online brillen | problematisch

unbrauchbare gleitsichtbrille. foto: ms/dpa

für die deutschlandfunksendung → “umwelt und verbraucher” habe ich das bestellen von brillen über zwei große webportale (misterspex und brille24) untersucht. das ergebnis ist ernüchternd, ganz besonders bei brille24. gleichzeitig ermunternd, denn nur über kritik lernt diese neue branche der online-brillenhändler dazu.

das foto oben zeigt eine online bestellte gleitsichtbrille mit messpunkten eines neutralen sachverständigen (augenoptikermeister). die brille erzeugte beim aufsetzen sofort kopfschmerzen und schwindel, was daran lag, dass

  • die achslage der beiden gläser geneigt war, vor allem die links im foto,
  • die zentrierung (kreuze) zu weit oben lag. die pupillen sollten mittig und nicht so weit oben durch die gläser gucken.

dass das brillengestell minderwertiger qualität war, kann man dem portal nicht vorwerfen. auf nachfrage erfuhr ich, es sei kein “markengestell”, sondern die “hausmarke”, die bei brille24.de nicht als “marke” bezeichnet würde. meine frage, warum die lieferzeit 3 wochen betrug, sagte mir ein brille24-mitarbeiter (der mich als kunden, aber nicht als pressevertreter wahrnahm), dass ich nunmal keine markenbrille bestellt hätte, und solche brillen kämen aus thailand, auch die gläser würden dort eingearbeitet. auf meine rückfrage, woran ich das unterscheiden hätte können, erklärte er mir etwas forsch, was eine marke sei. calvin klein sei eine, der VW-golf aber nicht, VW dagegen schon. ich wollte dem nicht widersprechen, um die bilderbuchmäßige halbwahrheit nicht zu stören. von der seite sieht das modell jedenfalls trostlos aus, eine mischung aus plastik und metall.

die arbeitsplatzbrille (hier nicht abgebildet) war keine typische arbeitsplatzbrille, weil die distanz zum arbeitsbildschirm oder zur werkbank bei der online-bestellung nicht abgefragt wurde. stattdessen hat misterspex.de einfach eine gleitsichtbrille geliefert, die etwas anders eingenordet war als eine übliche gleitsichtbrille. der optikermeister vor ort meinte, solche gläser seien untypisch und viel zu teuer für einen arbeitsplatz. zudem fehlte der bei der online-bestellung ausgewiesene UV-schutz komplett. (ist für den arbeitsplatz nicht kritisch wichtig.)

unfassbar nah | VR-feature

am kommenden sonntag läuft in der reihe forschung aktuell/wissenschaft im brennpunkt mein → wissenschaftsfeatureunfassbar nah – der siegeszug der virtuellen realität” hier der trailer dazu, komponiert mit afrikanischen trommeln und saiteninstrumenten und, als teppich, THRILL von native instruments. es sprechen nina lentföhr, anja jazeschann und christoph wittelsbürger. plus zwei meiner sieben interviewexperten.


trailer zu wissenschaft im brennpunkt VR


trailermusik. (bitte nicht weiterverwenden: GEMA!)

panorama ohne | korrektur

unkorrigiertes panorama. deutschlandfunk von süden. foto: ms/dpa

dieses foto habe ich aus vier drohnenfotos zusammengesetzt, und zwar ohne weiteres zutun in adobe photoshop lightroom. lightroom geht mit panoramen ausgesprochen elegant um. ich gab der app gestern von einem ganz anderen drohnenflug etwa 20 einzelaufnahmen und bekam in etwa einer minute ein durchaus ansprechendes gesamtbild. es dauert dann einige zeit, bis große panoramen (15.000 pixel breite sind keine seltenheit) tatsächlich gerendert sind.

das foto vom deutschlandfunk (dem linken, dunklen turm) und den türmen der ehemaligen deutschen welle wirkt perspektivisch stark verzerrt, was mir eigentlich ganz gut gefällt. es unterstreicht das baukastengefühl, das sich bei drohnenaufnahmen oft einstellt.

helli, der | DJ

dj hell, portraitiert von greg gorman, → wiki commons

an DJ hell kann ich mich gut erinnern. wir hatten aber nur eine punktuelle begegnung, die in der heute in der SZ erschienenen → liebevollen hommage von johanna adorján nicht erwähnt und deswegen hier nachgeliefert wird.

wir nannten den helmut damals helli und luden ihn um 1990, vielleicht war’s auch 1992, in den zündfunk ein. ich hatte wegen meiner häufigen englandbesuche drauf gedrängt, die endlich auch in deutschland aufkommende DJ-kultur irgendwie in die sendungen zu bringen, also statt des durchmoderierten musikjournalistischen gescheitDaherredens raum für DJing zu schaffen.

das führte dann zu einer (später meines wissens nach nicht fortgesetzten) kleinserie von einstundensendungen, in der jeweils ein DJ “auflegte”. ich weiß noch, wie ich herumreiste und in england von einem damals bekannten DJ, dessen namen ich heute nicht mehr weiß, einen kompletten mix für den zündfunk schneidern ließ, den wir dann 1:1 sendeten. ich glaube, helli war unsere nummer 2. es war eine seltsame studiobegegnung im BR mit ihm. seine beiden turntables passten überhaupt nicht ins ambiente des studio X (ich weiß noch, es war nicht das klassische studio 4). ich glaube, der damals nicht mehr ganz junge helli fühlte sich nicht wohl und sprach kaum was. wir, die wir ihn eingeladen hatten, vermutlich über den kontakt durch stephanie gollert, und die techniker wussten nicht, wohin wir ihn stellen sollten: ins studio, in den regieraum? als die stunde im kasten war, gingen wir alle nach hause und wussten nur eins: hier stimmte irgendwas grundsätzlich nicht. die heiligen hallen des damals noch sehr hochnäsigen und lange nicht verarmten BR und die rauheit der clubs passten einfach nicht zusammen. der englische DJ, den ich sendete, nahm seinen mix zuhause auf. wäre auch für helli besser gewesen. und der unten erwähnte nikolai schrieb mir vorhin:

“In Berlin mixte Paul van Dyk im Schlafzimmer seiner Oma in Berlin Tempelhof seine Zündfunkstunde zusammen. Der war mächtig stolz darauf.”

die kleine reihe war damals in mancher hinsicht ungewöhnlich – und in der redaktion umstritten. zum beispiel mahnten einige freie moderatoren zu recht an, dass sie sich ihre sendeplätze nicht wegnehmen lassen sollen. das ging dann gerade so gut, weil es sich um ausnahmen handelte, die dann vermutlich auch mit dem urlaub des ein oder anderen moderators korreliert wurde. ein anderes gegenargument gegen helli & co. war, dass sie sich eben nicht als musikjournalisten gebärdeten, sondern “nur” platten abspielten. dass im plattenabspielen eine hohe kunst lag, war gerade den älteren in der redaktion nicht klar.

ein förderer der idee war → nikolai (von koslowski), der damals schon in berlin lebte und nie fest im zündfunk moderiert hatte. und weil ich in der zeit langsam meinen absprung nach london und später köln vorbereitete, weiß ich nicht, wie’s weiterging. weiß nur, dass sich einige jüngere kollegInnen der techno-musik annahmen und diese dann brav moderiert in ihren sendungen spielten. uns (nikolai und mir) kam das nicht adäquat vor, weil eine dance-nummer, eingerahmt von gescheiten worten, einfach ein nullinger ist.

mogadischu funkverkehr | 1977

der “deutsche herbst” jährt sich jetzt zum 40. mal. wir haben soeben im → SWR 2 archivradio einen mehrstündigen, sich dauernd wiederholenden stream dazu aufgestellt, der jetzt zu hören ist.

entführungsroute. grafik: Devilm25, wiki commons

im “deutschen herbst” 1977 ging die ära der → RAF zu ende. die ereignisse überstürzten sich in der nacht vom 17. auf den 18. oktober. am morgen des 18. oktober lagen (hingen) die kerngrößen der RAF tot in ihren zellen in stammheim. wenige stunden zuvor hatte eine deutsche spezialtruppe mitten in afrika ein lufthansa-flugzeug gestürmt.

ich fand vor zehn jahren, als wir das → archivradio starteten, im “wortarchiv” des WDR zwei bänder, die den mitschnitt des funkverkehrs zwischen dem entführer in dem flugzeug und dem tower von mogadischu enthielten – nicht komplett, aber immerhin 100 minuten lang. dieses dokument ist nicht nur für den deutschen herbst interessant und historisch relevant, es zeigt auch frühe, durchaus ausgeklügelte strategien, mit entführern umzugehen. in dem mitschnitt setzen die vertreter der deutschen regierung sehr gezielt den entführer in zugzwang, sein ultimatum zu verlängern. sie begründen das stets mit höherer gewalt oder fehlender technik. der meister der verhandlungen war → michael libal, der quasi-botschafter der BRD in somalia. er spricht in fast akzentfreiem englisch mit dem entführer mahmud shadid.

im WDR-archiv war die herkunft der beiden bänder, die wir haben fürs archivradio digitalisieren lassen, nicht verzeichnet. die archivarin ging davon aus, dass sie aus dem studio bonn des WDR kamen, welches in der damaligen bundeshauptstadt gute kontakte zu regierungskreisen hatte. sicher waren die mitschnitte nicht im original auf studiotonband gemacht worden, sondern wahrscheinlicher auf compact cassetten.

ein freund und kollege wies mich gerade auf erich wiedemanns buch → unser mann in timbuktu: die sieben leben eines spiegel-reporters hin. wiedmann beschreibt darin, wie er eine woche nach der befreiung der gekaperten maschine gegen geld tonbandcassetten mit dem funkverkehr entgegennahm:

erich wiedemann, textauszug

im archivradio streamen wir das meiste material. dieses tondokument aber lässt sich herunterladen. dazu habe ich einen sehr ausführlichen begleittext angefertigt, der ein rohes transkript der 100 minuten darstellt. → hier ist er zu finden. der aktuelle stream zum deutschen herbst ist über dieselbe seite oben rechts abrufbar.

zündfunk london special | 1983

heute krame ich einen cassetten-mitschnitt des BR-zündfunks vom 3. oktober 1983 heraus. rough trade war damals ein frisch gegründetes label mit sehr interessanter musik, punk und new wave waren auf höhenflügen. ich interviewte bands wie die smiths und sendete mit vielen reportagen das erste zündfunk-special über londons alternative musikszene. ich war damals wegen engen freunden so sechsmal pro jahr da. und bin’s heute noch öfter.

die sendungen waren damals viel steifer als später, u. a. wegen der wortgenau abgelesenen moderationen. was mich beim hören nach über 30 jahren wundert, ist die menge an – würde man heute sagen – feuilletonistischen moderationen. eigentlich mehr als moderationen: erlebnisberichte, trendnotizen. damals war zum beispiel das wort ghetto blaster neu; in deutschland kannte es kaum jemand. also erklärte ich, wie die dinger aussehen, dass ich sie überall in brixton sehe usw. ich habe damals angefangen, mit jingles zu arbeiten. dieser hier, den ich “London Spezial” nannte, ist schwer verständlich. paar jahre später gab’s dann sehr gut verständliche, die ich heute noch gern höre…

hier einige ausschnitte aus der sendung vom oktober 1983 im “zündfunk club”, u. a. mit den smiths und den go betweens:


einige moderationsausschnitte

gottschalk auf den hund | gekommen

ich kenne → thomas gottschalk flüchtig aus meinen BR-zeiten. zwei abteilungen, die sich respektvoll distanziert gegenüberstanden und gelegentlich im aufzug und in der kantine sahen: die leichte unterhaltungswelle B3 (→ gottschalk, → jauch, → egner…) und der politisch widerborstige B2 zündfunk (lindenmayer, → riederer, → kastan, kick, angerer, → bruckmaier, → kapfer…). auf B3 liefen die charts, gottschalk machte witze wie: “bei der geschlossenen schneedecke können Sie wenigstens nicht durchfallen”. wir im zündfunk stellten den punk und den metal vor, besuchten besetzte häuser und ließen jusos live gegen rechte socken antreten. 1980er jahre.

gottschalks fernsehkarriere ist zwiespältig. seine talkshows waren alle flops, weil er einfach keine interviews führen kann, oder anders ausgedrückt: weil er kein journalist ist, ganz im gegenteil zum beispiel zu einer ebenfalls zündfunk-kollegin → sandra maischberger. wetten dass dagegen war ideal für ihn, weil hier ein schön unpolitischer sunny boy den liebsten fernsehschwiegersohn für das etwas ältere samstagabendpublikum spielen konnte. genommen spielte er den nicht, er war und ist so.

wenn jemand finanziell so gut dasteht, wundert es mich, dass er in die unterste werbeschublade greift und sich vor ein möbelhaus spannen lässt, nur um noch paar euro zu verdienen. im goldjäckchen. sorry, thomas, schmieriger geht’s nicht.

manning job done | twice

schwere geburt war mein so genannter “zwischenruf” heute in WDR 3 / resonanzen, einem mehrstündigen kulturprogramm mit sehr viel musik und einer dreieinhalbminütigen kommentar/glossen-ecke, eben dem zwischenruf. ich hatte der redaktion auf deren wunsch zwei kulturnahe aktuelle themen angeboten, die aber auf kein interesse stießen. stattdessen wurde ich gebeten, etwas über die begnadigung chelsea aka bradley mannings zu schreiben. nun war manning heute in aller munde und in allen zeitungen und in der tagesschau ganz vorn. was will ich dazu noch sagen? eine glosse konnte ich mir wegen des ernsts der lage zunächst nicht vorstellen. die redaktion bat also um einen kommentar, eine einordnung – wie sie heute vermutlich schon x kollegen vollzogen hatten.

ich kam vom mittagessen zurück, als mir ein dreh einfiel, doch eine glosse daraus zu machen, nämlich eine dystopie der fake news. dieser text wurde umgehend abgelehnt:


nicht gesendete fakenews glosse

der text sei unverständlich und ginge nicht ernst genug auf das thema der begnadigung mannings durch obama ein. der nachmittag neigte sich dem sendebeginn zu. ich wurde gebeten, doch einen kommentar zu schreiben, der aspekte aufwirft, die nur ich, der ich die wikileaks sehr gut kenne, aufwerfen kann. mir fielen keine ein, denn inzwischen sind alle kollegen auf dem gleichen stand. aber ich schrieb den kommentar, sicher kein weltwunder an text, und → hier eine zeitlang nachhörbar.

war das nun eun typischer ablauf für ein journalistisches autorenleben? eher nicht. es gibt zwei arten von beiträgen fürs radio (und für print): das alltägliche, was gemacht werden muss. und die etwas höhere kunst, sich etwas zu erfinden, zusammenhänge zu schaffen und an sich normales ins bizarre, komische, skurrile zu drehen, dahin, wo nicht jeder sowieso hindenkt und wo man nicht merkt, wohin die geschichte läuft, bevor sie nach wenigen minuten zu ende ist. ein sehr sensibles produkt. also ein eher unüblicher ablauf im freien autorenleben.

zündfunk bauchlyrik | 1988

sendungsmitschnitt auf cassette

wir moderatoren finden erst über die jahre zu uns selbst. in meinen frühen jahren im zündfunk, club 16, pop sunday, war ich zu leise zu nah am mikro. das war damals gängiger stil bei vielen. erst gegen 1990 fand ich meine stimme, wie sie ist. hier also noch nicht. mir nicht in erinnerung, diese viel zu tragisch vorgetragene vermutlich selbst geschriebene zeitgeist-wissenschaftslyrik. das war freeform radio par excellence, wir konnten machen, was wir wollten. es juckte keine quote, es zählte die echtheit. wir erzählten das, war wir dachten, wir spielten die musik, die wir kannten und toll fanden. das war keine bessere zeit, aber eine andere.

wenn ich es heute höre, fällt mir auf, dass ich, anders als das meiste in meinen 80-minuten-sendungen, diesen take nicht live gesprochen hatte. im vorlauf der spätnachmittagssendungen hatten wir “schneidetermine” mit studio. diesen text, der zu atmosphärischem sound im stereopanorama hin und her fährt, musste eine toningenieurin/technikerin (praktisch ausschließlich frauen; nur in den hörspielen saßen männer am pult) quasi live gepegelt und auf band aufgezeichnet haben. da gab es kein undo. ich nahm dann das tonband, das mit 38 cm/s offen gewickelt lief, vom studio 4 im vierten mit in die sendung hoch in den siebten stock.


kurzer ausschnitt daraus

dame stephanie | shirley

Stephanie Shirley als junge Frau

stephanie brook ca. 1957

vor etwas über zwei jahren sah ich mir den → TED-talk einer bunt gekleideten, sehr ernst wirkenden älteren dame an, die tatsächlich eine britische dame war, nämlich eine ritterin des britischen empires, → dame stephanie shirley. weil ich ja quasi eine schwäche für IT und IT-geschichte habe, blieb ich an der rednerin hängen und dachte nach so 2 minuten, die würde ich gern mal kennenlernen. sie sprach von “kindertansport”, und ich recherchierte dann kurz, von wo nach wo sie dieser glücksbringende nazi-deal der briten transportierte, nämlich von wien nach london. sie war damals 5.

dann erfuhr ich übers stadtarchiv dortmund, dass ihre großmutter die erste frau im stadtrat war, 1920er jahre: nach rosa buchthal ist auch eine straße im zentrum dortmunds benannt.

heiratsurkunde von dame stephanies oma rosa 1895

rosas sohn arnold buchthal war richter in dortmund, wurde als jude von den nazis nach ungarn und österreich in kleine schreiberpositionen strafversetzt. die jüngere seiner beiden töchter, vera, nannte sich, kaum 18 geworden, in england von vera stephanie buchthal in stephanie brook um, heiratete in den 1950er jahren einen IT-mann namens derek shirley, gründete aus frust anfang der 1960er jahre eine eigene softwarefirma, die vermutlich erste in england überhaupt. sie stellte ausschließlich frauen ein. der betrieb wuchs auf mehrere tausend angestellte, genau genommen: projektgebundene freiberuflerinnen. als FI international dann in den 1980ern an die börse kam, wurden 60 frauen zu millionärinnen, steve shirley selbst war mit einem schlag die reichste frau nach der queen. die queen traf sie mehrmals, zuletzt als sie sie zur DAME ernannte. seitdem heißt vera buchthal, stephanie brook, steve shirley: dame stephanie. punkt.

es dauerte eine weile, ein konzept für eine sendung zu finden. ende 2015 bekam ich dann das okay vom WDR. das war mir vor allem deswegen wichtig, weil mir nun mein vorhaben, dame stephanie kennenzulernen, finanziert wurde. ich hatte den kontakt zu ihr über ihre presseagentur hergestellt, schnell fand sich ein erster und zweiter termin. es kam im hochsommer 2016 zu einem dritten treffen. ich besuchte auch die größte autismus-einrichtung des landes, dame stephanies stiftung prior’s court, sowie zwei lebensgefährtinnen, hilary gilfoy und penny tutt, ehemalige stewardess, inzwischen 91, und mir gegenüber anfangs sehr reserviert, weil sie, wie sich herausstellte, noch nie neben einem deutschen gesessen hatte und mit deutschland hitlers”blitz” verband. am schluss befand sie, dass das treffen durchaus angenehm war und ich doch mit meiner ganzen familie wiederkommen möge, es sei seit dem tod ihres manns viel platz im haus.

das → feature im wdr wurde von → nikolai produziert und ist eine klassische autorensendung. ich bin (leider, haha) dauernd zu hören, wie ich dame stephanie ins wort falle, mit ihr deutschstunde mache (denn sie hat praktisch alles deutsch schon mit 5 verlernt. sprach sie, als sie mit ihrem vater bei den nürnberger prozessen war, mit dem vater deutsch? aber nein!), sie nach ihrem verhältnis zu margaret thatcher frage und ob sie 1968 miniröcke trug und ob ihr schwer autistischer sohn nur aggressiv war? wir verstanden uns so gut und lachten so viel, dass ich hoffe, es kam in der sendung einigermaßen rüber. das feature ist im moment nicht mehr nachhörbar, wird es aber wohl, spätestens wenn es von einem anderen sender übernommen wird, wieder sein.

deutschlandfunks timeshift | player

auf der rechten seite von deutschlandfunk.de und deutschlandradio.de findet sich seit neuestem ein so genannter zeitversetzter (“timeshift”) internet-player. er ist auch direkt abrufbar, für den deutschlandfunk über → diesen link.

die typische anwendung ist folgende: man wirft den player an und hört wie gewohnt das aktuelle programm. will man aber schnell mal die letzten nachrichten hören, wählt man sie in der rechten spalte aus. so lässt sich im programm herumspringen, bis zu zwei stunden zurück. im player selbst, also links, sind 15-sekunden-sprünge möglich – zum beispiel wenn man gerade was nicht verstanden hat.

neuer streamplayer, hier deutschlandfunk. beta-version

meine kollegen jan-martin altgeld und boris bittner betonen, dass sich der player im betastatus befindet, also in einer vorzeigbaren testphase. bei mir läuft er unter microsoft edge und google chrome korrekt und macht spaß. unter firefox und safari auf windows geht er aber gar nicht. auch ein zeichen, welche herausforderungen an die programmierer die verschiedenen gängigen browser stellen.

taft über roosevelt | 1908

der republikaner taft preist roosevelt (juli 1908)

ende des jahres 1908 wurde william taft theodore roosevelts nachfolger als präsident der USA. hier eins von zahlreichen, aber schlecht organisierten tondokumenten bei der library of congress.

wer diese seite mit einem iOS-gerät ansieht, wird nichts abspielen können. der grund liegt bei der library of congress, die noch auf flash-technologie setzt.

gamescom und GDC | DLF

mein relativ kompakter beitrag im DLF vom samstag mit einem rundgang von der GDC zur gamescom, dort vor allem independent entwicklungen aufgabelnd, also nicht die großen titel, über die überall berichtet wurde. es spricht anja jazeschann, schauspielerin und im nachrichtensprecherensemble des deutschlandfunks.

flankierend zu dem bericht gab es → live ein gespräch, das sich vor allem um VR drehte. der letzte interview-ausschnitt in dem stück ist von michał wróblewski (SetApp).


kleiner rundgang auf GDC und gamescom 2016

setApp_gamescom

jeremy spielmann und moritz zumbühl, blindflug-studios, schweiz

mit iPad | radio machen

iPadUploadZuDira

ins DIRA-system des deutschlandfunks hochgeladene iPad-testdatei

dies ist ein erfahrungsbericht zum thema radiojournalismus und iOS. auslöser für ein neues nachdenken über das thema war, dass mein 10 jahre altes digitales aufnahmegerät, das größenmäßig unschlagbare sony TCM M10, langsam macken bekommt; vor allem aber wollte ich mich von PC und laptop befreien, weil ich ein iPad nutze, neuerdings das 12,8” pro. iOS-geräte sperren sich gegen vieles, zum beispiel gegen den anschluss gängiger USB-geräte. wenn ich auf einer SD-karte bilder, videos und musik/interviews habe und sie über das camera connection kit ans iPad anschließe, überspielt mir das gerät gern die fotos und filme, nicht aber das audiomaterial. der grund liegt im deal, den steven jobs vor vielen jahren mit der musikindustrie abgeschlossen hat. dazu gehört, dass musik nur über iTunes ins gerät kommt, also über den rechner. deswegen nahm ich, wenn ich zum beispiel aus england beiträge an den deutschlandfunk absetzte, einen laptop-computer mit, auf dem wavelab lief, mein standard-schnitt- und mischprogramm. da wanderten die o-töne vom aufnahmerecorder via USB in den laptop. wavelab rechnet beliebige audioformate, also lud ich mp2 in 48 kHz hoch zum DIRA- oder DIGAS-system des senders. was aber, wenn ich auf den laptop verzichten möchte?

  1. erstes problem: wie bekomme ich mein exquisites sennheiser-mikrofon mit seinen analogen stereoausgängen ans iPad angeschlossen?
  2. zweites problem: wie schneide ich die eingespielten interview-otöne am iPad?
  3. drittes problem: wie lade ich das fertige produkt von iPad zum sender hoch?

alle probleme sind jetzt gelöst, und ich sage kurz (und später länger), wie:

  1. über das IK iRig Pro Duo, ein interface in buttergröße, 200 €, kann ich das mikro mit seinen zwei XLR-steckern an den thunderbolt-kontakt des iPad anschließen.
  2. verschiedene apps erlauben das aufnehmen. ich nutzte dazu das in seiner kostenlosen, einfachen variante durchaus funktionable audio-schnittpro Hokusai 2.
  3. der direkte upload zum sender funktioniert nicht, weil die schnittsoftware die datei nicht offiziell lokal speichert. ich ging den umweg über die dropbox. dann gab ich der redaktion den dropbox-link, und sie importierten das audiomaterial ins system. alternativ kann ich auch übers portal des senders gehen, von dort den web-upload aus der dropbox starten.

wunschkonzert | für ewig gestrige

als ich in den 1980ern im BR meine sendungen vorbereitete, gab es tage, an denen alle vorgänge im archiv zehn mal schneller abliefen als üblich. es war → wunschkonzert-zeit: hörer riefen an, einer wollte das zweite brandenburgische konzert hören, also fetzte ein assi nach hinten zum “B” (bach) und fischte irgend eine schallplatte mit dem zweiten brandenburgischen heraus. ein anderer “schallarchiv”-mensch raste dann hoch in den 7. stock, wo die sendung lief, reichte die scheibe ins studio, der moderator war erleichtert, es konnte weitergehen.

die nazis hatten im großdeutschen rundfunk ein → wunschkonzert eingerichtet, das den krieg und die wehrmacht unterstützen sollte. dieses wunschkonzert gehörte zu den erfolgreichsten und meist gehörten sendungen der frühen deutschen rundfunkgeschichte.

UFA_wunschkonzert

wunschkonzert 1940: leichte unterhaltung zum startenden weltkrieg

einige sender haben auch heute noch wunschkonzerte, der WDR aber meines wissens nach nie. weil für den sender eine reihe kompetenter musikjournalisten arbeiteten, war die sendezeit viel zu kostbar, die meist leichte unterhaltung, die den hörern so in die kopf schoss, zu senden. das war gut so, und es zeigte die kompetenz der musikredaktionen. quasi: wir spielen das, was relevant ist, und nicht das, was du sowieso schon kennst und “nur” mit anderen teilen willst.

jetzt hat sich das geändert. während andere sender aufhören, startet der der WDR zur guten sonntagmorgenzeit sein wunschkonzert und nennt es »lieblingsstücke«. es ist ein anachronismus. in zeiten, wo mit facebook musik geteilt wird, mit youtube und spotify und internetradio jeder sein programm zusammenstellen kann und es auf jeder party zu spotify- oder youtube-sharing kommt, musik also überall in gigantischen mengen zur verfügung steht – da führt der größte sender der ARD eine mehrstündige sendung ein, die die gassenhauer der hörer (nichts gegen die hörer und ihren geschmack!) runternudelt, mit ein paar persönlichen geschichten, gershwin’s rhapsody in blue zum beispiel heute morgen. verbrannte sendezeit? nein: sehr billige sendezeit, denn die GEMA rechnen die sender eh pauschal ab, und beiträge von freien autoren muss man nicht einkaufen. stattdessen moderiert ein freier autor die ganze zeit einigermaßen klug durch, muss kein interview mit einem experten führen, sich also nicht weiter vorbereiten. bei der anmoderation des gershwin zitierte er halt schönberg. kann man schon machen.

die wellenleitungen und hörfunkdirektionen wissen angesichts des sparkurses nicht, was sie machen sollen. und so greifen viele auf das zurück, was eben am gefälligsten ist.