24 hours in cyberspace | fett!

24-hours-in-cyberspace_bookseiten 128/129, fotos: r. ian lloyd, torin boyd

in der new york times stand, glaube 1996, eine vernichtende kritik über dieses schwere buch. hätte ich damals vielleicht auch so geschrieben: kennt man schon, ist zu stark gehypet usw.

aber weil ich mir das buch erst jetzt zu gemüte führe, kann ich locker aus dem abstand von fast 20 jahren sagen: prima! es geht um den ersten großen, kompakt ausgerichteten online-event, er fand am 8. februar 1996 statt und trug den titel “24 hours in cyberspace”. den artikel in der wikipedia dazu habe ich → vor einer woche begonnen und nach erhalt des buchs ausgeweitet. siehe insbesondere den abschnitt (samt fußnoten) über den wegweisenden inhalt, die leitthemen der veranstaltung, → hier in der wikipedia.

ha, das foto oben ist kein selfie .. gerade hat sich yvonne (wir haben hier im büro/südflügel zwei yvonnes) in der küche einen tee gemacht, und während er zog, fotografierte sie mich mit dem buch. danke!

zeitungen übers netz | schon 1980

1980 startete die associated press erstmals eine zusammenarbeit mit einem computernetzwerk, um nachrichten – natürlich gegen bezahlung – an endkunden zu bringen. das belegt ein artikel der new york times vom 10. juni 1980, wo AP eine kooperation mit compuServe ankündigt. diese kam auch zustande. über compuServe ließen sich, das habe ich selbst erlebt und intensiv genutzt, in den 1980er jahren zeitnah nachrichtenticker und fachzeitschriften online lesen.

NYT-–-CompuServe-und-AP-1980new york times 1980: compuServe und AP kooperieren.

wenig später, nämlich am 7. juli 1980, bot compuServe als allererster eine komplette zeitung online an, nämlich die lokalzeitung, den columbus dispatch; compuServe befand sich ebenfalls in columbus, ohio:

NYT-electonic-newspaper-1980new york times wenig später: the colombus dispatch ist online!

big brother und der computer virus | the times 1984

Stephen Johnson- Ben Knox - Hackers - 1984the times 1984: computerviren spähen uns aus!

mit der verbreitung der PCs ab 1984 kamen die ersten viren auf, und das wort “hacker” machte erstmals die runde. hier in einem sehr besorgt klingenden artikel von ben knox in der londoner times, illustriert von stephen johnson. als besonderen schwachpunkt gibt der autor die telefonleitungen an, über die die meisten datenverbindungen damals liefen. nachzulesen in der times vom 17. juli 1984, seite 20.

pc-witwe | 1989er internet-vision

hier ist eine großartige passage aus einem → artikel in der new york times vom 2. april 1989, verfasst von michael freitag. kurze zeitliche einordnung:

  • ca. 1984 kamen die ersten vernünftigen und erschwinglichen computer in die privathaushalte.
  • ca. 1985 wuchs das interesse, sich ein modem anzuschaffen, um den computer übers telefon mit anderen computern zu verbinden.
  • ca. 1989 wimmelte es von mailboxen (englisch: bulletin boards). wer sich international vernetzen wollte, nutzte compuserve oder GEnie.
  • 1993 kam das internet in form des www in die haushalte.

1989, als dieser artikel erschien, begannen die großen medien langsam auf den trend aufmerksam zu werden. in dem artikel zieht freitag eine kleine erste bilanz. dies ist eine kernpassage, die man sich auf der zunge zergehen lassen muss. nicht nur, weil die ehefrau eines mailbox-süchtigen ihr autokennzeichen umtaufte in “PC-WIDOW”. online wird damals übrigens noch in zwei wörtern geschrieben.

NYT_BBS_Michael-Freitag_1989michael freitag in der new york times vom 2. april 1989

GEnie | online-service 1990

GEnie logologo von GEnie, ca. 1985. mit dank an bill louden

1990 kam GEnie nach deutschland, der online-dienst von general electric. ich habe damals (im september 1990) in der computersendung des zündfunks (BR) ein interview mit dem GEnie-vertreter in deutschland, horst teschke, geführt. 1990 war drei jahre vor dem start des world wide web, und damals machten sich dienste wie compuserve, america online (AOL) und eben auch GEnie harte konkurrenz in einem stark wachsenden markt. sie alle wurden durchs www bekanntlich weggewischt. das interview ist also historisch interessant. auch deswegen, weil bestimmte themen, die heute ganz normal sind, schon damals anklangen, etwa die zensur, der sex, die zugangskosten (flatrates).

ich habe das interview auf einer alten cassette gefunden, eine viertelstunde davon digitalisiert und wünsche viel spaß beim retro-hören:


Bit, byte, gebissen – das Computermagazin im Zündfunk vom 10.9.1990

achso: damit war auch ein wikipedia-artikel über GEnie fällig. → hier ist er.


einige tage später schrieb ich bill louden an, den gründer von GEnie. er lehrt seit langem am austin community college in texas und antwortete mir prompt, unter anderem mit zwei bildern, die ich hier wiedergebe. das eine oben, das andere, vom login-screen auf einem macintosh, hier unten:

Genie_login_macGEnie login-bildschirm auf einem apple macintosh computer, ca. 1990

bit, byte, gebissen – das computermagazin im zündfunk (1989)

BitByteGebissenBandkarton

das bild oben ist ein 1987er-zuspielband, weiter unten – und darum geht es hier – ist ein mitschnitt der sendung “bit, byte, gebissen – das computermagazin im zündfunk” vom 22. Mai 1989 zu hören: “computertalk II”. er ist aus mehreren gründen interessant. ich erläutere das später.

ich hatte drei junge männer im studio im 7. stockwerk des sendekomplexes von bayern 2, meinen computer über ein modem mit der telefonleitung verbunden, die nummer einer so genannten “mailbox” angewählt und mich in ein chat-forum (das damals noch nicht so hieß) eingeloggt. mein deckname war dort “rost”.

während der sendung tauschten sich meine studiogäste live von rechner zu rechner mit den anderen computernerds aus; diese kommentierten die musik usw. das thema der sendung selbst war der übergang vom heimcomputer commodore 64 zu den windows-PCs sowie den “68000er“-rechnern amiga, atari ST und apple macintosh. dabei sprachen wir auch das btx und das monopol der deutschen bundespost auf jegliche form der datenkommunikation (auch fax!) an. und den frauenmangel unter den mailbox-usern.

alle drei studiogäste – zwischen 18 und ca. 21 jahre alt – hießen michael, zwei davon, insbesondere der heutige krimi-regisseur michael schneider, waren über einige jahre säulen der sendung, vor allem weil sie spiele testeten und mir anregungen aus der szene gaben.

 

ein großteil der sendung ist lockerer plausch. es ging wirklich ziemlich entspannt im studio zu, auch wenn sich manches, insbesondere meine  moderation, im rückblick etwas bemüht locker anhört. signifikant ist die sendung unter anderem deswegen, weil es damals das world wide web noch nicht gab (erst vier jahre später), die bundespost selbst die benutzung unseres 300-baud-modems eigentlich nicht erlaubte (die BR-hierarchen wussten nichts davon), es viele junge menschen massiv in die vernetzung trieb. alles lief damals noch über text, und die einwahl in die mailbox war von den telefongebühren abhängig, die damals happig waren. um von münchen aus in einer hamburger mailbox mit der langsamen datenrate einige nachrichten herunterzuladen, war man schnell einige mark los. deswegen schlossen sich damals einige der 300 mailbox-betreiber zusammen und tauschten nachts ihre datenbestände zu den billigeren telefontarifen nach 1 uhr aus.

auch wie hohl und wegen der kürzelsprache im rundfunk nicht elegant zitierbar die chats waren, ist interessant: da hat sich gegenüber icq und sms wenig geändert.

der mitschnitt befand sich auf einer tonbandcassette. aus rechtlichen gründen musste ich die musik entfernen. die sendung war im original exakt 30 minuten lang. die musik am ende war meine erste selbst komponierte fürs radio. ich wusste damals noch nicht, dass man sie bei der gema hätte anmelden können. auch der jingle zur überleitung zu den zündfunk-nachrichten war von mir; es spricht das wort “nachrichten” der schriftsteller helmut kraußer. helmuts stimme setzte ich gern ein, er selber wollte aber lieber seine eigenen texte lesen. damals schon.