peter könig und autonome | autos

peter könig. foto: ms/dpa

ich traf → peter könig letzte woche in seinem büro an der universität von osnabrück. er hatte zusammen mit kollegen am institut für kognitionswissenschaft eine studie angefertigt, die eine einfache frage beantwortet: entscheiden autofahrer in superkritischen situationen einheitlich oder beliebig? beispiel: wenn die straße in der mitte gesperrt ist, man das zu spät sieht, also nicht mehr bremsen kann, und rechts stehen zwei kinder, links acht rentner – welche der beiden gruppen fährt man um? mal die, mal die andere? oder immer die rentner? diese frage hat einen direkten zusammenhang mit der art und weise, wie autonome automobile programmiert werden. die vom verkehrsministerium dafür eingesetzte ethikkommission sagt, die maschine dürfe keine unterscheidung machen. soll sie also würfeln?

im deutschlandfunk lief gestern in der sendung aus kultur und sozialwissenschaften mein → bericht über das, was die presseabteilung der uni osnabrück falsch mit “maschinen können bald moralisches verhalten von menschen imitieren” verbreitet hat. → hier die wissenschaftliche studie im detail.

weil das ganze interview interessant und relevant für die nahe zukunft ist und auch zum beispiel das thema anspricht, ob der code von autonomen robotern überhaupt nachvollziehbar ist, denn es handelt sich ja um selbst lernende systeme – aus diesem grund stelle ich es hier ungeschnitten zu informationszwecken zur verfügung. es darf ohne rücksprache nicht weiterverwendet werden.


peter könig, interview 13. juli 2017

gear | VR

gestern kam samsungs GEAR VR-brille. ein angesichts der 76 €, die ich bezahlt habe, beeindruckendes interface. virtual reality fürs volk. sehr einfach zu bedienen, sofern man ein samsung smartphone ab galaxy 6 hat: vorn einlegen, app installieren, schon ist man im menü und fährt mit den ZDF-sportkollegen voll räumlich immersive im helikopter über rio oder sitzt, wer das unbedingt will, mit dem achter im achter. ABER – weiter unten kommt eine großes aber…

gearVRaufKeyboard

oculus gear VR auf musikkeyboard. foto: ms/dpa

das ABER kam nach etwa einer viertelstunde in virtueller realität: mir war schwindelig, ich bekam kopfschmerzen. und das, obwohl ich keine probleme habe, eine cessna zu fliegen und auch über die meisten ozeane und ärmelkanäle schippern kann, ohne dass es mir schlecht wird. nach einigem irritierten nachlesen merkte ich: nicht nur bin ich damit nicht allein – die meisten scheinen damit zu kämpfen. mein kopf war erst 10 stunden nach dieser ersten immersion wieder so klar, dass ich richtig recherchieren und dann → diesen wikipedia-artikel über die VR-krankheit schreiben konnte.

VR-brillen gehören zu den → mensch-maschine-schnittstellen. im foto oben liegt der karton auf meinem haupt-kompositionsgerät, einem midi-keyboard, das ungefähr so viel kostet wie die brille, das ich aber als schnittstelle schon seit ungefähr meinem 5. lebensjahr nutze. angeblich gewöhnt man sich an die tiefenerfahrung in der virtuellen realität. mal schau’n. den passagieren bei der ersten eisenbahn zwischen nürnberg und fürth wurde auch übel.

jaron lanier | interviewausschnitt von 2011

Jaron-Lanier---Bagpipingjaron lanier spielt eins seiner historischen blasinstrumente (2009, wiki commons)

im spätherbst 2011 habe ich jaron lanier interviewt; er war in einem studio in berkeley, ich in köln. anlass war die reihe “digitale masterminds” im deutschlandfunk, für die ich über die jahre 12 größen der IT vors mikro bat, unter anderem auch jaron. jaron ist autodidakt, er war ziegenhirte und kann ziegenkäse herstellen. er hat, erzählte er mir, eine schwäche für tintenfische. wir stritten kurz über seine vergangenheit in der KI-forschung; er gilt als mitbegründer (aber nicht erfinder!) des begriffs der “virtuellen realität” – diese großen und mit enormen steuergeldern gestützten versprechen der IT der 1980er und 1990er jahre kamen mir damals schon suspekt vor, heute gelten sie als gescheitert und treten – sehr bescheiden, sehr sympathisch – auf ganz kleinem niveau wieder in erscheinung.

heute gab der börsenverein des buchhandels bekannt, dass jaron lanier den friedenspreis des buchhandels 2014 bekommen wird. um zu hören, wie er klingt und tickt, ein nur halbminütiger ausschnitt aus meinem interview. jaron sagt im prinzip:

“Das Internet ist falsch aufgebaut, es setzt auf Daten, statt auf Menschen. Es konzentriert sich auf die Server und die Cloud, statt das Menschliche zu feiern. Die Betreiber der Server haben das große Geld – Facebook zum Beispiel. Wir können nicht weiterhin eine hinlänglich funktionierende Demokratie oder einen einigermaßen erträglichen Kapitalismus haben, wenn uns nichts einfällt, das Internet zu einem Ding der Menschen statt der großen Server zu machen.”


interviewausschnitt: jaron lanier über die unmenschlichkeit des internets. © m.s.

zu einem gespräch über lanier ludt mich die redaktion von “scala” (WDR 5) live ins studio ein. hier lässt sich das → ein paar monate lang nachhören. und unten: das ist ein foto, das er mir vor drei jahren für die sendung im deutschlandfunk zur verfügung stellte.

Jaron-Lanier---2011jaron lanier, 2011. foto: jonathan spraque