paradiesisch grenzenlose welt | minihörspiel WDR 5

elaPaul_studio_WDRela paul im studio. foto: m. s.

eins meiner lieblingsszenarien politischer art ist die erde ohne grenzen, mit ordentlich verurteilten machtmissbrauchern, also praktisch allen politikern und finanzhelden, bis auf die, die trotz der ankunft in den zentren der macht ihre integrität wahrten. ein sehr idealistisches bild, und gerade deswegen gut für ein dreiminütiges minihörspiel (“dramolett”), wie es heute in → WDR 5 politikum lief.

das setting ist wie → schoneinige male zuvor ein junges paar, das sich die welt mit mehr oder weniger naivem blick ansieht, wobei er (paul, gespielt von hüseyn cirpici) immer unschuldiger und ängstlicher an alles herangeht als die zupackende leni (ela paul)


dramolett “grenzenloses paradies” vom 8. oktober 2014

auch hier zwei outtakes. hier singen wir zu dritt im studio, völlig ohne vorgabe, ich fange an, ela und hüseyn stimmen ein. ich hatte diesen take als hintergrundmusik für die leichte urlaubsstimmung geplant, mich aber dann dagegen entschieden, weil sie zu sehr ablenkt. hier also, nicht perfekt, aber mit herrlichen stellen, wir drei im studio, acapella:


outtake 1: improvisierter urlaubs-swing

in der folgenden passage geht es um die aussprache des worts “geil” und einen tippfehler in meinem manuskript. im manuskript stand an einer stelle “passt”, es sollte aber heißen “psst”. (ein fehler der WORD-rechtschreibprüfung)


outtake 2: textarbeit im studio

übrigens endet das dramolett mit fünf sekunden bayerischem landler. hier fand ich ein wunderbar aufgenommenes stück bei youtube, abgespeichert unter den lizenzbedingungen CC mit namensnennung. walter j. pilsak hat den → “jan landler” für seinen enkel komponiert und eingespielt. vielen dank!

“das reich der frau” | 1933

in der katholischen zeitschrift “deutscher hausschatz” (siehe dazu den eintrag → hier) gab es viele jahre die rubrik “Das Reich der Frau”. in der ausgabe vom august 1933 (59. jahrgang!) beschreibt helene seyfried (von der man nie mehr etwas gehört oder gelesen hat) die beziehung zu ehemann und kindern wie folgt. zunächst die kinder, überschrift “Das Minderwertigkeitsgefühl bei Kindern”:

„Man ist oft versucht zu glauben, der ‘Minderwertigkeitskomplex’ bei Erwachsenen werde nur vorgetäuscht, weil er gerade in Mode ist. […] Na, das sind so kleine menschliche Schwächen, die man nicht tragisch zu nehmen braucht. Ernster und tiefgreifender ist jene Minderwertigkeit, die man von anderen Menschen zum Vorwurf bekommt. Da ist zum Beispiel junges Menschenkind, das den besten Willen hätte, tüchtig zu sein, aber von einem in alten starren Anschauungen verknöcherten Vater oder einer ewig unzufriedenen Mutter ständig vorgehalten bekommt: ‘Du bist nichts und kannst nichts, aus dir wird nie etwas Gescheites werden, alles fängst du verkehrt und unpraktisch an!’ Es wäre viel gescheiter, die Eltern würden ihrem Kind beibringen, wie es eine Sache besser machen kann, statt ständig, seine Leistungen herabzusetzen. Dadurch wird ja des Kindes ganzes Selbstbewußtsein, sein ganzer Geltungstrieb, der im späteren Leben so notwendig wäre, unterdrückt6 und vernichtet. Und mit der Zeit glaubt das Kind ganz von selbst, daß es tatsächlich nichts ist und nichts kann und es niemals zu etwas bringen wird.“

es wäre kein katholisch-konservatives blatt, würde die autorin nicht hinterherschicken, dass eine gesunde mischung aus “kleinem lob” und “kleinem tadel” genau das richtige für das kind sei.

Neglected_child_L.W.-Hine_1917 vernachlässigtes kind (neglected child), 1917, oklahoma city. foto: l. w. hine

in sachen mann und ehe hat helene seyfried eine einzige message: er bringt in einem harten job das geld ins haus, also soll sie ihn nicht mit dingen aus ihrem alltag belästigen, sondern, so der tipp an die hausfrau:

„…lege deine Erholungsstunden so, daß sie mit denen deines Mannes zusammenfallen.“


ps.: das foto oben hat nichts mit der zeitschrift zu tun; ich fand es in den wiki commons. der fotograf, lewis hine, hat zahlreiche fotos gemacht, die soziale unterdrückung, ausbeutung und verwahrlosung zeigen.