von paganini-sülze | zu polnischer avantgarde

Yuka-und-Ayaka-Yamamoto---Raderbergkonzertyuka und ayaka yamamoto im deutschlandfunk gestern (sorry, miserables handyfoto)

gestern spielten im kammermusiksaal des deutschlandfunks die beiden schwestern ayaka und yuka yamamoto an zwei riesenflügeln diverses leichtgängiges (schubert & co.) aus dem 18. und 19. jahrhundert. ich denke mir, es ist ganz schwer, ein stück traditionell für zwei klaviere zu komponieren, ohne dass es herumsülzt. etwas sülzige erste halbzeit also, wenn auch perfekt gespielt von den beiden mädels. → hier ihre bildreiche webseite.

in der zweiten halbzeit dominierte ein bartók, schon allein deswegen eine große schau, weil zwei orchesterdrummer den pianistinnen teilweise die schau stohlen.

für mich (und martin) war aber das eigentliche highlight die bearbeitung des 1820 veröffentlichten capriccios #24 von → niccolò paganini. hier ist es, in einer älteren aufnahme; kann man getrost nach paar sekunden stoppen, weil sich alles wiederholt. es kommt auf das leitthema an.


paganinis capriccio #24. jasha heifetz, violine

irgendwie scheint es das thema für die komponisten des frühen 20. jahrhunderts in sich gehabt zu haben. 1934 schrieb sergej rachmaninow eine “rhapsodie” über diese melodie, in der wikipedia schön ausführlich → hier nachzulesen. und hier in der 1934er-aufnahme mit rachmaninow am klavier nachzuhören. hört sich schon spannender an, wird nach hinten hin aber immer romantischer. schätze, rachmaninow wollte innerlich heimkehren, als ihm die luft ausging.

der ein halbes jahrhundert jüngere pole witold lutosławski kämpfte gegen die romantiker (auch den romantiker in sich selbst) an und arbeitete sich in seiner bearbeitung des paganini-themas weniger an paganini als an dem russen rachmaninow ab: so scheißromantisch wollte er nicht sein. wir fanden das (im zweiten weltkrieg komponierte) stück gestern, als die beiden schwestern es in köln vor vollem saal in ihre beiden pianos hämmerten, spannend. von witold hatten wir vorhier nie was gehört. der mitschnitt wird im DLF am 24.11.2014 um 21.05 uhr gesendet.

noch attraktiver aber ist eine polnische aufnahme von 1994, wo das stück etwas anders aufgeführt wurde, nämlich mit nur einem flügel; die melodie des anderen flügels übernimmt das orchester.


lutosławskis anti-rachmaninow, für klavier und orchester. polnische aufnahme, 1994