a streetcar | named desire

streetcarNamedDesire_NYT_1947

überschwängliches lob für das neue play in der new york times vom 4. dezember 1947

gestern strahlte ARTE ein portrait marlon brandos aus, gefolgt von seinem 1951 erschienenen film “endstation sehnsucht”. ein sehr schöner deutscher titel, finde ich. der amerikanische, “a streetcar named desire” bleibt da stärker geerdet, nämlich bei der straßenbahn mit ziel “desire”, die am beginn des films auftaucht. die desire street in new orleans gibt es wirklich.

was ich nicht wusste, war, dass tennessee williams mit dem bühnenstück schon jahre zuvor erfolgreich war. regie am broadway und später beim film führte elia kazan, der wie williams und brando sozialist war, sich für die rechte der schwarzen und indios einsetzte und den filmbetrieb mit seinen konservenhelden verachtete.

eliaKazan_by_jamesKavallineselia kazan 1967. foto: james kavallines/wiki commons

die kritik zur uraufführung des stücks in new york war überschwänglich. (bild und link oben) fast den ganzen artikel über ist die rede von tennessee williams und der hauptdarstellerin, jessica tandy. von marlon brando, dessen erste größer beachtete bühnenpräsenz das war, ist nur in einem nebensatz am ende zu lesen.

kazan wollte die bühnenbesetzung weitgehend in den film übernehmen, aber die produktionsfirma in hollywood hielt vivian leigh für die berühmtere schauspielerin für ein so schwieriges stück. mit dem film 1951 gelang marlon brando der durchbruch. er hat als erdiger, kluger, raubeiniger und brutaler junger mann die stärkste präsenz im film, obwohl vivian leigh den ganzen film über spricht und in praktischer jeder szene zu sehen ist.

das großartige an dem film (und sicherlich auch an dem bühnenstück) ist die tiefenpsychologie, die er abarbeitet. die heldin ist eine gescheiterte frau, tief traumatisiert. der film zeigt, wie ihre verdrängungsprozesse von der schwester unterstützt und vom mann ihrer schwester (gespielt von brando) angegriffen werden. gewürzt mit themen wie brutalität in der ehe, krasse ausbeutung von arbeitskräften in der fabrik, spielte der film gegen die systemkonforme bilderwelt hollywoods an.

marlonBrando_streetcar_stage_1948marlon brando 1948 auf der bühne in new york. foto: wiki commons

auf youtube finden sich zahlreiche links zum “complete movie”. sie funktionieren aber alle nicht oder führen auf dubiose seiten. hier ist der → trailer auf ARTE, hier der link zum → themenschwerpunkt über brando.

brando war ein ausnahmeschauspieler. ihn interessierte das schauspielen vor allem, um komfortabel zu leben. darin steckten viele widersprüche, auch zu seinen politischen ansichten. er lehnte die entgegennahme eines oscars ab und schickte stattdessen eine indio-frau hin, die von der unterdrückung indigener menschen durch die hollywood-filmindustrie sprach. später spielte brando nur noch gelangweilt, er verschwand vom set, las kein drehbuch usw.; viele dieser dinge sind bekannt, siehe apocalypse now. als brando schon alt war, erschoss einer seiner söhne einen freund, vermutlich um dem übermächtigen vater zu zeigen, was für ein kerl er war. brando weinte als zeuge vor gericht; viele nahmen ihm die tränen nicht ab, ich schon. delikat daran war, dass der erschossene freund des sohns brandos lieblingstochter geschwängert hatte und diese sich wenig später erhängte. wenn man dann in die kindheit brandos zurückgeht, mit einem alkoholkranken vater, der laufend die von brando geliebte mutter (eine schauspielerin auf kleinen bühnen) schlug, schließt sich ein ganz übler kreis…