jaron lanier spielt eins seiner historischen blasinstrumente (2009, wiki commons)
im spätherbst 2011 habe ich jaron lanier interviewt; er war in einem studio in berkeley, ich in köln. anlass war die reihe “digitale masterminds” im deutschlandfunk, für die ich über die jahre 12 größen der IT vors mikro bat, unter anderem auch jaron. jaron ist autodidakt, er war ziegenhirte und kann ziegenkäse herstellen. er hat, erzählte er mir, eine schwäche für tintenfische. wir stritten kurz über seine vergangenheit in der KI-forschung; er gilt als mitbegründer (aber nicht erfinder!) des begriffs der “virtuellen realität” – diese großen und mit enormen steuergeldern gestützten versprechen der IT der 1980er und 1990er jahre kamen mir damals schon suspekt vor, heute gelten sie als gescheitert und treten – sehr bescheiden, sehr sympathisch – auf ganz kleinem niveau wieder in erscheinung.
heute gab der börsenverein des buchhandels bekannt, dass jaron lanier den friedenspreis des buchhandels 2014 bekommen wird. um zu hören, wie er klingt und tickt, ein nur halbminütiger ausschnitt aus meinem interview. jaron sagt im prinzip:
“Das Internet ist falsch aufgebaut, es setzt auf Daten, statt auf Menschen. Es konzentriert sich auf die Server und die Cloud, statt das Menschliche zu feiern. Die Betreiber der Server haben das große Geld – Facebook zum Beispiel. Wir können nicht weiterhin eine hinlänglich funktionierende Demokratie oder einen einigermaßen erträglichen Kapitalismus haben, wenn uns nichts einfällt, das Internet zu einem Ding der Menschen statt der großen Server zu machen.”
interviewausschnitt: jaron lanier über die unmenschlichkeit des internets. © m.s.
zu einem gespräch über lanier ludt mich die redaktion von “scala” (WDR 5) live ins studio ein. hier lässt sich das → ein paar monate lang nachhören. und unten: das ist ein foto, das er mir vor drei jahren für die sendung im deutschlandfunk zur verfügung stellte.