azoren | kleine tipps

azorendie azoren, eine inselgruppe mitten im atlantik. grafik: m. s. mit schrift von g. w.

ich würde gern diese inselgruppe im atlantik bekannter machen, weil sie und die menschen dort es verdienen. [ein eintrag vor einem jahr zu den azoren findet sich → hier] die azoren liegen etwa 3000 km westlich  von uns. wenn wir eine linie von lissabon nach philadelphia ziehen, ist das etwa 1/3 der strecke. flüge zwischen lissabon und den azoren sind subventioniert und billig. von frankfurt (mit SATA) oder düsseldorf (airberlin) fliegt man nonstop in 4 stunden auf die hauptinsel sao miguel. die flugpreise sind vergleichbar mit denen auf die kanarischen inseln.

anders als die kanaren sind die azoren grün. ähnlich wie die kanaren wimmelt es von erloschenen vulkankratern. anders als auf den kanaren ist das wasser hier üppig. ähnlich wie die kanaren sind auch die azoren sehr bergig.

man sagt, die azoren seien die wetterküche für zentraleuropa. und tatsächlich kam es uns manchmal so vor, wenn wir zurückflogen, dass das azoreanische wetter uns drei tage später erreichte. die wolken auf den azoren sind eine schau. die delfine im atlantik auch. die straßen sind gut ausgebaut, die touristik dagegen nicht. die azoren sind reich an öffentlichen und privaten parks, genannt jardins. sie gehen auf englische kolonialzeiten zurück. hier wächst praktisch alles, und die azoreaner pflegen alles, selbst die reich geschmückten straßenränder mit hortensien.

die landwirtschaft ist so üppig, dass die felder überdüngt sind. der nitrathaltige boden tut dem grundwasser nicht gut. wir tranken lieber aus den in den supermärkten üblichen 6-liter-flaschen. ganz exzellentes wasser. speziell auch für den azoreanischen tee. ja, auf sao miguel wird tee angebaut. der orange pekoe war einmal ein sehr beliebter tee der briten. die teepflanzen auf der nordseite der insel sind teilweise an die 100 jahre alt.

azorenSchnellstraße-mit-wolkenbestens ausgebaute schnellstraße im zentrum von sao miguel mit typischen azorenwolken. foto: d. r.

das klima ist wegen der position der inseln mitten im golfstrom mild. wir hatten in den spätsommermonaten immer moderate temperaturen um die 22° C, wobei es bei sonne auf knapp 30° hochgehen kann, in der nacht aber selten weit darunter absinkt. das wasser ist mit sommerlichen 20 oder mehr grad bestens beschwimm- und betauchbar. die inseln wären nicht so fruchtbar, wenn es nicht häufig regnen würde. mein bruder hatte schon mal 10 fast komplett verregnete tage im frühjahr, wir hatten zu 90 % herrliches wetter und öfter kurze schauer, die nur selten dramatisch waren. über oder in den bergen hängen immer irgendwelche wolken, und dass sie zur südküste hin abregnen, ist selten. auf 1000 m höhe kann das ganz anders aussehen. ich liebe die nebelfahrten tagsüber und das auftauchen aus dem nebel, wenn es hinunter zur küste geht.

die anderen inseln der azoren kenne ich nicht, aber die insel pico weiß ich wegen ihrer exzellenten weine (rot und weiß) zu schätzen. die fische sind frisch, werden gegrillt und mit salat und kartoffeln serviert. ich habe auf den azoren den barracuda kennengelernt, aber auch den leckersten sepia verspeist. man muss die restaurants kennen, die das richtig gut können. die anderen betreiben keine abzocke, sondern können es einfach nicht und garen den fisch dann zu sehr durch. oft werden die fische filetiert serviert, und manchmal reicht eine portion für zwei. die preise für den fisch liegen selten über 15 €, in einem unserer stammlokale kostete das frische tunfischstreak mit gefühlten 300 gramm 9 €.

der tourismus ist schwach entwickelt, was man unter anderem am service erkennt. die bedienungen kommen oft nicht einfach zum tisch, um die bestellung aufzunehmen, man muss sie ansprechen. es dauert eine weile, bis man merkt, dass das keine unfreundlichkeit ist, sondern einfach ein nicht voll ausgeprägtes bewusstsein, eine dienstleistung zu erstellen.

das mobile netz auf der insel ist gut. viele cafés und häuser haben wlan. die mobilfunkprovider bieten SIM-karten für iPad, android & co., preiswert und ohne vertragsbindung. beispiel: prepaid 9,99 € bei MEO, incl. der SIM-karte, automatische freischaltung, keine rückfragen, 10 freistunden zum surfen. das netz ist relativ schnell, wenn ich auch kein LTE zu sehen bekam. viele stellen der insel allerdings sind völlig ohne mobilfunknetz. fliegt man zurück, SIM-karte entfernen, fertig.

ich hatte beim ersten mal sorge, dass mir die hauptinsel zu klein und die hauptstadt ponta delgada zu dörflich ist. beides ist nicht der fall. man wird auf der insel auch nach monaten noch wege finden, die man nicht gegangen oder gefahren ist. weil sich mit den wolken und der tageszeit auch das licht dauernd ändert, sehen selbst gewohnte straßen eh immer anders aus. und an den großartigen stellen mit heißen quellen oder den bergkämmen rund um die kraterseen finden sich nicht die touristenhorden, die man vom festland gewohnt ist. im gegenteil: einheimische poltern gern mit ihren quadpods die hügel hinauf. die kühe sind es gewohnt, für uns touristen ist es irritierend. die hauptinsel ist etwa 60 km lang und an der schmalsten stelle nur 6 km breit.

und dann gibt es den markt, jeden tag in ponta delgada. ich sage nur ananas, süßkartoffeln und frischer koriander…

lagoa-do-fogolagoa do fogo. kann man natürlich runtergehen. 100m, sehr steil. foto: m. s.

azoren im oktober | online und überhaupt

Teeplantagen_Azoren_von_Maximilian-Schoenherrteeplantagen auf der azoreninsel são miguel. panoramaaufnahme (c) maximilian schönherr

die azoren sind eine unterschätzte inselgruppe im atlantik. kaum jemand, den wir vor der reise fragten, wusste, wo sie genau liegt. gut vier stunden direktflug von frankfurt. mitten im atlantik, deutlich näher an europa als an amerika, zwei stunden zeitunterschied. rasend grün, auch im oktober. unerwartet ruhiger und bei ca. 20°C gut beschwimmbarer atlantik. vulkanisch, deswegen ähnlich zu den kanarischen inseln.

internet

viele häuser sind mit wifi ausgestattet, auch cafés und restaurants werben damit. wer unterwegs netz haben will, um zum beispiel eben mal die wanderwege oben am kraterrand online auf dem smartphone nachzugucken oder um in einer gotischen kirche die wikipedia zu befragen, ob die kirche wirklich gotisch ist (natürlich nicht), wird bestens bedient. in meinem fall mit dem iPad ging das so: tmn ist einer der größeren provider; ich ging in einen winzigen tmn-franchise-laden, bekam für knapp 10 € ein basis-set, nämlich eine prepaid SIM-karte, die mit 200 MB gefüllt war und keine aktivierung brauchte: reinstecken, ging. hätten die 200 MB nicht gereicht, wären für 10 € extra 500 MB möglich gewesen. aufladung direkt im laden, geht nicht übers internet. tmn hatte keinerlei daten von mir; auch das war mir sehr angenehm und nicht selbstverständlich. in anderen ländern habe ich bemerkt, dass das postpaid-modell sich immer mehr etabliert, wo man zwar auch vorab zahlt, dann aber kündigen muss, damit es nicht immer weitergeht.

Maps_3D-Screenshotdie auf den freien open street maps basierende app “Maps 3D” stellt den verlauf der kraterkante mit wanderwegen und höhen im westen der insel exakt dar. man kann damit viel besser als mit reiseführern und normalen karten einschätzen, wie anstrengend oder leicht der weg wird und sich spontan umentscheiden.

 700 MB für 20 € also, das starterpaket mit einberechnet. zum vergleich: der deutsche provider bietet ja auch gern auslands-internet an, aldi talk zum beispiel 60 MB für 5 €. dazu muss man allerdings das datenroaming aktivieren, ein vorgang der riskant sein kann; denn wer “roamt”, riskiert, aus den 60 MB herauszurutschen und dann über den lokalen mobilfunkbetreiber rhebliche surf-kosten zu produzieren. außerdem lässt sich so ein auslandstarif nicht ohne weiteres auf dem iPad aktivieren, weil dieses kein mobiltelefon ist, also auch keine bestätigungs-SMS empfangen kann. ich hatte ein solches paket gebucht, und es war nach ein paar karten- und webseitenaufrufen bereits aufgebraucht. um 700 MB zu bekommen, müssten man beim deutschen roaming-anbieter mindestens 50 € zahlen. mit der lokalen portugiesischen SIM-karte nur 20 €.

atlantik

zurück zu wind und wetter: einheimische erzählten uns, die besucher um weihnachten halten es nicht für möglich, mitten im atlantik zu sein. auch uns kam mitten im oktober das meer ausgesprochen zahm vor. kein vergleich mit der stürmen auf lanzarote oder der normalen französischen atlantikküste. das meer ist rundum gut beschwimmbar. haie gelten als höchst selten, haiangriffe waren den insulanern auf são miguel gar nicht geläufig. auch quallen fanden wir nicht, bis auf einmal: in das je nach gezeiten warme bis sehr warme, von vulkanischer thermie gespeiste “naturfreibad” von ferraria im westen der insel war eine portugiesische galeere geschwommen. ich konnte sie nicht sehen, weil die kleine bucht in ihrer angenehmen wärme voll mit schaum (von algen?) war. die stiche waren so heftig, dass ich sofort das wasser verlassen musste und unter schmerzen, fast vergeblich, versuchte, die wunderbar blauen tentakelfetzen von meinem oberarm zu entfernen.

437px-Portuguese_Man-O-War_(Physalia_physalis)portuguese man of war, quallenstaat mit giftigen tentakeln. foto für wikipedia von civvi

isabel und die brettschneiders

zu den menschen, die wir auf der insel trafen, gehörte das ehepaar gisela und dirk brettschneider. gisela hat uns ein haus – das sie verwaltet – vermietet, dirk erzählte uns bei einem bier unten am hafen von mosteiros von seinen patenten für spielhallenautomaten. eins davon, aus dem jahr 2000, ist das patent D449080, abgebildet unten.

dirkBrettschneider_patent_D449080

ganz besonders haben wir die treffen mit isabel albergaria, geschichtsprofessorin an der universität der azoren in ponta delgada genossen. isabel hat unter anderem ein inzwischen ins englische und bald auch ins deutsche übersetzte buch über die gärten auf den azoren geschrieben. die gartenkultur ist so ausgeprägt, und so viel historie steckt in ihnen, dass man einen ganzen azorenurlaub mit gartenbesichtigungen verbringen kann. im späten 18. jahrhundert fand ein regelrechter wettstreit zwischen gutsbesitzern statt, die die interessantesten kombinationen exotischer und einheimischer pflanzen auf ihrem gelände versammelten, oft mit romantischen elementen wie kleinen höhlen und steinkonstruktionen angereichert. einer unserer liebsten gärten war der jardim antónio borges, etwa 10 minuten zu fuß vom stadtzentrum in ponta delgada, der natürlich auch in isabels buch eine rolle spielt.

PARQUES_JARDINS_acores