in einem monat kommt gimme danger von → jim jarmusch ins kino. ich habe den film heute im presse-preview gesehen. ein dokumentarfilm, getragen von → iggy pop, der mit realem namen james osterberg heißt. der film ist über weite strecken komisch, weil osterberg einen schön trockenen humor und seine storys schon tausendmal mit immer guten pointen erzählt hat. also nicht viel neues: zum beispiel, dass er es als schlagzeuger leid war, immer nur die ärsche seiner mitspieler zu sehen und deswegen ans gesangsmikro wechselte. oder die geschichte des ausgeschlagenen schneidezahns beim stagediving, weil niemand im publikum ihn damals, gefühlt 1969, auffing, und er auf den boden knallte.
jarmusch arbeitet mit vielen fernsehzitaten aus den 19560er und -60er jahren, die optisch nichts mit iggy pop oder seiner band, den stooges, zu tun haben, aber das illustrieren, was gerade im interview angesprochen wird. wo es an solchem material fehlt, hilft er mit kleinen, selbstgemachten 2D-animationen nach, die zu den lustigsten elementen von gimme danger gehören.
nach etwa einer stunde ist die luft raus, der film geht quasi zu ende und fängt dann wieder und nochmal wieder an, bis dann am schluss das unvermeidliche comeback der band folgt – vier alte männer vor einem riesigen, handzahmen publikum.
die stooges waren nie eine wirklich erfolgreiche band, es gab dafür viel zu viele brüche (drogen, bühnenchaos, stilfindung etc.). was sie auch nicht waren, in diesem film aber als solche verkauft werden: die urväter des punks. das ist quatsch, denn die urväter kommen aus england, wo der punk mehr mit alkohol als mit kiffen, mehr mit thatcher und der queen als mit dem nachdenken über gute riffs und nachte oberkörper zu tun hatte. die sex pistols kommen nur einmal ganz kurz vor, wo sie einen stooges-song covern. die ramones werden mehrmals am rande angesprochen. im grunde waren sie die band, die die form fand, die die stooges nie fanden. die ramones waren amerikanischer punk, ohne sich so zu nennen. in meinen interviews mit joey ramone sprach er immer nur von rock and roll, nie von punk, warum auch.
interessant fand ich osterbergs begegnung mit david robert jones alias “bowie”. die beiden werden popgeschichtlich immer wieder miteinander verglichen, wohl wegen ihrer androgynen schlangenartigen haltung auf der bühne. dabei trennen beide welten. bowie ist als gesamtkunstwerk, der nie so richtig in einer rockband spielen konnte, etwas völlig anderes als iggy pop, der in detroit in einer “kommunistischen” WG mit seinen mitmusikern lebte. bowie und iggy hatten kaum miteinander zu tun. iggy pop sagt in dem film über david bowie nur “ja, er war schon cool”, und er deutet an, dass bowie auf den US-punk abfuhr und sich davon input versprach. dabei verstanden die stooges im tiefsten inneren den punk nicht, weil der punk nicht in den weiten des mittleren westens der USA zu hause war, sondern auf den verregneten straßen englischer großstädte.
jim osterberg ist ein sehr sympathischer zeitgenosse; und tausend kreuze, dass er nach seinen jahrzehntelangen drogenerlebnissen so eloquent und klar und mit einem phänomenalen gedächtnis erzählen kann. ich habe → diesen BBC-vortrag (john peel lecture) von ihm sehr gern gehört. jarmuschs liebevolle hommage gimme danger ergänzt das ganz gut.