der planet | herschel

sonnensystem nach bartholomew burges 1789

im 18. jahrhundert kartografierten die astronomen emsig das sonnensystem. sie kannten fast alle planeten und die zusammenhänge zwischen umlaufbahnen. am 13. märz 1781, also nur wenige jahre vor burges’ planetenatlas, entdeckte der britische, in deutschland aufgewachsene mathematiker → wilhelm herschel einen ziemlich weit entfernten, aber großen planeten. anfangs, wie im sonnenatlas von 1789, hieß der planet nach seinem entdecker:

detail von oben

erst ein halbes jahrhundert später setzte sich der heute bekannte name des planeten herschel durch: → uranus. übrigens der vater von saturn und großvater jupiter.

voyager 2 aufnahme des uranus

Du has | t

ausschnitt aus einer spam-mail von heute: um die spam-filter zu umgehen, enthält dieser text absichtlich falsch geschriebenes (rot markiert):  leerzeichen innerhalb von worten und fehlendes leerzeichen nach punkt. übersetzungsprogramme aus anderen sprachen erzeugen solche fehler nicht, wohl aber grammatikfehler wie den grün markierten.

der spam-filter hat diese mail dennoch als spam identifiziert, vermutlich wegen des headers, also des email-kopfs und wegen des ziel-links, der zu einer abzocke-webseite führt.

queen in ausgabe | 4

vier ausgaben hat es gedauert, bis erstmals in der londoner times das wort “queen” vorkam – wenn auch nur in form ihres palasts. es gab damals den king → george III und seine frau, die queen, die zeitweise im buckinham palast lebte, → sophie charlotte von meklenburg. die beiden wurden quasi verheiratet, ohne sich zu kennen. die ehe aber funktionierte offenbar gut. die beiden waren sogar im heutigen sinn modern, weil sie ihre kinder selbst erzogen und weniger im prunk als vielmehr zurückgezogen im südwest-londoner park kew gardens lebten. beide wikipedia-artikel sind lesenswert.

hier die seite 2 der times vom mittwoch, den 5. januar 1785:

 

unreifes österreich | 1865

auf der suche nach frühen erwähnungen von “tax reform” in amerikanischen parlamentsdokumenten stieß ich auf einen band von 1865, veröffentlicht 1866, in dem der österreichische diplomat und erzkatholizist graf  von thun zitiert wird: eine steuerreform in österreich sei undenkbar, denn es gingen reihenweise haushalte bankrott, so käme man nie zu einem ausgeglichenen staatshaushalt.

leo graf thun, lithographie von josef kriehuber, 1850

kommen wir zu einem in etwa gleichaltrigen amerikaner, der österreich als diplomat zumindest entfernt kannte. holland lag ihm näher: john lothrop motley:

 

john lothrop motley, foto von mathew b. brady, 1860

österreich war 1865/66 ein einer finanzkrise und einer politischen zwickmühle, die sich im deutschen krieg zu seinen ungunsten auflöste. es ging um die frage, ob österreich oder preußen das sagen hat. die preußen provozierten mit dem antrag, österreich möge sich eine parlamentarische verfassung geben, und marschierten in holstein ein, was damals von österreich regiert wurde. nach der verlorenen schlacht bei königgrätz 1866 stellte sich das wirtschaftlich schon vorher fast bankrotte land neu auf und wandte sich ungarn als partner zu. im norden entstand langsam das deutsche reich, im südosten die österreichisch-ungarische monarchie.

Szene aus der kriegsentscheidenden Schlacht bei Königgrätz (Gemälde von Georg Bleibtreu)

die schlacht bei königgrätz 1866, gemalt von georg bleibtreu

worauf ich aber eigentlich hinaus wollte, ist die diplomatische korrespondenz des US-präsidenten vom juni 1865. hier fiel erstmals in den amerikanischen aufzeichnungen das wort “tax reform”, und zwar im zusammenhang mit einer österreichischen steuerreform, die das land wirtschaftlich hätte retten sollen, aber nicht können, weil die menschen so arm waren, dass sie höhere steuern eh hätten nicht zahlen können.

dieser teil des buchs ist der diplomatischen korrespondenz gewidmet, also der sicht amerikas auf den rest der welt. eine seite zuvor beschreibt der US-diplomat und erklärte anti-katholik john lothrop motley, dass demokratische strukuturen in österreich “nicht möglich, kaum vorstellbar oder wünschenswert” seien. aber auch so wie es jetzt sei, könne man von österreich keine große wirtschaftliche bedeutung erwarten, denn klassenunterschiede verhinderten dies. die mehrheit der österreicher arbeite 12 stunden täglich und verdiene nur 1/10tel dessen, was ihre amerikanischen arbeiter nach hause brächten.

etwas weiter oben bringt der damals 51jährige historiker österreich in verbindung mit den niederlanden – letztere eines seiner lieblingsthemen: ein protestantisches land auf erfolgskurs. wörtlich übersetzt:

“Zweifels ohne hat Österreich riesige, geradezu unerschöpfliche Ressourcen. Aber das ist kaum mehr als eine leere Phrase. Die Ressourcen von Mexiko sind enorm, soe wie auch die der Türkei, während die nationalen Ressourcen Hollands praktisch null sind. Trotzdem ist Holland immer wieder einer der reichsten und produktivsten Staaten der Welt.”


dokumentenquelle:
Message of the President of the United States, and accompanying documents, to the two Houses of Congress, at the commencement of the first session of the Thirty-ninth Congress. Part III.

klimawandel ≠ klimawechsel

new york times vom 21. mai 1893

dieser artikel ist der erste in der new york times, der von climate change erzählt. ich musste einiges lesen, bis ich verstand, dass hier nicht der klimawandel, sondern die vielen unterschiedlichen klimazonen in dem damals noch nicht so bekannten australien gemeint waren. quasi ein bericht für touristen, die sich nicht wundern sollen, dass es in sydney so viel regnet, und etwas weiter südlich gar nicht mehr.

1932 ging die forschung auf wieder einen anderen klimawandel ein, nämlich den im tertiär-zeitalter vor 60 millionen jahren, als viele tierarten in andere zonen emigrierten. auch nicht der klimawandel, um den es heute geht.

anthropologischer klimawandel. NYT, 13.märz 1932

iPhone tweets mit | BAD

[two-fifths-first]for his infamous tweets, the interim US president donald trump uses an iPhone. he previously used an android smartphone, sometimes he tweets via his PC (or maybe macbook, it’s tagged as “Web Client”) and very rarely, but more often recently, using the meta-tool → “media studio” for, for example, pre-timed tweets.

the screenshot below shows the appearance of the word BAD in his recent tweets. i took it from one of several twitter archives, namely the → trump twitter archive.[/two-fifths-first]
[three-fifths]donald trump hatte mal ein android-smartphone, tweetet seit längerem aber mit iPhone, selten mit seinem PC (oder macbook, geht daraus nicht hervor: “twitter web client”). manchmal klickt er auf twitter-werbung, die ihm gefällt, und manchmal nutzt er das meta-tool → “media studio” zum automatischen, also zum beispiel zeitgesteuerten tweeten. der screenshot unten zeigt die letzten vorkommnisse des worts “bad” in all seinen tweets, gelb herausgestellt in einem von mehreren twitter-sammelportalen, hier dem → trump twitter archive.[/three-fifths]

trump loves it bad (and good, of course)

[two-fifths-first]the portal suggests certain search patterns, for example, and interestingly, bad || sad, which lists all appearances of either one of the words. bad appears more often than sad, obviously, and not as often as good – obvious, too, because this is the tag for his own thinkings and musings, bad is the tag for most others.

on a meta-level the good/bad-thing shows that he is stuck in the black and white patterns which dominated the mainstream up until the 1970s. of course, like all children of that time, the little donald trump asked his rich father while watching fury or lassie, whether the guy in that scene is good or bad. and the father always could answer that question easily.

in other words: the more a person divides the world into good and bad, he/she is stuck in his/her puberty. bad.

[/two-fifths-first]
[three-fifths]das portal gibt suchvorschläge an, wie zum beispiel bad || sad, wo nach beiden begriffen in den etwa 30.000 tweets gesucht wird. sad kommt deutlich seltender vor als bad, good dagegen etwa so häufig wie bad, weil er seine eigenen sachen ja für super good hält. die häufigkeit der worte sagt natürlich etwas über trumps einteilung der welt in gut und böse aus, also einem verhaftet-sein in dem, was wir aus dem denken der prä 1970er kennen, als der kleine trump seinen reichen papa fragte: ist das bei fury oder lassie ein guter und ein böser? die antwort fiel hier immer leicht.[/three-fifths]

bernd neumann | dichter

vorletzte woche erfuhr ich, dass bernd neumann gestorben ist, schon vor drei jahren. von beruf war er, glaube ich, krankenpfleger in bamberg. etwa jahrgang 1952. bernd war ein tragender pfeiler einer gruppe von jungen schriftstellern um 1975 herum. er studierte damals germanistik und geschichte an der universität erlangen. seine texte waren fast immer politische lyrik, und ich glaube, er schrieb die gedichte sehr schnell und oft nicht ganz nüchtern. sie gehörten zum aufregendsten, was wir damals in die “alternative literaturzeitschrift” → die gießkanne einfließen ließen, klaus morsch, günther hießleitner und ich.

“die gießkanne”

hier ein typisches politisches gedicht von bernd neumann, geschrieben 1977, damals selbstverständlich noch auf schreibmaschine. veröffentlicht in  gießkanne #6. und darunter ein zwei jahre früheres, kurzes, zum thema alkohol, gießkanne #3.

bernd neumann in der “gießkanne” 1977

 

gang durch eine landschaft

 

komm ins freie

mein freund

ins offene

schußfeld und

laß uns

weiter

marschieren

unter einem mond

blässlich wie ein arsch

durch wälder / moore

voller nebel

spinnennetze und nebel

voller coladosen

und werwölfe

vielleicht

mein freund

stimmt die marschzahl

eingeritzt

in unsere hände

und wir erreichen

den fluß

mit seinem morgenrot

dahinter

oder die teufelsinsel

oder das lager dachau

oder das gelbe loch von bautzen

es ist fast einerlei

mein freund

komm

ins offene

ins freie

viel ist nicht mehr

zu verspielen

 

lotta continua

ich sitze

saufend

in der langen nacht

und

schenke ein

und denke dran

den korken

– morgen –

in der flasche

drinzulassen

und weiß

daß ich

verloren hab

für diese nacht

drei gedichte, maschine und handschrift

wahl-“terror” | 1688

das wort “terror” taucht in den mitschriften des englischen unterhauses erstmals am 19. februar 1688 auf. und zwar im zusammenhang mit einer wahl, an der baron john dormer teilnahm. soldaten hatten den befehl verweigert und waren nach wallingford marschiert, um die dortige wahl zu “schützen”, genau genommen, um dormer ins parlament wählen zu lassen. dabei drohten sie dem bürgermeister damit, seine ohren abzuschneiden und sein haus niederzubrennen, falls er dormer nicht gewinnen lässt. dormer verlor die wahl gegen baron william jennens. in der parlamentarischen mitschrift werden diese drohungen als “terror” bezeichnet.

house of commons, 19.2.1688 → proQuest

 

kleinschreibung | bauhaus

herbert bayer: stadelwand (1936)

aus immer wieder gegebenem anlass möchte ich am rande erwähnen, dass den nazis in dessau die kleinschreibung der bauhaus-jünger ein solcher dorn im auge war, dass sie die anweisung an die stadt gaben, kleingeschriebene briefe nicht zu öffnen, sondern zu vernichten. hier zur kleinschreibungstheorie ein zitat aus typografie.info: es bezieht sich auf den österreichischen künstler herbert bayer, dem wir auch die grafik oben zu verdanken haben:

ausländer (die) | plural

schon das wort “ausländer” ist bekanntlich unsinn, weil jeder von uns unter dieses label fällt. der bayerische bauer, der über 7 generationen hier hof und acker führt, hat selbstverständlich vorvorfahren aus gegenden, die damals noch nicht ukraine oder tirol oder flandern hießen. der US-amerikanische ausländer trump zum beispiel hatte großeltern aus kallstadt bei bad dürkheim und kann in der heutigen weltsicht von glück reden, dass er a) weiße hautfarbe hat, b) keine frau ist und c) aus dem deutschen reich und nicht aus südsudan kommt. also, von ausländer zu reden, statt, wie’s meist gemeint ist, von flüchtling oder asyl-suchendem, ist unsinn.

unsinn diskriminiert an sich nicht, aber wenn man nun sagt: “ich möchte, dass alle ausländer verschwinden”, oder, etwas weniger diplomatisch, “alle ausländer sind arschlöcher” – dann diskriminiert das schon. diskriminieren kommt aus dem lateinischen und heißt unterscheiden. man trennt quasi die bevölkerung in zwei gruppen, ausländer = arschlöcher und nicht-ausländer = nicht-arschlöcher.

so hat das eine bekannte getan, die in der S-bahn “immer blöd von ausländern angeguckt” und vielleicht auch angemacht wurde. sie führte bei messerstechereien, von denen sie gehört oder gelesen hatte, gern das wort “ausländer” ein, “diese messerstechenden ausländer”, mit meist nebensätzen wie: “… die man sofort abschieben, einknasten” etc. sollte. diese bekannte hat jetzt nicht hinausposaunt, dass “natürlich wieder ein ausländer” in herne kleine kinder bedroht und ermordet hat – denn dummerweise, und für sie völlig unverständlich, hat ein “einheimischer” das getan.

als mir trudi in florida (abstammung sudetendeutsch) ihre kleinstadt vorstellte und durch die straßen kurvte, bat ich sie, mal links abzubiegen, über die bahnschienen. sie weigerte sich. begründung: “da wohnen die schwarzen, und das möchte keiner sehen.” ich war später öfter alleine da, und in dem stadtteil wohnten wirklich vorwiegend menschen dunkler hautfarbe, jedoch in durchaus nicht heruntergekommenen häusern, während trudi völlig verarmt mit einer total kaputten familie in einem wohnwagen hauste, den sie zwar “sauber” hielt, aber der von ratten, schlangen und spinnen besucht war und in dem die hunde stanken, ja, die hunde, trudis 3 hunde.

alle modernen verfassungen, incl. der türkischen, haben klauseln gegen generalisierte diskriminierungen. im grundgesetz besagt artikel 3:

Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

das ist kein hemdsärmliger paragraph, sondern wohl bedacht und strafgesetzbewährt.

wer also “die ausländer” sagt, ist einfach dumm. wer aber sagt, die ausländer sind arschlöcher, macht sich strafbar, er verstößt gegen das grundgesetz.

moralisch verdrängen solche hasserfüllte zeitgenossen, dass natürlich viele der so genannten ausländer absolut keine arschlöcher sind; sie selbst aber, die das behaupten, sind es schon. die meisten deutschen “ausländerfeinde” leben in gegenden, wo nie ein asyl-suchender hinkam. und wenn einer sich dennoch dahin verirrte und die ausländerfeinde angst vor ihm bekamen, dass ihre wohlbehüteten mädchen von dem ausländer missbraucht werden würden, und zwar alle, … dann muss ich Euch ausländerfeinden ganz bayerisch sagen: geht scheißen!

automatische text | erzeugung

welcher text kommt aus der maschine, welcher von einem journalisten?

die lösung lautet: A ist der maschinentext – wobei ich dazu sagen muss, dass ich der radiophonen kürze wegen aus den viel viel längeren texten (DIN A4) ausschnitte gewählt habe, die in etwa das gleiche thema haben: lage des hotels, parken…

der heutige schwerpunkt in der DLF-sendung → computer und kommunikation findet sich zum nachhören → hier.

unfit for | presidency

trumpUnfit
das wall street journal kommentierte vor paar tagen die kritik an donald trump, er sei “unfähig, präsident zu sein”. diese aussage kam unter anderem aus dem munde von präsident obama.
der kommentar versuchte, zu verharmlosen, indem er trump in eine reihe früherer präsidenten und präsidentschaftskandidaten stellte, denen man ebenfalls nachsagte, sie hätten nur ein großes maul, aber keine ahnung, und sie würden dem land nur schaden. dazu gehörten der western-schauspieler ronald reagan, aber natürlich auch nixon und der zweite bush (der nie im ausland gewesen war). weil das wall street journal das wall street journal ist, kritisierte es keine früheren präsidenten, auch wenn sie noch so viel dreck am stecken haben. der kommentar besagt statt dessen: angesichts der guten politik, die die angeblich unfähigen gemacht haben, besteht hoffnung, dass trump, würde er denn präsident, sich auch entwickelt.
manche unken, wenn trump tatsächlich gewählt würde, er hätte gar keine lust, den langweiligen job des präsidenten zu geben und die wahl deswegen nicht annehmen.
 
heute jedenfalls ist der vorsprung clintons im wahlkampf wieder größer geworden. während julian assange (möglicherweise falsch, aber nachhaltig) zitiert wird, er habe dokumente, die frau clinton so belasten würden, dass sie die wahl nach der veröffentlichung dieser leaks verlieren würde, ja vor gericht käme.

melania trump | plagiiert

angeblich, rein statistisch, hat melania trump für ihre rede am parteitag der republikaner (18. juli) “nur” 7 % der rede michelle obamas vor 8 jahren kopiert. so stellen es die, die frau trump verteidigen gern dar. klar kann ich einen neuen “faust” schreiben, der rein zufällig mit “habe nun ach…” beginnt. die → new york times hat am tag nach der rede die beiden entscheidenden stellen der reden gegenübergestellt:

melaniaTrumpPlagiiertMichelleObama

die new york times analysiert das plagiat