psychologische | folterlobbyarbeit

sidleyAustinInterrogationReporteins der größten rechtsanwaltsbüros der USA, → sidley austin, hat einen → unabhängigen report veröffentlicht, der sich mit der einfachen frage beschäftigt:

  • wie kamen CIA und US-regierung dazu, für ihr “black site”-folterprogramm im nachgang des 11. september 2001 psychologen heranzuziehen, die das über jahre hinweg absegneten und bei den folterungen dabei waren?

der report kommt zu dem ergebnis, dass manche psychologen vor ort sich durchaus nicht wohl damit fühlten, das waterboarding oder das nackt mit sack auf dem kopf herumstehenlassen von gefangenen als ethisch verantwortungsvolle verhörtechnik anzusehen. aber als sie anfingen, die aktionen kritisch zu sehen, schritten psychologen von außen ein und pfiffen sie zurück. diese personen stammten, und das ist der jetzt aufkommende skandal, aus dem vorstand des dachverbands der psychologen, der american psychological society. die psychologen arbeiteten, ohne den kollegen vor ort zu trauen, der regierung zu und deckten die CIA. heute in der → new york times nachzulesen.

die zusammenarbeit von medizinern mit regierungen und geheimdiensten, um folter zu decken und sogar noch infamere foltertechniken zu ersinnen, hat eine lange tradition. was dieser report bewirken wird, sind vermutlich kleine umbauten in der APS, mehr aber nicht.

[aus den → black sites wurde später das guantanamo bay-gefängnis; auch da waren psychologen anwesend. zu den brutalen zwangsernährungssessions gibt es videos, die ende des monats für die öffentlichkeit freigegeben werden. passt dem pentagon natürlich nicht, aber der freedom of information act will es so. siehe dazu → the intercept von heute.]

F.B.I. 1964 | drohbrief an martin luther king

FBI an KING -1964

seit langem ist bekannt, dass die US-polizei F.B.I. in den 1960er jahren den bürgerrechtler und friedensnobelpreisträger martin luther king bedrohte. jetzt kam dieser brief via die yale-professorin beverly gage und EFF an die öffentlichkeit, der aller wahrscheinlichkeit vom chef der obersten polizeibehörde (F.B.I.), j. edgar hoover 1964 an king geschickt wurde, ohne unterschrift. eine so plumpe drohung, dass man sich nicht mehr wundert, warum andere US-behörden wie die CIA staatschefs liquidierten usw.

der brief beginnt damit, dass man king für so minderwertig hält, dass man ihn nicht einmal mit “herr” oder gar “dr.” anreden möchte. stattdessen verhöhnt man seinen friedensnobelpreis und vergleicht ihn allenfalls mit dem frauenschlächter-könig heinrich VIII. warum? weil, und das ist die kern-unterstellung, man beweise habe, dass king als “zurückgebliebener” charakter “unzucht und unmoralischen verkehr unter dem niveau der tiere” betrieb. es folgt eine zeile, in der man sich als vertreter der schwarzen ausgibt, um die diffamierung noch weiter zu treiben: “king, schau in dein herz. du bist ein totaler betrüger und belastest uns neger all schwer.”

Martin Luther King - Marion S. Trikosko - 1964martin luther king, 1964. foto: marion s. trikosko

hintergrund: das FBI spionierte king auf anweisung der kennedy-brüder und lyndon b. Johnson von vorn bis hinten aus und hatte tonbänder an der hand, die zum beispiel king bei sexuellen kontakten mit anderen frauen festhielten. zur zermürbungsstrategie gehörte, kings ehe zu ruinieren, indem man seiner frau gezielt “fakten” über ihren mann zuspielte.

im dritten absatz beginnt die drohung: “king, wie bei allen betrügern ist dein ende nah.” man werde ihn, diesen “satan”, dieses “schmierige, schmutzige, böse, abnormale biest” zur strecke bringen, indem man ihn mit all den schmierigen unterstellungen vor gericht zerren würde, und zwar innerhalb exakt 34 tage. “king you are done.”

was sollte während der 34 tage passieren? er soll sich das leben nehmen (auch wenn es nicht so direkt gesagt wird, deutlich genug): “king, es gibt nur noch eine sache, die du tun kannst. du weißt, welche. du bist am ende.”

vier jahre später wurde martin luther king erschossen. man verurteilte einen einzeltäter, wie historisch üblich (siehe john f. kennedy-attentat, reichstagsbrand, oktoberfestattentat,  nagelbombenattentat) bei solchen aktionen, die sicherlich im sinne der “dienste” waren.

nachdem dieser brief jetzt ungeschwärzt veröffentlicht ist, kann man sich noch lebhafter vorstellen, wer die hintermänner waren, die king umbringen ließen.