eigentlich ein unfairer titel dieses eintrags, weil die servicewüste selbst in den östlichen gefielden der republik spürbar zurückgeht. aber es halten sich, gerade in gut eingeführten dienstleistungsbetrieben des westens, defizite, die umso mehr auffallen, je anständiger kunden anderswo bedient werden.
also: gestern in der hemdenabteilung eines bekleidungshauses.* ein mann sucht sich ein hemd heraus, das ihm gefällt, wartet 10 minuten, bis eine bedienung frei wird, fragt sie, ob es das in seiner größe gäbe.
verkäuferin (v): wenn Sie es da vorne herausgeholt haben und nichts in anderer größe finden, haben wir es nicht. [statt zu sagen, schauen wir mal zusammen, ich hätte da eine idee.]
weil kein input wie zum beispiel “da hätten wir etwas ähnliches…” kommt, geht der kunde (k) zu einem anderen regal, sie schweigend hinterher.
k: wie wäre es mit diesem hemd?
v: Sie sehen doch, das ist zu groß. wir haben die ja nach größen geordnet, Ihre größe ist auch hier nicht dabei. [belehrung über die interne ordnung des bekleidungshauses]
k: ach, so ist das geordnet.
v schweigt.
k: könnte ich mal ein weißes hemd in meiner größe probieren?
v: die weißen hemden öffnen wir nicht, die sind dann nämlich sehr schnell nicht mehr weiß. [dem kunden wird vermittelt: wie bei anderen kunden könnte auch Ihr hals nicht gewaschen sein.]
k: also?
v: dann probieren Sie mal das blaue hier, wegen dem schnitt.
k probiert das blaue hemd, es passt, nur sind die ärmel etwas zu lang.
k: die ärmel sind bisschen lang. fallen die vielleicht verschieden aus? denn ich hatte noch nie ärmelprobleme bei hemden und habe auch hier schon einige gekauft, die rundum gut passten.
v: die fallen immer gleich aus. kürzen lohnt sich nicht bei diesen paar zentimetern. entweder Sie leben damit, oder das ist kein schnitt für Sie. [oder, zu ende gedacht: gehen Sie doch!]
k: was wäre denn dann ein schnitt für mich? gibt es keine mit kürzeren ärmeln?
v: nur mit extra kurzen ärmeln, die wären Ihnen aber zu kurz.
lange pause. k geht auf ein dunkles hemd zu, fragt:
k: würde das passen, gäbe es das in meiner größe?
v: ich habe Ihnen doch gesagt, dass comfort fit nicht Ihre größe ist. schauen Sie sich um, was es in Ihrer größe gibt. [begriffe, die ihr alltäglich sind, werden dem kunden so vermittelt, als habe er nicht alle tassen im schrank, dass er die nicht auseinander halten kann.]
pause. auch nach den drei, vier vorstößen des kunden macht die verkäuferin keinen vorschlag. jetzt wird der kunde kurz grundsätzlich:
k: wissen Sie, ich wähle seit ewigkeiten – und auch hier – hemden nach gefallen aus, nicht nach größe. erst muss mich ein hemd ansprechen, die größe kommt anschließend.
v: das muss jeder für sich entscheiden, ich will Ihnen da nicht reinreden.
dann ging der mann, ohne hemd.
*es lag mir fern, das bekleidungshaus an den pranger zu stellen, aber trotz zweier anschreiben von mir an das geschäft kam keinerlei reaktion. das sagt für mich: beratungsresistent. deswegen hier ganz offen: http://www.modeweingarten.de