeitung vom 14. april 1924 kritisiert diese einstellung, die später zum leitmotiv der nazis und als begründung für den holocaust wurde, in ihrem leitkommentar:
walter loeb juckte das nicht. er ging nach frankfurt, wo er die wirtschaft beriet, SPD-stadtverordneter und vorstandsmitglied der sparkasse wurde. loeb hatte geld und einfluss und sah die politische lage nach der machtergreifung der nazis 1933 klar und deutlich. er wanderte 1933 nach amsterdam aus. nachdem hitler 1940 die niederlande angriff, flüchtete walter loeb nach london. dort lernte er lord vansittart kennen, der die these vertrat, hitler sei deutschland. loeb nahm diese generalverurteilung “des deutschen” an, wanderte damit an den rechten flügel der sozialdemokratie und wurde aus der → union deutscher sozialisten in großbritannien ausgeschlossen.