fremdmonitarisiert auf | youtube

ich nahm gestern abend dieses video auf und schob es, etwas beschleunigt und mit musik aus meiner bibliothek versehen, zu youtube hoch:

drohnenaufnahme mit schostakowitsch

youtube meldete mir (zurecht), dass der einminutenclip “urheberrechtlich geschützte inhalte enthält” – nämlich die musik. warum bleibt das video dann trotzdem abspielbar? weil, und das war mir neu, jetzt jemand anderes an dem film verdient, nämlich der verlag (und hoffentlich auch → der interpret) dieses schostakowitsch-präludiums. die infoseite von youtube zu diesem urheberrechtsthema ist hier zu sehen. sie spricht, wie bei youtube üblich, von “monitarisierung”. es monitarisiert (sich?) in diesem fall, ohne dass ich eine ahnung davon hatte, der rechtewahrnehmer → sodrac.

screenshot fremdmonitarisierung

 

heaven 17 über | copyright (1986)

heaven17_pleasureOne

pleasure one plattencover, 1986

ich fand eine cassette mit meinem dezember 1986er interview mit dem damals 30jährigen heaven 17-sänger und keyboard-spieler martyn ware. das interview fand in münchen statt; mitglieder der band waren da, um die neue LP “pleasure one” zu promoten. selbstverständlich war das interview für meine zündfunk-sendung bestimmt, die damals, glaube ich, noch am freitag stattfand und “club 16” hieß. das original ist 20 minuten lang.

heaven17_cassetteInterview

hier ein zweiminütiger ausschnitt, wo es um’s urheberrecht geht. martyn erzählte mir von seinem neuen keyboard, das 1500 samples enthielt, und ich fragte ihn, weil das thema damals in der luft lag, wie die band das copyright in sachen samples sieht. martyn erzählt dann, dass das eigentlich kein thema für die band sei. man nutze selbst samples vor allem von klassischer musik, und es sei nicht schlimm, wenn bands wie depeche mode oder hip hop-musiker sich der musik von heaven 17 bedienten.


martyn ware /heaven 17 über samples und copyright

ich hatte damals schon einige interview-erfahrung, aber zu der zeit fing ich damit an, stereo aufzunehmen, und das war noch nicht perfekt. man hört sehr viel raum bei dem interview, einfach deswegen, weil ich eine sony stereo 90° niere verwendet habe und viele leute im hintergrund reden. das aufnahmegerät war vermutlich ein vom BR geliehener sony walkman professional. aus der zeit gibt es zahllose stereointerviews, unter anderem eines mit den smiths in london vor einem springbrunnen. man hört den springbrunnen dabei bisschen sehr deutlich. andere geschichte…

urheberrechtsnovelle | der offene brief

über die geplante gravierende änderung des urheberrechts kann man streiten. noch ist das ei eh nicht gelegt.
 
der → offene brief, geschrieben von vielen, auch renommierten autoren (wie enzensberger) an die bundesregierung, bricht vor allem eine lanze für die kleinen verlage, die sicher leiden würden, wenn die rechte am text nach 5 jahren an den autor zurückgehen.
urheberrechtstext
 
ich sehe das anders; die parallele zur musikindustrie drängt sich zu stark auf. ein überholtes, teilweise wahnsinnig verwöhntes system (wie früher die musikindustrie und jetzt die verlagswelt) kann man nicht halten, ob der autor nun nach 5 oder 10 jahren seine rechte zurückbekommt. immer mehr publizieren aus frust über die verlage eh selbst. der verlag hat nämlich traditionell drei aufgaben, von denen mindestens zwei jeder autor selbst erledigen kann:
  • der lektor des verlags sieht den text durch und steuert bisschen nach (dazu braucht man als autor keinen verlag, lektoren kann man frei beschäftigen)
  • ein grafiker macht das cover (dazu kann man den freund fragen, der so fit in illustrator und photoshop und im zeichnen von hand ist, oder die bekannte, die so tolle symbolfotos aufnimmt)
  • der verlag bewirbt in prospekten, auf webseiten und messen (bis auf die messen, wo das buch eh untergeht, kann der autor das alles selbst machen. ob ihn jemand findet und das buch kauft, sei dahingestellt; bei 40.000 neuerscheinungen im jahr ist das aber in jedem fall lottospielen. siehe musikindustrie: schreib einen song und versuche, 1 million klicks zu erzeugen!)
und man sehe sich den buchhandel an: die kleinen läden gehen haufenweise zugrunde. eine ganze industrie ändert sich, das urheberrecht passt sich an, indem die änderung sagt: statt uns auf das ganze gemauschle einzulassen, gibt der verlag die rechte bitteschön dahin zurück, wo sie herkommen.

sorry | so geht wikipedia nicht

Hand_29sharing als generationenkonflikt? grafik: nevit, wiki commons 2007

nach dem schreiben des wikipedia-artikels über die deutsch/britische kunstgaleristin → Erica Brausen ging ich auf die suche nach einem foto von frau brausen und stieß unter anderem auf die webseite einer kuratorin in london. ich schrieb sie an, begann meine mail damit, von kunst verstehe ich wenig, aber von geschichte einiges, und fragte, ob sie den besitzer der fotos von erica brausen auf ihrer webseite mal fragen könnte, ob er eins in die wiki commons, also den medienpool der wikipedia einpflegen könne; die artikel über erica brausen in der englischen, französischen und jetzt auch deutschen wikipedia hätten dann ein bild – was bei einem biografischen artikel stets wünschenswert ist.

die antwort der kunstexpertin war unerwartet harsch. sie schrieb zunächst, dass sie mails, die mit einem satz “von kunst verstehe ich wenig” beginnen, löscht. ich könne als von glück reden, dass sie’s nicht tat. dann schrieb sie, der besitzer der fotos sei erzürnt über die falschen fakten in den drei wikipedia-artikeln. sie, die kuratorin, teile diese kritik, und solange sich daran nichts ändere, sei an ein foto für die wikipedia gar nicht zu denken.

ich musste schlucken und mich sortieren und schrieb ihr sachlich zweierlei zurück:

  • wenn an den artikeln fakten falsch sind, soll sie sie bitte ändern, die wikipedia sei ein kollaboratives projekt, und zeigte ihr den weg, wie das geht. [darauf antwortete sie, dafür hätte sie keine zeit.]
  • zweitens sagte ich ihr, wenn ich frage, ob jemand ein foto in die wikipedia einspeisen möchte, ist das kein privates bittstellertum, sondern ich will damit die überlegung anstoßen, etwas zu teilen, nämlich ein foto, das in privatbesitz ist, allen (und natürlich kostenlos) zugänglich zu machen.

dieses denken des sharings ist dieser generation anscheinend so fremd, dass sie denkt, wenn einer etwas anfragt, will er es geschenkt für sich einsacken. sorry, gill, so geht wikipedia nicht.