hunde-handy #7 | deutschlandfunk

deprimierend: unser protagonist kriegt sie nicht zu sehen… (grafik: HJB)

und wieder meisterhaft illustriert vom hans! ► digitales logbuch: hunde-handy 7 (bitte auch hören! wir machen hörfunk.)

hintergrund: diese reihe läuft in loser folge, aber immer im doppelpack. heute die perspektive des herrchens, kommenden samstag die perspektive des hunds. ich weiß noch nicht genau, wohin die ganze sache geht, habe aber eine ahnung, dass die serie mit den episoden 9 und 10 ihrem höhepunkt entgegen geht. bei herrchen ist im moment (episode 7) deprimierender stillstand eingekehrt, aber bei den hunden (episode 8, nächste woche) geht die post ab!

► hier die vorgänger-episoden, komplett. jede grafik ist eine perle für sich!

wowereit | ein abgesang

musste mal in die schlagerkiste greifen und was singen:


wowereit, ein abgesang.

 

Wowereit

Wir woll’n dich gern entlassen

So zäh wie du an deinem Stuhl hingst

war für uns kaum zu fassen

Hoffnung für die SPD

hast du mal ausgestrahlt

gar als Kanzler in den Ring schicken

wollte man dich bald

Refrain:

Doch coming out und coming in

stopft nicht alle Löcher

die du hast reißen lassen

in den Köcher der Stadt

mit einem Flughafen

der ward zum Fluch-Hafen

Wowereit

Fast so lang wie Helmut Kohl

die Republik hast du die Stadt

regiert. Jetzt ist es aus. Berlin

braucht eine Paus’

von Wo-we-reit

mr. christopher johnson | ein vorgelesener original-spam

ein hörer des deutschlandfunks schrieb uns letzte woche, dass er ein “digitales logbuch” vermisst, nämlich das über mr. christopher johnson. (“den fand ich nämlich zum Brüllen komisch und wollte ihn noch ein-zwei weniger computer-affinen Anverwandten vorspielen!“) wegen der vom gesetzgeber vorgeschriebenen halbjahreslöschfrist findet sich das zweiminutenstück nicht mehr als audio (wohl aber → als webseite) bei deutschlandfunk.de. aber ich hab’s natürlich noch. und wenn die weniger computer-affinen anverwandten das hören wollen, nur zu!

unter dem im juli 2013 gesendeten stück der text, mit allen tippfehlern (die vermutlich absicht waren). eben ein schwer vorzulesender original-spam.


digitales logbuch: mr. christopher johnson

 Hallo Freund. gute ay.

Ich bin Mr. Christopher Johnson Leiter Rechnungswesen udit 38 Strang, hier in England. Ich schreibe Ihnen ьber einen geschдftlichen Vorschlag, dass einer immensen Nutzen fьr beide von uns sein wird. In meiner Abteilung, wobei die Manager entdeckte ich eine Summe (16,5 Millionen J) in einem Konto, das zu einem unserer auslдndischen Kunden Business Mogul Mr. gehцrt, die ein Opfer von einem Hubschrauberabsturz 10. Januar war, tцteten ihn und seine Familienangehцrigen. Der Pilot war auch tot ist.

Die Wahl der Kontaktaufnahme mit Ihnen ist aus der geographischen Natur, wo Sie leben, vor allem aufgrund der Sensibilitдt der Transaktion und die Vertraulichkeit hier geweckt. Ich persцnlich habe mit ihrem Vorbringen unterlegen bei der Suche die Verwandten, ich suche Ihre Zustimmung an Sie als nдchsten Angehцrigen.

Dies wird ausgezahlt oder geteilt in diese Prozentsдtze werden sechzig Prozent zu mir und vierzig Prozent auf Sie. Alles, was ich jetzt verlangen, ist Ihre ehrliche Zusammenarbeit, Verschwiegenheit und Vertrauen zu ermцglichen, uns sieht dieser Transaktion durch.

Bitte, geben Sie mir die folgenden, wie wir 7 Tage, um es durchlaufen haben.

Vollstдndiger Name. Ihr direkter Mobile Number. Ihr Kontakt Adresse. Beruf. Alter. Sex. Nationalitдt.

Nachdem durch eine methodische Suche gegangen, entschied ich mich, Sie zu kontaktieren hoffen, dass Sie diesen Vorschlag interessant finden. Bitte auf Ihrer Bestдtigung dieser Nachricht. Ich danke Ihnen im Vorgriff.

GrьЯe,

Mr. Christopher Johnson

hunde-handy 3 | deutschlandfunk

Hans-Joerg-Brehm---Hunde-Handy-3hunde-handy 3. illustration: hans-jörg brehm/picture alliance

für die reihe “das digitale logbuch” habe ich vor über einem jahr zwei texte geschrieben, die sich mit hunden und menschen befassen, die alle ihre smartphones besitzen und auf verschiedene weisen nutzen. “hunde-handy 1” zeigte das aus der perspektive des hunds, “hunde-handy 2” aus der perspektive des herrchens. der grundgedanke war dieser: wenn die hunde immer häufiger auf die herrchen warten müssen, weil diese mit ihren smartphones beschäftigt sind, wie wäre es umgekehrt, wenn die hunde sich beim gassi-gehen mit ihren smartphones beschäftigen?

gestern lief in der computersendung des deutschlandfunks “hunde-handy 3”, in einer woche kommt dann #4; ich schreibe es gerade. illustriert wurden schon die beiden ersten teile auf wunderbare weise von hans-jörg brehm. zum neuen hunde-handy-logbuch ist die grafik oben entstanden:

hier das zweieinhalb-minütige stück zum hören:


digitales logbuch: hunde-handy 3

noch ein blick in die werkstatt: wenn ich eine reihe, auch wenn sie nur aus wenigen episoden entsteht, entwickle, verdichten sich während des schreibens relativ schnell die konstellationen. um sie nicht zu vergessen, male ich sie mir auf.

Hunde-Handy_Szenenlayoutgrund-setting der reihe “hunde-handy”

stern-kolumne mit wackligem einstieg

über die empfehlung einer facebook-freundin kam ich zu der kolumne im STERN von Meike Winnemuth. in der sie weibliche körperteile beschreibt, die unter schönheitsdruck kommen. die side boobs gehören dazu ebenso wie die bingo wings. was kolumnisten brauchen (und ich spreche hier auch von mir selbst), ist ein schmackiger einstieg. winnemuth nutzt dafür ein, wie sie sagt, erst kürzlich entdecktes körperteil, nämlich ein bändchen an der seite des knies:

Neulich wurde von belgischen Chirurgen ein brandneues Körperteil namens Anterolaterales Ligament entdeckt, ein Band, das an der Außenseite des Knies für Stabilität sorgt. Das klingt doch auf Anhieb ziemlich nützlich für Fußballer, Teilnehmer bei “Let’s Dance” und andere tragende Säulen unserer Gesellschaft. Um so verblüffender ist es, dass dieses schlecht versteckte, weil immerhin außen liegende Bändchen in vier bis fünf Jahrtausenden Medizingeschichte völlig unbekannt geblieben ist, obwohl doch gefühlt jedes fünfte Männerknie schon mal nach einem obligatorischen Freizeitkicker-Kreuzbandriss aufgeschlitzt worden ist. (Meike Winnemuth im Stern vom 24. November 2013)

wer so etwas liest, wird am nächsten tag beim joggen an dieses bändchen denken, und im büro oder in der schule auch, wenn über fußball oder bergwandern gesprochen wird; er (oder sie) wird denken, wie blöd doch die wissenschaft ist, dass sie mit all ihren CTs und MRTs erst jetzt dieses band sieht!

PaulSegondPaul Segond

aber es ist grundsätzlich falsch. denn das anterolaterale bändchen wurde vor fast 150 jahren entdeckt und beschrieben, nämlich 1879 von Paul Ferdinand Segond, man wusste nur nicht genau, wozu das ligament nütze war, was es tat. das hat man nun herausgefunden. ein ganz normaler vorgang: von zahllosen körperteilen weiß man nicht, was sie genau tun, man denke nur an die kolumnen im gehirn oder den blinddarm. an der berichterstattung über dieses forschungsergebnis  sieht man das niveau der medien:

  • der fernsehsender N24: “Unfassbar, aber wahr: Beim Menschen ist ein neues Körperteil ausfindig gemacht worden.”
  • österreichischer rundfunk ORF: “Neuer Körperteil im Knie entdeckt.”
  • tageszeitung Der Standard: “Belgische Forscher berichten über neuen Körperteil im Knie.”
  • tageszeitung Die Welt: “Chirurgen entdecken ein neues Körperteil.”
  • tageszeitung The Mirror: “New knee ligament discovered.”
  • tagezeitung Daily Mail: “Scientist discover a new body part.”
  • International Business Times: “New ligament discovered in human knee.”

ganz anders dagegen Das Ärzteblatt (“Chirurgen beschreiben neues Band am Knie.”) oder Science Daily (“Surgeons describe new ligment in the human knee.”)

es kann sein, dass sich die fehleinschätzung über nachrichtenaggregatoren wie die von 8 millionen “gefällt mirs” gestreichelte facebook-seite IFLS verbreitet hat. für den kolumnisten keine entschuldigung. sie muss schon die quelle lesen. hier ist sie: Anatomy of the anterolateral ligament of the knee (in PubMed 2013). und dieser text nennt als allererstes im abstract das jahr 1879 und herrn segond, wie es sich gehört.

woran starb dr. paul segond wohl? an einem kreislaufkollaps nach einer niereninsuffizienz. (new york times vom 28. oktober 1912)