david klavins stimmt sein | una corda

besuch gestern in bonn: david klavins stimmt das von ihm gebaute UNA CORDA 88

daraus wurde dann dieser beitrag deutschlandradio kultur → tonart.

und hier mein erstes treffen mit david, woraus ein → beitrag über seinen vertikalen riesenflügel in WDR 3 wurde.

David_Klavins_Modell-370_Bochum

david klavins’ modell 370, aufgenommen 2012 in bochum. foto: ms/wiki commons

heaven 17 über | copyright (1986)

heaven17_pleasureOne

pleasure one plattencover, 1986

ich fand eine cassette mit meinem dezember 1986er interview mit dem damals 30jährigen heaven 17-sänger und keyboard-spieler martyn ware. das interview fand in münchen statt; mitglieder der band waren da, um die neue LP “pleasure one” zu promoten. selbstverständlich war das interview für meine zündfunk-sendung bestimmt, die damals, glaube ich, noch am freitag stattfand und “club 16” hieß. das original ist 20 minuten lang.

heaven17_cassetteInterview

hier ein zweiminütiger ausschnitt, wo es um’s urheberrecht geht. martyn erzählte mir von seinem neuen keyboard, das 1500 samples enthielt, und ich fragte ihn, weil das thema damals in der luft lag, wie die band das copyright in sachen samples sieht. martyn erzählt dann, dass das eigentlich kein thema für die band sei. man nutze selbst samples vor allem von klassischer musik, und es sei nicht schlimm, wenn bands wie depeche mode oder hip hop-musiker sich der musik von heaven 17 bedienten.


martyn ware /heaven 17 über samples und copyright

ich hatte damals schon einige interview-erfahrung, aber zu der zeit fing ich damit an, stereo aufzunehmen, und das war noch nicht perfekt. man hört sehr viel raum bei dem interview, einfach deswegen, weil ich eine sony stereo 90° niere verwendet habe und viele leute im hintergrund reden. das aufnahmegerät war vermutlich ein vom BR geliehener sony walkman professional. aus der zeit gibt es zahllose stereointerviews, unter anderem eines mit den smiths in london vor einem springbrunnen. man hört den springbrunnen dabei bisschen sehr deutlich. andere geschichte…

edge browser kapert | pdf

in der computerei gibt es, wie im analogen leben, feindliche übernahmen. sie passieren oft im hintergrund. keine ahnung, wann der neue browser von microsoft, der sich edge nennt und den internet explorer abgelöst hat, sich meiner pdf-dateien bemächtigt hat. mir fiel auf, dass ich ein via firefox heruntergeladenes pdf öffnen wollte und sich statt dessen edge öffnete, um mir dann im edge-browser-fenster das dokument zu zeigen. eine dreiste unverschämtheit, selbst wenn das nicht hinterrücks passiert wäre.

ich sah also im download-ordner die datei-icons an, und siehe da: pdfs trugen das blaue edge-icon:

edgeBrowserKapertSichPDFs

pdf-dokumente tragen nicht mehr das rote acrobat-icon: feindliche übernahme durch microsoft

man wird den spuk los, indem man mit der rechten maustaste auf eins der dokumente klickt und eigenschaften wählt. in dem fenster bitte bei “dateityp” auf ändern klicken. dann tut sich dieser anblick auf:

pdfAufAcrobatZurück

a) hier sieht man, dass das blaue edge-icon die pdfs übernommen hat. im darüber aufpoppenden fenster stehen die programme zur auswahl, die pdfs darstellen können. zu oberst, b), edge. das wollen wir nicht. eine etage tiefer dann bei c) der acrobat reader. anklicken! bei d) ok klicken und bei e) den ganzen dialog schließen. alle pdf-dokumente auf dem computer bekommen nun das icon, das zu ihnen gehört.

dreist!


nachbemerkung: schulfreund franz w. schreibt mir via fBook, dass windows 10 diesen übergriff bei einem kollegen mit jedem update neu veranstaltet.

gmx hilft | nicht

image

der email-anbieter gmx wirbt immer wieder damit, zu helfen (opfern von wasauchimmer flutkatastrophen etc.). mir als kunden seines email-dienstes hilft gmx nicht. wenn ich gmx mitteilen möchte, dass ich zu einem bestimmten thema keine mitteilungen von gmx mehr erhalten möchte, lande ich auf einer webseite, die mir als einzigen kontakt ein 4 €-telefonat anbietet. alternativ könnte ich pro- oder topmail-nutzer werden.

gmx_hilftNicht

die webseite zur gmx-kontaktaufnahme bietet nur ein teures telefonat an.

das problem liegt tiefer und betrifft nicht nur gmx. gmx lebt nicht von den pro- oder topmail-nutzern, sondern die marke lebt durch nicht zahlende nutzer, die das kostenlose gmx.de- oder gmx.net-konto nutzen. jede werbung für was auch immer, die uns gmx schickt, kann uns gmx nur deswegen schicken, weil wir ein email-konto bei gmx haben. darüber, über diese werbemails, auf die dann immer wieder gmx-kunden klicken, finanziert sich der dienst, nicht über zahlende kunden. insofern ist das bread & butter von gmx der einfache user, und den sollte er hegen und pflegen.

im grunde sollte der nicht zahlende gmx-kunde sich jede werbemail, die gmx in unser postfach schickt, bezahlen lassen. mir würden 10 cent pro mail vernünftig erscheinen, minimal wäre 1 cent pro mail akzeptabel. ich habe im dezember 14 werbemails von gmx bekommen; mit meinem zahlungsmodell wäre ich mit 1,40 € nicht gerade reich geworden, gmx aber hält sich durch solche maßnahmen am leben.

die abschottung vor den kunden ist eine alte, miese leier. die firmen sagen, sie können so viele kunden gar nicht bedienen, sie müssten premium-zugangswege einrichten, damit premium-kunden durchkämen usw. germanwings, eine airline, die bekanntlich an 40 oder 400 € zahlenden kunden geld verdient, hatte jahrelang eine teure support-nummer und jetzt endlich damit aufgehört. bei gmx, web.de & co. steht das an.

jefferson’s computernächte | 1990

so um 1985 herum schrieb ich eine kurzgeschichte, die sich gut für das noch junge computermagazin im zündfunk → bit, byte, gebissen eignete: ein mann, der motorrad fuhr, auf einem bauernhof mit hühnern lebte (wichtigstes huhn: johanna, mit leicht metaphyischen, transzendenten eigenschaften), zusammen mit seiner (selbstverständlich wunderschönen) geliebten marlene. er, jefferson, programmierte nachts vor einer die komplett wand ausfüllenden bildwand, ging erst in den morgenstunden, wenn der hahn krähte, schlafen. gegen mittag weckte ihn dann marlene mit einer tasse earl grey tee. es folgte meist ein gespräch, in dem ein tiefsinniger traum marlenes eine rolle spielte, dessen inhalt sich mit jeffersons programmiervorhaben der nacht mischte. marlene war eine überaus warmherzige, in sich ruhende frau, während jefferson der getriebene war.

aus der ersten story wurde rasch eine lockere serie, die ich ohne großes nachdenken “jefferson’s computernächte” nannte. um nicht die einzige stimme in der computersendung zu sein, ließ ich die meist um die 6 minuten langen geschichten nach einigen jahren von einer schauspielerin sprechen. sie schrieben sich leicht, meist schrieb ich sie auf reisen, und sie waren leicht zu produzieren, denn es gab keine hörspielelemente. unter der nachtsession, mit der die geschichten begannen, lag ein orgelstück von cèsar franck. den morgen illustrierte dann ein stück aus john abercrombies erster LP auf ECM-records, “timeless”.

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jeffersons computernächte, manuskript auf atari ST, 1986

“jefferson’s computernächte” waren wenig kontrovers und bekamen deshalb relativ wenige hörerzuschriften, entwickelten sich aber im laufe der jahre zu einer marke. oft, wenn ich mit hörern sprach, kannten sie details aus diesen geschichten. etwa 1987 gewann ich einen hörer aus darmstadt hinzu, der damals in seinem frankfurter lieblingscafé die ein oder andere jefferson-folge als comic zeichnete.

hier seine 1990 entstandenen fünf blätter zu einer folge, die vermutlich “der mondstein” hieß. ich fand sie bei der hörerpost aus der zeit. mit ihm, dem grafiker, → hans-jörg brehm, bin ich seit langem befreundet. er illustrierte in letzter zeit andere serien, nicht nur meine, für den deutschlandfunk und den SWR. siehe

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hans-jörg brehms comic zu einer folge von “jefferson’s computernächten” 1990

moondog, der | penner

jimmyMcGriff_ElectricFunk_Cover

jimmy mcGriff’s platte “electric funk” von 1970 enthält zwei stücke, die sich mit → moondog beschäftigen. sicherlich kannte → mcGriff, der schwarze hammond-spieler, den new yorker künstler moondog. der autor der plattentexts jeff smerin jedoch schien ihn nicht zu kennen:

moondogElektcifFunk

plattentext: “moondog ist [quasi] ein blinder penner, der sich wie ein vikinger kleidet.”

am aufgeklappten cover der platte sieht man etwas damals ganz üblich, speziell beim label blue note: man zeigt den künstler, während auf dem frontcover eine frau zu sehen ist.

electricFunk

aufgeschlagene plattenhülle von electric funk

in meiner CD-sammlung ein album von moondog:

moondog

doppel-CD aus zwei LPs aus den jahren 1969 und 1970

neu in der wikipedia | ftp-welt

ftpwelt-Header

header der webseite von ftpwelt, 15. juni 2004

beim nachlesen über den umstrittenen rechtsanwalt günter von gravenreuth (siehe letztes posting) stieß ich auf www.ftpwelt.com, ein unsäglich dummes webportal der jahre 2003-2004. dumm von den vier betreibern, die dachten, mit dem illegalen vertrieb urheberrechtlich geschützter filme geld machen und dabei unentdeckt bleiben zu können. und mindestens so dumm von den ca. 45.000 zahlenden kunden, die sich nichts dabei dachten.

jedenfalls fehlte der wikipedia-artikel über die → FTP-Welt. jetzt gibt es ihn.

der bedrohte | freiherr

killGravenreuth

günter freiherr von gravenreuth war eine schillernde figur. ich lernte ihn kennen, als ich mitte der 1980er jahre nach einem anwalt für mein frisch gestartetes computermagazin → “bit, byte, gebissen” suchte, der sich mit dem urheberrecht von software auskannte – damals ein juristisch völlig neues feld. gravenreuth gab mir gern ein interview und kam auch in den jahren danach noch ein-, zweimal in meinen sendungen vor.

eigentlich als “günter dörr” geboren gab er sich ein freiherrliches outfit mit feinen stoffen, krawatte und einer repräsentierbaren wohnung. seine kanzlei befand sich mitten in münchen. gravenreuth ging aus eigenem antrieb (und teilweise finanziert von einer damals sehr hektischen software-industrie) gegen junge leute vor, die computerprogramme raubkopierten und vertrieben. seine methoden erinnerten an detektivarbeit mit nicht ganz sauberen methoden.

nicht nur bei den frühen computerspielern, sondern auch in anderen bereichen der softwareszene hatte er einen sehr schlechten ruf, weil er zum beispiel in computerzeitschriften fallen in form von fingierten kleinanzeigen aufgab oder in computerläden jugendliche beim kopieren von disketten abfing und dann bis nach hause begleitete. in den 1990er jahren war er der deutsche abmahnanwalt. seine karriere, falls er je eine hatte, ging steil bergab, weil er sich kapriolen leistete, wie zum beispiel die beschlagnahmung der domain der taz, also von www.taz.de. die taz hatte ihm, völlig aufgeschreckt, abmahngebühren überwiesen, gravenreuth behauptete, wie in vielen anderen fällen, nie etwas bekommen zu haben. als man das geld (und andere angeblich nie erhaltene gelder) dann bei der durchsuchung seiner kanzlei fand, kam er wegen betrugs selbst vor gericht. sein desaströses handeln hörte damit nicht auf, es kann sein, dass ihm finanziell das wasser bis zum hals stand. jedenfalls machte sich gravenreuth erneut es betrugs schuldig und wurde zu über einem jahr freiheitsstrafe ohne bewährung verurteilt. er trat die haft nicht an, sondern erschoss sich vorher.

hier ein brief von gravenreuths kanzlei an mich, späte 1980er jahre. screenshots waren damals noch nicht möglich, also hatte er mit einer kleinbildkamera drei “screenshots” seines bildschirms aufgenommen. sie zeigen ein aus dem untergrund kommendes computerspiel, in dem der spieler gravenreuth umbringen soll. er, bzw. sein partner, → bernhard syndikus (auch eine schillernde figur), fanden das gar nicht komisch.

gravenreuthBedroht

gravenreuths schreiben an den zündfunk, mit “screenshots”

hier ein → fernsehmitschnitt von 1988, als gravenreuth sehr typisch jovial auftrat.

rundfunkrecherche | stabi berlin

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selfie im aufzug der staatsbibliothek. november 2015

wäre ich an einer promotion interessiert, es ließen sich allein aus den zeitschriften → hier in der berliner staatsbibliothek/preussischer kulturbesitz zahllose doktorarbeiten zur rundfunkgeschichte schreiben. allein schon die nur wenige jahre bestehende pommersche rundfunkzeitung ist ein schatz. wo sonst fände man einen aufruf “ordentlicher” rundfunkhändler, die windigen kollegen, die vom radioboom auch was abbekommen wollen, zu dissen?:

radiowarnung_1929

kauft nicht bei ortsfremden händlern! dezember 1929

hier das deckblatt der zeitschrift:

pommerscheRundfunkzeitung_1929

pommersche rundfunk zeitung, erstausgabe dez. 1929

noch spannender sind die schlesischen wellen. hier das titelblatt der ausgabe vom 21. juni 1931. hörspiele sind beim gemeinen hörer unbeliebt, weil sie zu anspruchsvoll sind. lieber leichte unterhaltung mit musik (aus den charts, würde man heute sagen):

schlesische-wellen-1931

schlesische wellen 1931 beklagen den “hörspiel-überfluss”

sauerteig | gedanken

dough

roggensauerteigling. foto: ms/dpa

unvollständige stoffsammlung:

  • sauerteig ist gnädig. er kann kaum verderben.
  • sauerteig will geführt werden. damit er richtig am leben bleibt und nicht zu sauer wird.
  • roggensauerteig wird schon beim ersten backen, wo alles schief geht, zu einem leckeren brot.
  • weizensauerteig schmeckt anfangs nach fast nichts.
  • sauerteige brauchen lang, bevor man sie bäckt. oft einen tag. man muss nicht die ganze zeit daneben stehen, aber man guckt gern zu. und wenden und anfüttern macht eh spaß.
  • beim backen gibt es zwei grundregeln: am anfang will der teig brutal heiß und sehr feucht sein. nach so 10 minuten braucht er die feuchte und extreme hitze nicht mehr.
  • ein 1 kg-roggensauerteigbrot ist in einer stunde gebacken.
  • sauerteig beruhrt auf einem “starter”, den man im kühlschrank aufbewahrt. den starter bekommt man von sauerteigbäcker oder man stellt ihn selber innerhalb von etwa einer woche her.
  • mit einem esslöffel starter-sauerteigbrei macht man durch “anfüttern” den teig größer. ich füttere gern abends an, lasse den teig dann schön warm auf der heizung stehen.
  • zum anfüttern gehört immer schön warmes wasser, optimal 50°C. etwa dieselbe menge wie das mehl.
  • am nächsten morgen nehme ich ein, zwei esslöffel von dem ordentlich blasenreich gewordenen teig weg und schütte sie in den starter. der kommt zurück in den kühlschrank.
  • der teig selbst kann in seiner nunmher 2. erreichten stufe auch paar stunden gehen.
  • weizensauerteig möchte in dieser phase gewendet und gefaltet werden, halbstündlich.
  • roggensauerteig ist anspruchslos.
  • am abend füttere ich den teig ein weiteres mal an. dabei kommen die brotgewürze und salz hinzu. für 1 kg roggenbrot 1-2 esslöffel brotgewürze, 1 esslöffel salz.
  • dinge, die man gern vergisst: a) nach der ersten stufe zwei esslöffel teig zum anstellgut in den kühlschrank. b) teigruhe nach stufe 2 nicht zu sehr hetzen. c) vorm einschieben einschlitzen. d) nach klimagarphase ausschwaden.
  • ronny, der pralinenexperte bei RCchocolat in schweden, sagte mir, dass sie das anstellgut des sauerteigs gern bei zimmertemperatur stehen lassen. im kühlschrank wird der fermentierungsprozess zwar extrem verlangsamt, aber der teig wird essigsaurer als wenn er draußen steht.
Veröffentlicht in Brot

smartphone-kamera | vs. spiegelreflex

kai-uwe waerner - portrait

kai-uwe waerner. foto: kuw

für den deutschlandfunk habe ich ein interview mit kai-uwe waerner geführt, einem langjährigen fotografen und bildredakteur bei der dpa/picturealliance in frankfurt am main. ich kenne kai-uwe seit einigen jahren. wir hatten unter anderem einmal damit zu tun, das dpa-portal mit videos zu bestücken – ein versuch, der im experimentalstadium steckenblieb. ich muss rückblickend sagen, ich hatte mich getäuscht, was die wichtigkeit von videoclips für die onlineportale von zum beispiel zeitungen oder auch für das fernsehen spielt: das bild (foto und illustration) hat einen boom erlebt, es ist so schön statisch; während jeder filmclip zunächst einmal nach werbung oder zumindest störung aussieht. wer die exquisiten videostrecken der new york times sehen will, klickt explizit auf sie, und die redaktion bemüht sich, alles bildmaterial selbst zu drehen, statt auf stock-videos zurückgreifen zu müssen.

egal. mit kai-uwe wärner sprach ich 20 minuten über digitale fotografie unter dem aspekt, dass die handys eine immer wichtigere stellung einnehmen. in der → sendung gestern lief das interview in einer vierminütigen fassung, kollege wolfgang noelke lieferte im anschluss dann → technische details zu sensoren und datenverabeitung in beiden systemen. hier das ungeschnittene interview (mit zwei, drei detailfehlern, die kein wunder sind, weil wir nichts vorbereitet hatten). kai-uwe ist zurzeit in thailand, wohin ich herzlich grüße!

 


kai-uwe waerner, komplettes interview, dezember 2015

immersives | handballspiel

telehandshake-DLR

jordi artigas und alin albu-schäffer mit dem sanften roboter justin und sergej volkov in der ISS

gestern kurz vor 16 uhr im → deutschen zentrum für luft- und raumfahrt DLR in oberpfaffenhofen bei münchen: erstes mit soft robotics durchgeführtes experiment von zwei entfernten punkten aus: der kosmonaut in der ISS steuerte den rechten arm des roboters, ein ingenieur in sankt petersburg den linken. sie schüttelten mit force feedback hände, hielten sektgläser, vor allem aber balancierten sie zusammen eine art wasserball. hier die langfassung meiner → gerade eben im deutschlandfunk gesendeten reportage:


gelungener tele-handshake und ballspiel from out of space

urheberrechtsnovelle | der offene brief

über die geplante gravierende änderung des urheberrechts kann man streiten. noch ist das ei eh nicht gelegt.
 
der → offene brief, geschrieben von vielen, auch renommierten autoren (wie enzensberger) an die bundesregierung, bricht vor allem eine lanze für die kleinen verlage, die sicher leiden würden, wenn die rechte am text nach 5 jahren an den autor zurückgehen.
urheberrechtstext
 
ich sehe das anders; die parallele zur musikindustrie drängt sich zu stark auf. ein überholtes, teilweise wahnsinnig verwöhntes system (wie früher die musikindustrie und jetzt die verlagswelt) kann man nicht halten, ob der autor nun nach 5 oder 10 jahren seine rechte zurückbekommt. immer mehr publizieren aus frust über die verlage eh selbst. der verlag hat nämlich traditionell drei aufgaben, von denen mindestens zwei jeder autor selbst erledigen kann:
  • der lektor des verlags sieht den text durch und steuert bisschen nach (dazu braucht man als autor keinen verlag, lektoren kann man frei beschäftigen)
  • ein grafiker macht das cover (dazu kann man den freund fragen, der so fit in illustrator und photoshop und im zeichnen von hand ist, oder die bekannte, die so tolle symbolfotos aufnimmt)
  • der verlag bewirbt in prospekten, auf webseiten und messen (bis auf die messen, wo das buch eh untergeht, kann der autor das alles selbst machen. ob ihn jemand findet und das buch kauft, sei dahingestellt; bei 40.000 neuerscheinungen im jahr ist das aber in jedem fall lottospielen. siehe musikindustrie: schreib einen song und versuche, 1 million klicks zu erzeugen!)
und man sehe sich den buchhandel an: die kleinen läden gehen haufenweise zugrunde. eine ganze industrie ändert sich, das urheberrecht passt sich an, indem die änderung sagt: statt uns auf das ganze gemauschle einzulassen, gibt der verlag die rechte bitteschön dahin zurück, wo sie herkommen.

die schönheit | von algorithmen

meine übernächste größere sendung im deutschlandfunk. wird vermutlich anfang januar laufen, in wissenschaft im brennpunkt:

Mazegeneration

visualisierung des prim-algorithmus. grafik: purpy pupple, wiki commons

anfang januar wird mein wissenschaftsfeature über die schönheit von algorithmen im deutschlandfunk laufen. hier eine art outtake, ein collage aus bruchstücken, die in der eigentlichen sendung nicht zu hören sein werden:

 


collage: algorithmen

surface pro 4 | enttäuscht

iPad_SurfacePro4_Brecht

rotes cover: iPad4. grau: surface pro 4. beige: taschenbuch. foto: ms/dpa

ich hatte ein paar tage das microsoft surface pro 4 tablet zum test, samt stift und tastatur. ein schlankes gerät, das zugeklappt ausgesprochen elegant aussieht, nicht viel größer ist als mein 3 jahre altes iPad, dafür kaum schwerer und viel schneller, von der rechenleistung her.

das surface 4 hat grundlegende konzeptionelle designfehler. einen teilt es sich mit dem direkten konkurrenzprodukt, dem iPad pro. (hier nicht abgebildet) das problem besteht darin, dass ein tablet-computer zunächst einmal ein tablet-computer ist, also eine mit den fingern bedienbare tafel. dass die tafel ab und zu strom braucht, ist ein manko. hier hat apple immerhin ein einigermaßen kompaktes netzteil samt kleinem stecker erfunden; beim surface-tablet erinnert das netzteil an das des camcorders von 1999 – ein unattraktives schwarzes kästchen, mit kabel vorn und hinten. immerhin flutscht der stecker magnetisch in den ladeslot des surface.

ich nenne diesen design-flaw als erstes, weil ich zum beispiel vom samsung galaxy s6 gewohnt bin, induktiv zu laden: ich lege das mobiltelefon einfach auf die kleine, durchaus attraktive ladefläche. das ist ein schritt in die richtige richtung, weil man netzteil und kabel vergisst und zudem immer weiß, wo man das ding zu hause hinlegen kann. ich suche, seit ich induktiv lade, mein handy nicht mehr in der wohnung; es ist immer auf dem ufo, das es von unten lädt. apple hat mit dem iPhone 6 3D-touch eingeführt, aber leider auf induktives laden vergessen, auch auf schnellladen, wie es samsung auf elegante weise vormacht.

steve jobs belustigte sich in den frühen iPad-zeiten über leute, die das tablet mit einem stift bedienen möchte. er oder apple wird nun – je nach standpunkt – verhöhnt, denn das iPad pro wird, wie das surface pro 4, gern mit dem stift als standardzubehör ausgeliefert. sehr schöne und auch schön funktionable stifte, aber eben ein teil mehr, das rumliegt: tablet, netzteil, stift.

wohin mit dem stift? beim surface pro 4  dockt der stift magnetisch an der seite an, beim iPad pro fliegt er irgendwo herum; man wird ihn ewig suchen. auch die tastatur wird zu beiden geräten angeboten. eine hervorragende, sehr dünne tastatur ist das beim surface pro 4, mit einem großen trackpad.

hier stellt sich die grundsätzliche frage, ob das noch ein tablet ist oder ein baukasten, der aus tablet, netzteil, netzteilkabel, stift und tastatur besteht? man baut das gerät quasi vor der benutzung zusammen, holt sich den stift von irgendwoher, klappt die stellebene hinten aus usw. damit wird die handhabung komplizierter als bei einem notebook-computer, bei dem man nicht die sorge haben muss, wenn man ihn mal eben rüber aufs sofa trägt, dass was abfällt. die designmäßige klarheit eines tablet-computers besteht darin, dass man einen knopf drückt und loslegt. diese tätigkeit, die wir vom smartphone gewohnt sind, hat sich jetzt um einige schritte verkompliziert.

surfacePro4_01

inakzeptabel: unzugängliche, unlesbare meldung am unteren bildschirmrand

das bild oben bringt die konzeptschwäche des surface auf den punkt: ich wollte eine datei herunterladen und sah nicht, ob das das tablet auf das antippen des links reagiert hat. der grund war, dass das menü, wo ich auswählen konnte, ob ich die datei herunterladen will, und wenn, wohin, nicht zu sehen war. es versteckte sich im ganz unteren bereich des bildschirms, halb verdeckt und damit nicht lesbar von der windows 10-taskleiste.

jetzt fängt man als käufer des rund 1500 € teuren teils an, nachzudenken, wie man dieses meldungsfenster so nach oben transportiert, dass es lesbar wird: mit dem finger? (geht nicht) mit einem tastaturkurzbefehl? (kenne ich nicht) mit dem stift? (geht nicht) das ist also ein konzeptioneller fehler, der daher kommt, dass windows probleme mit diesem display hat. oder mit anderen worten: das OS wurde nicht auf dieses gerät optimiert.

beim iPad pro fällt dieses problem weg, weil das gerät dasselbe betriebssystem hat wie das um gefühlt faktor 90% kleinere iPhone — auch ein konzeptfehler; schon auf dem standard iPad sehen die icons der apps elend groß und umständlich auf dem Bildschirm verteilt aus.

surfacePro4_02

gravierender designfehler: die tastatur verdeckt den zugang zum unteren bildschirmrand.

während ich in dem bereich da unten mit dem finger herumtippte, aktivierte ich die winzigen icons in der taskleiste, zum beispiel das ordnersymbol – aus versehen. und hier liegt der zweite konzeptfehler, und der lässt sich nicht durch ein software-update beseitigen: wenn die tastatur magnetisch angedockt ist, legt sich eine fläche der tastatur an den unteren bildschirmrand, bildet damit eine grube, in die man mit dem finger hineinfassen muss – und sich natürlich laufend vertippt, weil man nicht richtig trifft. das problem wird in dem foto oben, wo ich in lila/magenta den doppelknick versucht habe, einzuzeichnen, nicht ganz deutlich. aber jeder, der das surface pro 4 mit der tastatur kauft, wird sich darüber ärgern. diese unter kante des bildschirms ist also vom betriebssystem und von der hardware her ein solches problem, dass das gerät in dieser kombination eigentlich für den kauf ausscheidet. mit einer drahtlosen tastatur hätte man trotzdem ein gerät mehr, aber nicht diesen üblen clutter mit mulde.

auch die hintere stellwand, die man ausklappt, um das tablet schräg zu stellen, hat ein designproblem, ja, sie ist ein designproblem: es macht keinen spaß, sie auszuklappen, man muss mit den fingernägeln in die zwischenwand fassen, das material fühlt sich unangenehm kantig an, und wenn sie ausgeklappt ist, sieht man zwei scharniere. bei apple wäre das nicht durch die erste designphase gekommen.

schade, denn ich kenne mac, iOS, android, cyanogen und windows – und hege keine aversion gegen windows.

am anfang war die | langeweile

langeWeileImRundfunk

in einem text von 1930 in der zeitschrift der querschnitt schreibt ein 34jähriger mann eine fundamentalkritik am rundfunk. er nennt beispiele wie das requiem von bertolt brecht, die sich den möglichkeiten des rundfunks gut “angepasst” hätten. aber ein eigenes genre – “Eigenkunstwerk” – hätten die sender auch nach 6 jahren noch nicht hervorgebracht. der “rein akustische Film”weekend von walter ruttmann aus dem jahr 1929 sei immerhin “ein kühner Versuch” gewesen.

“Im Anfang des Rundfunks war die Langeweile. […] Entsetzliche Dinge wurden damals getrieben. Das Musikprogramm wurde aus vermoderten Konzersälen bezogen, Literatur aus der ‘Gartenlaufbe’, der Vortragsteil legte Wert auf die Sitten und Gebräuche der Minnesänger (unter dem Titel ‘Volksbildung’), Legionen Gurken wurden eingelegt (‘Für die Hausfrau’)”

das habe sich gebessert, aber sei noch weit von allem entfernt, was er, der autor sich vorstelle.

wer traute sich so zu schreiben?

hans flesch, ein mediziner aus frankfurt, der ziemlich jung und frech den → ersten hessischen sender aufmischte, dann als intendant nach berlin wechselte, wo der sender “funk-stunde berlin AG” hieß. flesch war nicht nur radikaldemokratisch im umgang mit seinen autoren (brecht, benjamin, adorno) und komponisten (hindemith, sein schwager), sondern suchte besessen nach rundfunk-eigenen ausdrucksformen. seine kritik in der zeitschrift ist also auch eine selbstkritik.

RundfunkpioniereVorNazischergen

rundfunkpioniere in untersuchungshaft, 1933. foto: bundesarchiv

die steile karriere endete abrupt, als die nazis im januar 1933 die macht ergriffen. die liberalen rundfunkpioniere wurden im laufe des frühjahrs und sommers der reihe nach verhaftet. das foto oben aus dem bundesbildarchiv zeigt flesch als zweiten von rechts, neben kurt magnus im KZ oranienburg. ihm und den anderen wurde der prozess gemacht, jedoch ohne signifikante strafen. als halbjude überlebte flesch den nationalsozialismus nur, weil seine frau arbeiten durfte. am ende des kriegs meldete er sich freiwillig als arzt an die front, baute lazarette auf – und gilt seit april 1945 als verschollen. die amerikaner hätten ihn gern als ersten intendanten des RIAS eingesetzt, aber flesch war wohl längst tot.

tja, und → walter ruttmann, den flesch so lobt, weil er das tonkino gemacht hat, später hörspiel genannt? ruttmann arrangierte sich nicht nur mit den nazis, er produzierte für die UFA NS-filme. mit seinen ästhetischen vorstellungen war er leni riefenstahl ein vorbild. er wurde ihr berater in mehreren blut & boden-filmen. das hätte auch so weiter gehen können, wäre ruttmann nicht 1941 an einer embolie gestorben.

50.000 | besucher

gestern überschritt die besucherzahl dieses bescheidenen, primär für mich selbst als öffentliches tagebuch gedachten blogs, die 50.000er-grenze. genau genommen: 50.000 besucher in den letzten 12 monaten. schätze, die meisten sind bots und crawler, und wenn nicht, verirrte gestalten. alle seien gegrüßt.

50000-visitors50.074 besucher, 177.200 seitenaufrufe in 365 tagen

guten morgen | kundennummer

der kreativste spam von heute lautet:

You Have an Urgent F%%ck Message

und der deutschdümmste sieht so aus:

gutenMorgenKundennummer

eine vermeintliche “Förderstelle IV” will mir, dem kunden 731132, eine heizung schenken. unterzeichnet hat “Ihr Föderungsteam”. zwei links enthält die mail, beide sind identisch, beide sind böse. wohin sie führen, habe ich pink herausgestellt.