smartphone-kamera | vs. spiegelreflex

kai-uwe waerner - portrait

kai-uwe waerner. foto: kuw

für den deutschlandfunk habe ich ein interview mit kai-uwe waerner geführt, einem langjährigen fotografen und bildredakteur bei der dpa/picturealliance in frankfurt am main. ich kenne kai-uwe seit einigen jahren. wir hatten unter anderem einmal damit zu tun, das dpa-portal mit videos zu bestücken – ein versuch, der im experimentalstadium steckenblieb. ich muss rückblickend sagen, ich hatte mich getäuscht, was die wichtigkeit von videoclips für die onlineportale von zum beispiel zeitungen oder auch für das fernsehen spielt: das bild (foto und illustration) hat einen boom erlebt, es ist so schön statisch; während jeder filmclip zunächst einmal nach werbung oder zumindest störung aussieht. wer die exquisiten videostrecken der new york times sehen will, klickt explizit auf sie, und die redaktion bemüht sich, alles bildmaterial selbst zu drehen, statt auf stock-videos zurückgreifen zu müssen.

egal. mit kai-uwe wärner sprach ich 20 minuten über digitale fotografie unter dem aspekt, dass die handys eine immer wichtigere stellung einnehmen. in der → sendung gestern lief das interview in einer vierminütigen fassung, kollege wolfgang noelke lieferte im anschluss dann → technische details zu sensoren und datenverabeitung in beiden systemen. hier das ungeschnittene interview (mit zwei, drei detailfehlern, die kein wunder sind, weil wir nichts vorbereitet hatten). kai-uwe ist zurzeit in thailand, wohin ich herzlich grüße!

 


kai-uwe waerner, komplettes interview, dezember 2015

wikipedia | phabelhapht

die wikipedia hat bekanntlich neben der einzigartigen kollektiven zusammenarbeit bizarre innere prozesse. hier eine kleine perle:

einem wikipedia-autor, den ich nicht kenne und der sich ausladend “The 141 – the artist formerly known as 141.84.69.20” nennt, gefällt der artikel über das Phablet nicht. er hat ihn schon zweimal geleert, sprich: allen inhalt gelöscht, was er nicht darf, weil er damit die arbeit vieler autoren wegschmeißt. vorgestern stellte er dann, keine ahnung, was ihn da reitet, einen so genannten löschantrag und begründete ihn so:

Ein Phablet ist ein großes Smartphone. Als solches sollte es erstmal im Smartphone-Artikel behandelt werden.

ich diskutiere gern, allerdings nicht mit rüpeln. aber schwupps meldeten sich andere, unter anderem der autor Rknbg, den ich auch nicht kenne. er argumentierte:

Mal den Einleitungssatz vom Löschantragsteller Benutzer:The 141 (aka “the artist formerly known as 141.84.69.20” ) umgedreht:

  • Ein Smartphone ist ein kleiner Computer. Als solches sollte es im Computer-Artikel behandelt werden.

schön, oder?

hunde-handy 4 | digitales logbuch, deutschlandfunk

digitales logbuch, “hunde-handy 4”, quasi die spiegelung der → geschichte von letztem samstag. lief gestern in computer & kommunikation im deutschlandfunk.

doge teaserhunde-handy 4, illustriert von hans-jörg brehm (pictureAlliance)


digitales logbuch: hunde-handy 4

in dieser folge kommen fast alle eckparameter vor; siehe den layout-graph unten. die schöne frau mit dem grünen mantel fehlt diesmal, aber ich kann versichern, dass sie in der nächsten folge eine zentrale rolle einnimmt.

hunde-handy 4 - layoutGraphlayout-graph. markiert die parameter, die in der aktuellen folge angesprochen werden.

meine lieben kollegen in der redaktion, allen voran ralf (krauter), haben die serie jetzt → bei soundcloud zusammengefasst. danke!

hoch die tassen! |smartphones beim konzert

smartphones_im_publikum

das bild oben zeigt smartphones, mit eingeschaltetem kamera-modus, etwa 30 an der zahl. die originalaufnahme (unten) habe ich einem video entnommen, das aus der gefühlten 5. reihe heraus aufgenommen wurde, bei einem großkonzert mit lana del rey in berlin diese woche.

wenn wir aus der 5. reihe etwa 30 leuchtende smartphones sehen, wären es aus reihe 20 schon 120 bildschirme. fast alle smartphones sind weiß, dem aufbau nach mehrheitlich iPhones, gefolgt von samsung galaxys. der weißabgleich funktioniert bei fast allen kameras gut. nur ein iPhone (drittes von rechts, unten) zeigt mehr blau als lila.

gefühlt würde ich sagen: fast alle halten ihr smartphone hoch; weil aber die anderen, die es nicht tun, unauffällig sind, müsste man das vielleicht auf 70% herunterkorrigieren. etwa zwei drittel der foto/filmer halten das gerät hochkant. selbst wenn einige nur fotografieren und nicht filmen, kann man also davon ausgehen, dass viele filme im hochkantformat entstanden, also völlig untauglich für querformatige bildschirme.

etwas über die hälfte der “user” halten ihr gerät (mit einer art affengriff von oben) mit zwei händen. offenbar ist es zu riskant, das gerät fallen zu lassen.

smartphones_im_publikum_lanaDelReystandbild aus einem youtube-video eines lana del rey konzerts im juni 2014 in berlin

nehmen wir ein noch größeres konzert – backstreet boys, märz 2014, olympiahalle münchen – für eine kleine analyse:

smartphones_im_publikum_2

oben ein ausschnitt aus einem youtube-mitschnitt, mit einem smartphone aus den oberen rängen links gefilmt. im dunklen meer des publikums sind die auf die bühne gerichteten smartphones als helle punkte zu sehen, allein in diesem ausschnitt einige hundert. unten die vergrößerung eines details aus dem bild: sie allein zeigt schon 30 smartphones:

smartphones_im_publikum_2_detaildetail aus dem foto oben: allein in diesem ausschnitt leuchten 30 smartphones.

noch ein blick auf die armhaltung, die das handy in der luft erzeugt. die arme nehmen mit der schulter ein gleichschenkliges dreieck ein, die spitze ist das handy. um das deutlich zu machen, nahm ich aus dem obigen konzertvideo einen ausschnitt und betonte die kanten:

smartphone_dreieckausschnitt aus dem szenario. links normal, rechts mit betonten kanten.

mit dieser interpretation sieht das publikum nach einem meer aus gleichschenkligen dreiecken aus:

smartphone_dreieck_stilisiertdas filmen mit dem smartphone bewirkt massenweise gleichschenklige dreiecke.

nur die beiden fallen aus dem rahmen (sie befinden sich im obigen bild ziemlich weit rechts):

wasMachenDieBeiden

ein digitaler hund, holografisch | DLF

reparaturhund_von_HJ_brehmin unserer glossenrubrik, dem “digitalen logbuch” in der computersendung des deutschlandfunks, wollte ich diesmal das soeben vorgestellte amazon-smartphone “wahrnehmen”. es hat als herausragende technische eigenschaft ein holografisches display. um das zu schön markenneutral zu halten, nahm ich meine bayerisch gesprochene szenerie als basis (roboterfabrik, samstagsschicht mit einem etwas schlicht denkenden ich-erzähler und der alles wissenden mitarbeiterin angie) und führte einen hund ein, genauer genommen einen hunderoboter. hier ist das zweiminütige stück nachhörbar (bitte hören; der text ist das hochdeutsche transkript eines bayerischen kabinettstücks):

der wadlbeißer

 den hund oben hat mein freund hans-jörg brehm gezeichnet. er (der hans) firmiert unter epict.

 

azoren im oktober | online und überhaupt

Teeplantagen_Azoren_von_Maximilian-Schoenherrteeplantagen auf der azoreninsel são miguel. panoramaaufnahme (c) maximilian schönherr

die azoren sind eine unterschätzte inselgruppe im atlantik. kaum jemand, den wir vor der reise fragten, wusste, wo sie genau liegt. gut vier stunden direktflug von frankfurt. mitten im atlantik, deutlich näher an europa als an amerika, zwei stunden zeitunterschied. rasend grün, auch im oktober. unerwartet ruhiger und bei ca. 20°C gut beschwimmbarer atlantik. vulkanisch, deswegen ähnlich zu den kanarischen inseln.

internet

viele häuser sind mit wifi ausgestattet, auch cafés und restaurants werben damit. wer unterwegs netz haben will, um zum beispiel eben mal die wanderwege oben am kraterrand online auf dem smartphone nachzugucken oder um in einer gotischen kirche die wikipedia zu befragen, ob die kirche wirklich gotisch ist (natürlich nicht), wird bestens bedient. in meinem fall mit dem iPad ging das so: tmn ist einer der größeren provider; ich ging in einen winzigen tmn-franchise-laden, bekam für knapp 10 € ein basis-set, nämlich eine prepaid SIM-karte, die mit 200 MB gefüllt war und keine aktivierung brauchte: reinstecken, ging. hätten die 200 MB nicht gereicht, wären für 10 € extra 500 MB möglich gewesen. aufladung direkt im laden, geht nicht übers internet. tmn hatte keinerlei daten von mir; auch das war mir sehr angenehm und nicht selbstverständlich. in anderen ländern habe ich bemerkt, dass das postpaid-modell sich immer mehr etabliert, wo man zwar auch vorab zahlt, dann aber kündigen muss, damit es nicht immer weitergeht.

Maps_3D-Screenshotdie auf den freien open street maps basierende app “Maps 3D” stellt den verlauf der kraterkante mit wanderwegen und höhen im westen der insel exakt dar. man kann damit viel besser als mit reiseführern und normalen karten einschätzen, wie anstrengend oder leicht der weg wird und sich spontan umentscheiden.

 700 MB für 20 € also, das starterpaket mit einberechnet. zum vergleich: der deutsche provider bietet ja auch gern auslands-internet an, aldi talk zum beispiel 60 MB für 5 €. dazu muss man allerdings das datenroaming aktivieren, ein vorgang der riskant sein kann; denn wer “roamt”, riskiert, aus den 60 MB herauszurutschen und dann über den lokalen mobilfunkbetreiber rhebliche surf-kosten zu produzieren. außerdem lässt sich so ein auslandstarif nicht ohne weiteres auf dem iPad aktivieren, weil dieses kein mobiltelefon ist, also auch keine bestätigungs-SMS empfangen kann. ich hatte ein solches paket gebucht, und es war nach ein paar karten- und webseitenaufrufen bereits aufgebraucht. um 700 MB zu bekommen, müssten man beim deutschen roaming-anbieter mindestens 50 € zahlen. mit der lokalen portugiesischen SIM-karte nur 20 €.

atlantik

zurück zu wind und wetter: einheimische erzählten uns, die besucher um weihnachten halten es nicht für möglich, mitten im atlantik zu sein. auch uns kam mitten im oktober das meer ausgesprochen zahm vor. kein vergleich mit der stürmen auf lanzarote oder der normalen französischen atlantikküste. das meer ist rundum gut beschwimmbar. haie gelten als höchst selten, haiangriffe waren den insulanern auf são miguel gar nicht geläufig. auch quallen fanden wir nicht, bis auf einmal: in das je nach gezeiten warme bis sehr warme, von vulkanischer thermie gespeiste “naturfreibad” von ferraria im westen der insel war eine portugiesische galeere geschwommen. ich konnte sie nicht sehen, weil die kleine bucht in ihrer angenehmen wärme voll mit schaum (von algen?) war. die stiche waren so heftig, dass ich sofort das wasser verlassen musste und unter schmerzen, fast vergeblich, versuchte, die wunderbar blauen tentakelfetzen von meinem oberarm zu entfernen.

437px-Portuguese_Man-O-War_(Physalia_physalis)portuguese man of war, quallenstaat mit giftigen tentakeln. foto für wikipedia von civvi

isabel und die brettschneiders

zu den menschen, die wir auf der insel trafen, gehörte das ehepaar gisela und dirk brettschneider. gisela hat uns ein haus – das sie verwaltet – vermietet, dirk erzählte uns bei einem bier unten am hafen von mosteiros von seinen patenten für spielhallenautomaten. eins davon, aus dem jahr 2000, ist das patent D449080, abgebildet unten.

dirkBrettschneider_patent_D449080

ganz besonders haben wir die treffen mit isabel albergaria, geschichtsprofessorin an der universität der azoren in ponta delgada genossen. isabel hat unter anderem ein inzwischen ins englische und bald auch ins deutsche übersetzte buch über die gärten auf den azoren geschrieben. die gartenkultur ist so ausgeprägt, und so viel historie steckt in ihnen, dass man einen ganzen azorenurlaub mit gartenbesichtigungen verbringen kann. im späten 18. jahrhundert fand ein regelrechter wettstreit zwischen gutsbesitzern statt, die die interessantesten kombinationen exotischer und einheimischer pflanzen auf ihrem gelände versammelten, oft mit romantischen elementen wie kleinen höhlen und steinkonstruktionen angereichert. einer unserer liebsten gärten war der jardim antónio borges, etwa 10 minuten zu fuß vom stadtzentrum in ponta delgada, der natürlich auch in isabels buch eine rolle spielt.

PARQUES_JARDINS_acores