surface pro 4 | enttäuscht

iPad_SurfacePro4_Brecht

rotes cover: iPad4. grau: surface pro 4. beige: taschenbuch. foto: ms/dpa

ich hatte ein paar tage das microsoft surface pro 4 tablet zum test, samt stift und tastatur. ein schlankes gerät, das zugeklappt ausgesprochen elegant aussieht, nicht viel größer ist als mein 3 jahre altes iPad, dafür kaum schwerer und viel schneller, von der rechenleistung her.

das surface 4 hat grundlegende konzeptionelle designfehler. einen teilt es sich mit dem direkten konkurrenzprodukt, dem iPad pro. (hier nicht abgebildet) das problem besteht darin, dass ein tablet-computer zunächst einmal ein tablet-computer ist, also eine mit den fingern bedienbare tafel. dass die tafel ab und zu strom braucht, ist ein manko. hier hat apple immerhin ein einigermaßen kompaktes netzteil samt kleinem stecker erfunden; beim surface-tablet erinnert das netzteil an das des camcorders von 1999 – ein unattraktives schwarzes kästchen, mit kabel vorn und hinten. immerhin flutscht der stecker magnetisch in den ladeslot des surface.

ich nenne diesen design-flaw als erstes, weil ich zum beispiel vom samsung galaxy s6 gewohnt bin, induktiv zu laden: ich lege das mobiltelefon einfach auf die kleine, durchaus attraktive ladefläche. das ist ein schritt in die richtige richtung, weil man netzteil und kabel vergisst und zudem immer weiß, wo man das ding zu hause hinlegen kann. ich suche, seit ich induktiv lade, mein handy nicht mehr in der wohnung; es ist immer auf dem ufo, das es von unten lädt. apple hat mit dem iPhone 6 3D-touch eingeführt, aber leider auf induktives laden vergessen, auch auf schnellladen, wie es samsung auf elegante weise vormacht.

steve jobs belustigte sich in den frühen iPad-zeiten über leute, die das tablet mit einem stift bedienen möchte. er oder apple wird nun – je nach standpunkt – verhöhnt, denn das iPad pro wird, wie das surface pro 4, gern mit dem stift als standardzubehör ausgeliefert. sehr schöne und auch schön funktionable stifte, aber eben ein teil mehr, das rumliegt: tablet, netzteil, stift.

wohin mit dem stift? beim surface pro 4  dockt der stift magnetisch an der seite an, beim iPad pro fliegt er irgendwo herum; man wird ihn ewig suchen. auch die tastatur wird zu beiden geräten angeboten. eine hervorragende, sehr dünne tastatur ist das beim surface pro 4, mit einem großen trackpad.

hier stellt sich die grundsätzliche frage, ob das noch ein tablet ist oder ein baukasten, der aus tablet, netzteil, netzteilkabel, stift und tastatur besteht? man baut das gerät quasi vor der benutzung zusammen, holt sich den stift von irgendwoher, klappt die stellebene hinten aus usw. damit wird die handhabung komplizierter als bei einem notebook-computer, bei dem man nicht die sorge haben muss, wenn man ihn mal eben rüber aufs sofa trägt, dass was abfällt. die designmäßige klarheit eines tablet-computers besteht darin, dass man einen knopf drückt und loslegt. diese tätigkeit, die wir vom smartphone gewohnt sind, hat sich jetzt um einige schritte verkompliziert.

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inakzeptabel: unzugängliche, unlesbare meldung am unteren bildschirmrand

das bild oben bringt die konzeptschwäche des surface auf den punkt: ich wollte eine datei herunterladen und sah nicht, ob das das tablet auf das antippen des links reagiert hat. der grund war, dass das menü, wo ich auswählen konnte, ob ich die datei herunterladen will, und wenn, wohin, nicht zu sehen war. es versteckte sich im ganz unteren bereich des bildschirms, halb verdeckt und damit nicht lesbar von der windows 10-taskleiste.

jetzt fängt man als käufer des rund 1500 € teuren teils an, nachzudenken, wie man dieses meldungsfenster so nach oben transportiert, dass es lesbar wird: mit dem finger? (geht nicht) mit einem tastaturkurzbefehl? (kenne ich nicht) mit dem stift? (geht nicht) das ist also ein konzeptioneller fehler, der daher kommt, dass windows probleme mit diesem display hat. oder mit anderen worten: das OS wurde nicht auf dieses gerät optimiert.

beim iPad pro fällt dieses problem weg, weil das gerät dasselbe betriebssystem hat wie das um gefühlt faktor 90% kleinere iPhone — auch ein konzeptfehler; schon auf dem standard iPad sehen die icons der apps elend groß und umständlich auf dem Bildschirm verteilt aus.

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gravierender designfehler: die tastatur verdeckt den zugang zum unteren bildschirmrand.

während ich in dem bereich da unten mit dem finger herumtippte, aktivierte ich die winzigen icons in der taskleiste, zum beispiel das ordnersymbol – aus versehen. und hier liegt der zweite konzeptfehler, und der lässt sich nicht durch ein software-update beseitigen: wenn die tastatur magnetisch angedockt ist, legt sich eine fläche der tastatur an den unteren bildschirmrand, bildet damit eine grube, in die man mit dem finger hineinfassen muss – und sich natürlich laufend vertippt, weil man nicht richtig trifft. das problem wird in dem foto oben, wo ich in lila/magenta den doppelknick versucht habe, einzuzeichnen, nicht ganz deutlich. aber jeder, der das surface pro 4 mit der tastatur kauft, wird sich darüber ärgern. diese unter kante des bildschirms ist also vom betriebssystem und von der hardware her ein solches problem, dass das gerät in dieser kombination eigentlich für den kauf ausscheidet. mit einer drahtlosen tastatur hätte man trotzdem ein gerät mehr, aber nicht diesen üblen clutter mit mulde.

auch die hintere stellwand, die man ausklappt, um das tablet schräg zu stellen, hat ein designproblem, ja, sie ist ein designproblem: es macht keinen spaß, sie auszuklappen, man muss mit den fingernägeln in die zwischenwand fassen, das material fühlt sich unangenehm kantig an, und wenn sie ausgeklappt ist, sieht man zwei scharniere. bei apple wäre das nicht durch die erste designphase gekommen.

schade, denn ich kenne mac, iOS, android, cyanogen und windows – und hege keine aversion gegen windows.