dj hell, portraitiert von greg gorman, → wiki commons
an DJ hell kann ich mich gut erinnern. wir hatten aber nur eine punktuelle begegnung, die in der heute in der SZ erschienenen → liebevollen hommage von johanna adorján nicht erwähnt und deswegen hier nachgeliefert wird.
wir nannten den helmut damals helli und luden ihn um 1990, vielleicht war’s auch 1992, in den zündfunk ein. ich hatte wegen meiner häufigen englandbesuche drauf gedrängt, die endlich auch in deutschland aufkommende DJ-kultur irgendwie in die sendungen zu bringen, also statt des durchmoderierten musikjournalistischen gescheitDaherredens raum für DJing zu schaffen.
das führte dann zu einer (später meines wissens nach nicht fortgesetzten) kleinserie von einstundensendungen, in der jeweils ein DJ “auflegte”. ich weiß noch, wie ich herumreiste und in england von einem damals bekannten DJ, dessen namen ich heute nicht mehr weiß, einen kompletten mix für den zündfunk schneidern ließ, den wir dann 1:1 sendeten. ich glaube, helli war unsere nummer 2. es war eine seltsame studiobegegnung im BR mit ihm. seine beiden turntables passten überhaupt nicht ins ambiente des studio X (ich weiß noch, es war nicht das klassische studio 4). ich glaube, der damals nicht mehr ganz junge helli fühlte sich nicht wohl und sprach kaum was. wir, die wir ihn eingeladen hatten, vermutlich über den kontakt durch stephanie gollert, und die techniker wussten nicht, wohin wir ihn stellen sollten: ins studio, in den regieraum? als die stunde im kasten war, gingen wir alle nach hause und wussten nur eins: hier stimmte irgendwas grundsätzlich nicht. die heiligen hallen des damals noch sehr hochnäsigen und lange nicht verarmten BR und die rauheit der clubs passten einfach nicht zusammen. der englische DJ, den ich sendete, nahm seinen mix zuhause auf. wäre auch für helli besser gewesen. und der unten erwähnte nikolai schrieb mir vorhin:
“In Berlin mixte Paul van Dyk im Schlafzimmer seiner Oma in Berlin Tempelhof seine Zündfunkstunde zusammen. Der war mächtig stolz darauf.”
die kleine reihe war damals in mancher hinsicht ungewöhnlich – und in der redaktion umstritten. zum beispiel mahnten einige freie moderatoren zu recht an, dass sie sich ihre sendeplätze nicht wegnehmen lassen sollen. das ging dann gerade so gut, weil es sich um ausnahmen handelte, die dann vermutlich auch mit dem urlaub des ein oder anderen moderators korreliert wurde. ein anderes gegenargument gegen helli & co. war, dass sie sich eben nicht als musikjournalisten gebärdeten, sondern “nur” platten abspielten. dass im plattenabspielen eine hohe kunst lag, war gerade den älteren in der redaktion nicht klar.
ein förderer der idee war → nikolai (von koslowski), der damals schon in berlin lebte und nie fest im zündfunk moderiert hatte. und weil ich in der zeit langsam meinen absprung nach london und später köln vorbereitete, weiß ich nicht, wie’s weiterging. weiß nur, dass sich einige jüngere kollegInnen der techno-musik annahmen und diese dann brav moderiert in ihren sendungen spielten. uns (nikolai und mir) kam das nicht adäquat vor, weil eine dance-nummer, eingerahmt von gescheiten worten, einfach ein nullinger ist.