heute wollte ich einem in der wikipedia angegebenen link zu einem artikel in der zeitschrift focus folgen, in dem es um die 68er-bewegung ging. auf meinem tablet-computer poppten unmittelbar, nachdem sich die seite öffnete, zwei fenster auf und legten sich quer über den text. weil rechts und links eh schon werbung platziert war, sah die webseite dann so aus:
webseite von focus.de beim aufruf eines artikels: 90% der fläche nimmt werbung ein.
von der ästhetik ganz abgesehen (hier konkurrieren unangenehm nahe beieinander liegende rottöne sowie uneinheitlich angeordnete und skalierte teilfenster), muss sich eine zeitschriftenredaktion die frage gefallen lassen, warum ihr der inhalt so unwichtig ist, dass nur das skelett davon übrig bleibt:
man bekommt die drüberliegenden fenster natürlich weg, aber beim unteren fenster, dem mit dem pfeil, muss man sich genau überlegen, wohin man klickt:
worauf sollte man am besten klicken, um dieses pop-up-fenster wieder loszuwerden?
werbung wegzuklicken bedeutet: man klickt. das bringt dem verlag “klicks”, und klicks sind die währung, mit der er der werbeindustrie belegt, wie begehrt seine seite ist.
bei dem oben abgebildeten fenster sehen wir drei farben. auf rotem untergrund steht weißer text mit wechselnder typografie, z. b. suggestiven großbuchstaben “KLICKEN SIE AUF”. die dritte farbe ist das facebook-blau. das fenster besitzt kein x oben rechts, um es zu schließen. die rote fläche ist hochgradig klicksensitiv, das heißt, wenn man nicht genau klickt, wird der link zu facebook bedient. die klickfläche dagegen, mit der man aus dem schlamassel wieder herauskommt, ist klein gehalten: man muss den äußerst unteren rand treffen: “Nein, ich möchte kein Facebook-Fan werden”. dabei war das gar keine frage, die sich stellte. die frage lautet: wollen Sie diesem fenster weiter folgen oder es schließen? stattdessen steht hier: wollen Sie auf facebook focus-freund werden oder wollen Sie gar kein facebook-fan werden?
das ist ungefähr so, als würde jemand mein haus verlassen wollen, aber statt ihm die tür zu öffnen, verwickle ich ihn in ein gespräch, was mit dem rausgehen gar nichts zu tun hat. geht’s noch plumper?
ästhetisch, werbetechnisch und verbraucherschutzmäßig ist so etwas ein debakel.
- für brancheninterne heißt das: einem verlag, der seine texte so stark verunstaltet, um stupide klicks einzuheimsen, geht es nicht gut.
- für den leser von magazinen im web bedeutet das: finger weg von focus – oder einen werbekiller als browser-plug-in installieren.
- und für mich als wikipedia-autor heißt es: raus mit den links zum focus.