was weiß facebook | von ebay?

ebayBewirbtMichIndividuellAufFacebookfacebook-webseite mit datenschutz-verletzung durch ebay (?)

das obige bild zeigt die webseite von facebook, wie ich sie gestern präsentiert bekam. werbung gehört zum geschäftsmodell von facebook, klar. typisch die werbung unten rechts für ein auto, das ich leasen soll. untypisch aber das etwas schäbige mikrofon mit schief daneben sitzendem windschutz.

die erklärung ist die: mir ging vor ein paar wochen mein stereo-aufnahmemikrofon kaputt, also beobachtete ich einige gebrauchte mikros auf ebay. ebay setzt cookies, um mich wieder zu erkennen, wenn ich tage später die seite neu ansteuere. ich habe diese cookies explizit erlaubt, jedoch natürlich nicht, dass die cookie-information über von mir beobachtete artikel an andere firmen und deren webseiten weitergegeben werden. in diesem fall ist das passiert, und ich habe beim support von ebay dazu eine noch nicht beantwortete anfrage eröffnet.

was auch merkwürdig ist: ich sah diese werbung nur auf dem iPad, nicht zum beispiel, wenn ich facebook am PC ansehe. auf dem iPad nutze ich ebay aber nur über die eBay app, die mit dem browser nichts zu tun hat, also auch keine cookies produziert. wie kommt es, dass ich auf dem mobilen gerät, wo ich ebay nur per app benutze, einen artikel aus der beobachtungsliste im browser desselben geräts bei facebook sehe?

aufs normale leben übertragen wäre das so: ich erkundige mich bei tante emma nach irischer butter, gehe dann zum handballclub und sehe im eingang ein poster: “kauf irische butter bei tante emma!” tante emma hätte bei meinem nächsten besuch nichts zu lachen, denn ich dachte, wenn ich sie unverbindlich nach irischer butter frage, bleibt das unter uns.

im datenkontext ist das nicht süß und putzig, sondern eine verletzung der informationellen selbstbestimmung.

24 hours in cyberspace | fett!

24-hours-in-cyberspace_bookseiten 128/129, fotos: r. ian lloyd, torin boyd

in der new york times stand, glaube 1996, eine vernichtende kritik über dieses schwere buch. hätte ich damals vielleicht auch so geschrieben: kennt man schon, ist zu stark gehypet usw.

aber weil ich mir das buch erst jetzt zu gemüte führe, kann ich locker aus dem abstand von fast 20 jahren sagen: prima! es geht um den ersten großen, kompakt ausgerichteten online-event, er fand am 8. februar 1996 statt und trug den titel “24 hours in cyberspace”. den artikel in der wikipedia dazu habe ich → vor einer woche begonnen und nach erhalt des buchs ausgeweitet. siehe insbesondere den abschnitt (samt fußnoten) über den wegweisenden inhalt, die leitthemen der veranstaltung, → hier in der wikipedia.

ha, das foto oben ist kein selfie .. gerade hat sich yvonne (wir haben hier im büro/südflügel zwei yvonnes) in der küche einen tee gemacht, und während er zog, fotografierte sie mich mit dem buch. danke!

mir fallen die augen zu | beim fahren

OLYMPUS DIGITAL CAMERAstraßenverkehrsschild in utah rät müden autofahrern, rechts rauszufahren. foto: phil konstantin, wiki commons, 2007

fallen mir beim autofahren die augen zu, fallen sie eben zu, und der wagen fährt dann, ja: wohin? dass der müde autofahrer für signifikant viele (20%) und besonders schwere unfälle bei langstreckenfahrten verantwortlich ist, ist lange bekannt. mit den müdigkeitsdetektoren in neuen mittel- und oberklassefahrzeugen bekommt das thema aber einen unangenehmen beigeschmack: “ich will nicht, dass mir jemand, und wenn es nur ein computer ist, dabei zusieht, wohin ich gucke oder wie ich lenke!”

stimmt, das irritiert, und in zeiten, wo autos sich mit dem internet verbinden und man eh nicht genau weiß, wo welche persönlichen daten hinwandern, irritiert es erst recht.

sozialpsychologisch gesehen geht dieses gefühl vom autofahrer aus und bleibt bei ihm (“ich werde müde, mir fallen die augen zu, ich bin am steuer.”) er sieht das lenkrad und das monitoring-display, aber nicht den verkehr “draußen”.

schon seit rund 100 jahren aber ist das betreiben eines autos nicht mehr eine private kurvenreiche superunterhaltung, sondern das kollektive bewältigen eines komplexen mobilitätssystems in echtzeit. ich finde, das funktioniert, wenn man sich die verkehrsdichte in deutschland ansieht, prima. man nimmt rücksicht, man fährt nicht gleich aus der haut, wenn ein anderer plötzlich die spur wechselt. da ist es sehr hilfreich, wenn ein einschlafender fahrer von seinem bordcomputer geweckt wird, bevor er vier entgegenkommende fahrer irritiert, verletzt, tötet. das klingt moralisch, ist es aber nicht.

in der wikipedia gibt es einen kurzen artikel dazu, der sich aufmerksamkeits-assistent nennt. im englischen artikel (“driver drowsiness detection”) ist sehr schön zu lesen, wie die verschiedenen hersteller diese technik “branden”:

  • ford: driver alert
  • daimler: attention assist
  • volkswagen: fatigue detection system
  • volvo: driver alert control
  • toyota: driver monitoring system

weitere bezeichnungen:

  • anti sleep pilot
  • vigo

 müdigkeitErkanntmüdigkeits-benachrichtung. illustration: volkswagen AG

die bundesanstalt für straßenwesen BAST hat 2013 das müdigkeitsverhalten am steuer → untersucht. demnach gibt es rund 70 müdigkeitsmessverfahren, die nicht nur unterschiedlich messen, sondern auch unterschiedlich warnen. es gehören

“die Erfassung der Fahrperformanz durch Beobachtung von Lenkverhalten, Spurhaltung und Lidschlussverhalten, sowie das videobasierte Expertenrating und das EEG zu den validesten Müdigkeitsmessverfahren.”

problematisch ist der “pupillografische Schläfrigkeitstest” wegen zu unsicheren ergebnissen; offenbar machen unsere augenlider auch in nicht schläfrigem zustand seltsame und in schläfrigem zustand normale bewegungen. es wird in der studie den herstellern solcher warnsysteme deshalb dazu geraten, mindestens zwei messverfahren parallel laufen zu lassen, also zum beispiel lenkverhalten und lidschlagfrequenz. aus polizeilicher sicht es gibt noch keine analysetools, um unmittelbar nach einem unfall zu testen, ob der fahrer am steuer eingeschlafen war. viele geben als grund für ihre unaufmerksamkeit an, sie seien “mit den gedanken woanders” gewesen. die meisten fahrer mit müdigkeitsdetektoren ignorieren die warnungen und fahren weiter. vermutlich ist die dunkelziffer für durch müdigkeit am steuer ausgelöste unfälle hoch.