selektive schärfe mit rädern und reifen

orangeRennradreifenselektive tiefenschärfe mit orangefarbenen rennradreifen. © m.s./dpa

wieder ein beispiel für die meisterhafte präzision eines guten objektivs. auch hier, wie bei den autos im regen im letzten posting, nicht bis zum anschlag geöffnete blende. in der nachbearbeitung in adobe lightroom dann alle farben abgesenkt, nur das orange belassen.

oben und unten | zwei fotos

wolken-über-deutschlandüber den wolken. © m.s./dpa

dieses foto ist ein ausschnitt eines viel größeren, aufgenommen beim flug gegen mittag über zentraleuropa. selten sieht man eine wolkenstruktur, die einem berg ähnelt, und schwarzweiß gesetzt wirkt das foto ganz anders als sein prall weiß-blaues farbiges pendant (was ich hier nicht zeige).

unten ein foto, etwa eine halbe stunde später auf der A3 aufgenommen, und zwar vom flughafenbus aus. der bus war leer, also konnte ich mich in der ersten reihe platzieren und durch die große scheibe vorn nach herzenslust fotografieren. dabei sieht man einen vorteil der “großen” kamera gegenüber der kleinen: mit einem smartphone wären die regentropfen und die autos mehr oder weniger scharf abgebildet. mit meinem objektiv an der spiegelreflexkamera dagegen kann ich mit der tiefenschärfe praktisch beliebig spielen. mit der größtmöglichen blende von 1,2 hätte man außer den regentropfen keine struktur mehr erkennen können, nicht einmal, dass es sich um eine autobahn handelt. ich spielte eine weile mit der blende, bis ich eine gute balance hatte: das foto unten entstand mit vorgewählter — immernoch großer — blende 3,2, bei automatisch eingesteller geschwindigkeit. technisch also nicht raffiniert, old school. aber in zeiten der totalen tiefenschärfe immer ein thema zum nachdenken.

beide fotos werden beim draufklicken größer; die originalgröße ist so groß, dass man die lichtbrechungen innerhalb der einzelnen tropfen studieren kann.

nasseAutobahnunter den wolken. © m.s./dpa

9 sender 1925 | und wer hört zu?

in der dissertation des studenten ernst klöcker an der universität erlangen im jahre 1926 über das funkwesen in deutschland und die wirtschaftliche bedeutung des rundfunks finde ich eine statistik über die zahl der offiziell registrierten, also gebühren-zahlenden rundfunkteilnehmer im jahr 1925.

rundfunkhörerstatistik_nach_klöcker_1926rundfunkteilnehmer, aufgeschlüsselt nach sendeanstalten, 1925. nach: klöcker 1926

ich wollte mir das grafisch ansehen, denn bekanntlich können wir menschen solchen tabellen nicht sofort besonders viel abgewinnen. also ging ich zu google docs, legte eine tabelle 11 mal 10 an und bat meine frau, mir die werte in der tabelle aus dem buch vorzulesen, während ich sie eintippte. stumpfsinnig, aber nach 5 minuten erledigt. man hat dann ein digitales schätzchen, nämlich eine vielseitig auswertbare tabelle. in etwas größerem rahmen mit natürlich anderen daten wäre das ein prima anwendungsfall für data mining, um aus großen datenmengen signifikanzen herauszulesen, die wir mit bloßem auge nicht sehen. jedenfalls…

… ist google docs etwas sperrig zu bedienen. wenn man sich aber erstmal eingelesen hat, kann man aus dieser zahlenmatrix mit wenigen mausklicks verschiedene visualisierungen erzeugen. ich legte für die wikipedia diese hier an:

Rundfunkteilnehmer_1925_nach_Sendern[bei klick wir die grafik größer.]

nach oben sind die registrierten hörer eingetragen, und zwar in verschiedenen farben, die den einzelnen sendern zugeordnet sind. nach rechts verläuft die zeit, von ende 1924 (da war der “unterhaltungsrundfunk”, wie er damals hieß, genau 1 jahr alt) bis september 1925. man sieht, dass berlin viele mehr hörer hatte als alle anderen; die hörerzahl stieg innerhalb des jahres von unter 200.000 auf über 300.000, flachte aber im sommer 1925 ab. die schwächere zunahme der hörerschaft ist auch bei allen anderen sendern zu verzeichnen, bei manchen, etwa frankfurt, hamburg oder königsberg in preussen, gingen die zahlen sogar leicht zurück. der autor des buchs hat seine zahlen vom reichspostministerium und kann nur mutmaßen, ob es an einer, wie er sich ausdrückt, “rundfunkmüdigkeit” liegt oder an schlechter empfangsqualität wegen zu schwacher sendeleistung. in der ersten euphorie meldeten sich viele interessierte an, merkten dann aber, dass der empfang nicht optimal war. münchens sender etwa hatte nur eine reichweite von 25 km, also etwa bis freising oder starnberg, und wurde 1926 durch einen 10 kilowatt-sender ersetzt, der viel weiter reichte und auch von älteren rundfunkgeräten empfangen werden konnte.

wegen der dominanz des berliner senders ist die grafik oben nicht gut zu gebrauchen, um die hörerzahlen der kleineren sender zu beurteilen. mit der tabelle in der rückhand kann man ohne aufwand beliebige parameter darstellen, zum beispiel nur die entwicklung der rundfunkteilnehmerzahl für münchen:

Rundfunkteilnehmer_1925_Münchenin der eingangsgrafik oben sind alle sender zu sehen, und wenn man genau hinsieht, schneiden sich einige kurven, was in der realität heißt: ein sender überholt einen anderen; leipzig überholt münchen, und, schwerer zu sehen, münster überholt stuttgart. wenn man die drei hörerärmsten sender auflistet, sieht man, wie stuttgart und münster sich umschlängeln:

Rundfunkteilnehmer_1925_nach_3_Sendernim summendiagramm können wir die gesamtzahl der rundfunkteilnehmer sehen (also etwa 800.000 im spätsommer 1925). wir sehen hier aber auch, dass berlin (der untere hellblaue bereich) fast so “dick” ist wie alle anderen zusammen. der sender berlin hatte mehr als ein drittel der hörer aller deutschen sender:

Rundfunkteilnehmer_1925_nach_Sendern_total

illustrierte film-bühne | filmkitsch der 1950er jahre

Schloss-Hubertus - Film - 1954illustrierte film-bühne nr. 2425 von 1954: friedrich domin und marianne koch in schloss hubertus

die illustrierte film-bühne war mir unbekannt. offenbar erschien dieses heftchen zwischen 1945 und 1960. ich hatte zwei exemplare einer anderen zeitschrift via ebay ersteigert, und der freundliche absender hat mir drei oder vier exemplare der film-bühne beigelegt. diese “hefte” sind eigentlich nur faltblätter (später hätte man sie vielleicht “poster” genannt); sie bestehen aus jeweils einem blatt, zu vier seiten gefaltet.

hier noch die deckblätter der beiden weiteren illustrierten film-bühnen:

Illustrierte-Film-Bühne-1955illustrierte film-bühne nr. 2962 und 2993 von 1955. wenn die alpenrosen blüh’n und “die barrings” mit dieter borsche und nadja tiller

der radio-händler | 1936

der radio-händler - august 1936titelblatt der ausgabe vom august 1936

typische recherche:

  • ich gucke die ebay-rubrik mit antiquarischen zeitschriften durch, gebe das stichwort “rundfunk” ein und finde unter anderem den “radio-händler”, diverse ausgaben von 1933–1938, von privat zu verkaufen.
  • um mir ein solches heft mal anzugucken, biete ich 2 €, werde sofort überboten, biete 3,52 €. paar tage später geht die auktion zu ende, in den letzten sekunden schaukelt sich der preis hoch zu 28 €. dasselbe spiel mit weiteren ausgaben.
  • ich frage eine nette kollegin im deutschen rundfunkarchiv, ob ihr eine zeitschrift dieses namens schon untergekommen ist, denn das DRA ist reich bestückt, auch mit rundfunkliteratur. die antwort: nein, haben wir leider nicht.
  • dann befrage ich mal die deutsche nationalbibliothek und die zeitschriftendatenbank. in der DNB werde ich nicht fündig, in der ZDB aber schon: Der Radio-Händler : Fachblatt für d. Handel mit Radioartikeln ; Rundschau über d. gesamte Radiotechnik. – Berlin   [1.]1923 – [4.]1926; 5.1927 – 15.1938. erhältlich in bibliotheken in münchen, berlin, leipzig und köln. in köln sogar an drei orten, unter anderem in der universitätsbibliothek. dort finden sich einige jahrgänge aus den 1930er jahren, also auch die, die bei ebay pro exemplar für über 20 € versteigert werden.
  • ich schwinge mich aufs rad, fahre zur kölner unibib und nehme mir die ersten beiden hefte des 1936er-stapels vor. zwei hefte, eine stunde staunen. das kann ja heiter werden…

der-radiohändler-1936