hoch die tassen! |smartphones beim konzert

smartphones_im_publikum

das bild oben zeigt smartphones, mit eingeschaltetem kamera-modus, etwa 30 an der zahl. die originalaufnahme (unten) habe ich einem video entnommen, das aus der gefühlten 5. reihe heraus aufgenommen wurde, bei einem großkonzert mit lana del rey in berlin diese woche.

wenn wir aus der 5. reihe etwa 30 leuchtende smartphones sehen, wären es aus reihe 20 schon 120 bildschirme. fast alle smartphones sind weiß, dem aufbau nach mehrheitlich iPhones, gefolgt von samsung galaxys. der weißabgleich funktioniert bei fast allen kameras gut. nur ein iPhone (drittes von rechts, unten) zeigt mehr blau als lila.

gefühlt würde ich sagen: fast alle halten ihr smartphone hoch; weil aber die anderen, die es nicht tun, unauffällig sind, müsste man das vielleicht auf 70% herunterkorrigieren. etwa zwei drittel der foto/filmer halten das gerät hochkant. selbst wenn einige nur fotografieren und nicht filmen, kann man also davon ausgehen, dass viele filme im hochkantformat entstanden, also völlig untauglich für querformatige bildschirme.

etwas über die hälfte der “user” halten ihr gerät (mit einer art affengriff von oben) mit zwei händen. offenbar ist es zu riskant, das gerät fallen zu lassen.

smartphones_im_publikum_lanaDelReystandbild aus einem youtube-video eines lana del rey konzerts im juni 2014 in berlin

nehmen wir ein noch größeres konzert – backstreet boys, märz 2014, olympiahalle münchen – für eine kleine analyse:

smartphones_im_publikum_2

oben ein ausschnitt aus einem youtube-mitschnitt, mit einem smartphone aus den oberen rängen links gefilmt. im dunklen meer des publikums sind die auf die bühne gerichteten smartphones als helle punkte zu sehen, allein in diesem ausschnitt einige hundert. unten die vergrößerung eines details aus dem bild: sie allein zeigt schon 30 smartphones:

smartphones_im_publikum_2_detaildetail aus dem foto oben: allein in diesem ausschnitt leuchten 30 smartphones.

noch ein blick auf die armhaltung, die das handy in der luft erzeugt. die arme nehmen mit der schulter ein gleichschenkliges dreieck ein, die spitze ist das handy. um das deutlich zu machen, nahm ich aus dem obigen konzertvideo einen ausschnitt und betonte die kanten:

smartphone_dreieckausschnitt aus dem szenario. links normal, rechts mit betonten kanten.

mit dieser interpretation sieht das publikum nach einem meer aus gleichschenkligen dreiecken aus:

smartphone_dreieck_stilisiertdas filmen mit dem smartphone bewirkt massenweise gleichschenklige dreiecke.

nur die beiden fallen aus dem rahmen (sie befinden sich im obigen bild ziemlich weit rechts):

wasMachenDieBeiden

klicken oder sterben | die webseite von focus.de

heute wollte ich einem in der wikipedia angegebenen link zu einem artikel in der zeitschrift focus folgen, in dem es um die 68er-bewegung ging. auf meinem tablet-computer poppten unmittelbar, nachdem sich die seite öffnete, zwei fenster auf und legten sich quer über den text. weil rechts und links eh schon werbung platziert war, sah die webseite dann so aus:

focusWebseite_einWerbedebakelwebseite von focus.de beim aufruf eines artikels: 90% der fläche nimmt werbung ein.

von der ästhetik ganz abgesehen (hier konkurrieren unangenehm nahe beieinander liegende rottöne sowie uneinheitlich angeordnete und skalierte teilfenster), muss sich eine zeitschriftenredaktion die frage gefallen lassen, warum ihr der inhalt so unwichtig ist, dass nur das skelett davon übrig bleibt:

focusWebseite_wasVomInhaltBleibt

man bekommt die drüberliegenden fenster natürlich weg, aber beim unteren fenster, dem mit dem pfeil, muss man sich genau überlegen, wohin man klickt:

focusWebseite_klickenOderSterbenworauf sollte man am besten klicken, um dieses pop-up-fenster wieder loszuwerden?

werbung wegzuklicken bedeutet: man klickt. das bringt dem verlag “klicks”, und klicks sind die währung, mit der er der werbeindustrie belegt, wie begehrt seine seite ist.

bei dem oben abgebildeten fenster sehen wir drei farben. auf rotem untergrund steht weißer text mit wechselnder typografie, z. b. suggestiven großbuchstaben “KLICKEN SIE AUF”. die dritte farbe ist das facebook-blau. das fenster besitzt kein x oben rechts, um es zu schließen. die rote fläche ist hochgradig klicksensitiv, das heißt, wenn man nicht genau klickt, wird der link zu facebook bedient. die klickfläche dagegen, mit der man aus dem schlamassel wieder herauskommt, ist klein gehalten: man muss den äußerst unteren rand treffen: “Nein, ich möchte kein Facebook-Fan werden”. dabei war das gar keine frage, die sich stellte. die frage lautet: wollen Sie diesem fenster weiter folgen oder es schließen? stattdessen steht hier: wollen Sie auf facebook focus-freund werden oder wollen Sie gar kein facebook-fan werden?

das ist ungefähr so, als würde jemand mein haus verlassen wollen, aber statt ihm die tür zu öffnen, verwickle ich ihn in ein gespräch, was mit dem rausgehen gar nichts zu tun hat. geht’s noch plumper?

ästhetisch, werbetechnisch und verbraucherschutzmäßig ist so etwas ein debakel.

  • für brancheninterne heißt das: einem verlag, der seine texte so stark verunstaltet, um stupide klicks einzuheimsen, geht es nicht gut.
  • für den leser von magazinen im web bedeutet das: finger weg von focus – oder einen werbekiller als browser-plug-in installieren.
  • und für mich als wikipedia-autor heißt es: raus mit den links zum focus.