podium mit dem thema fake news und wikipedia*. foto: harald krichel
ich freute mich über die einladung zur podiumsdiskussion über fake news in wikipedia und im journalismus zum abschluss der → 20. mitgliederversammlung der wikimedia – nicht zu verwechseln mit der wikipedia; zwei völlig verschiedene dinge: wikimedia = geldverwalterin. wikipedia = online-enzyklopädie.
die diskussion wanderte dann aber gleich von anfang an woandershin, nämlich zum bewahrenswerten wiki imperium. trotz allem respekt und aller sympathie für die WMDE-nahen kollegInnen musste ich kommentieren, dass die wikipedia weder wir autorInnen bei wiki-treffes und und hier in bamberg sind, noch die wikipedia irgendwie schützen können, noch sie schützen sollten, denn sie ist ohne protektion gewachsen, und wenn sie das nicht mehr von selbst so weiter tut, dann kommt eben etwas anderes. es gibt überhaupt keinen grund, neue autoren zu rekrutieren, denn man kann sie bekanntlich nicht rekrutieren, weil jeder, der in der wikipedia schreibt, eine art sendungsbewusstein gepaart mit einem wikipedia-gen hat, und das kann man nicht durch GLAM und ähnlich schillerndee aktionen bewirken. ein system, das so riesig ist wie der artikelraum der wikipedia, lebt von unschärfen, fehlern, unzulänglichkeiten, und wenn das schiff zu groß wird, kann es durchaus sein, dass es zerbricht, oder sich auflöst, wie second life, ein einst gehyptes onlinespiel.
ich kam erst am samstag abend zu der konferenz und habe nicht mitbekommen, was zuvor diskutiert wurde. mein eindruck ist, dass mancher auch deswegen so für den erhalt der wikipedia und die anwerbung von neuen autoren plädiert, weil er selber nicht mehr so viel schreibt wie früher und dann das gefühl hat, da könnte was anbrennen. da brennt nix an, keine sorge, freunde! auch das fördern von schwachen wikipedien in ländern wie dem irak ist überflüssig. enzykopädie-imperialsmus.
achso, die spenden: ich rate (übrigens im konsens mit manchem anderen wikipedia-urgestein) allen, die am ende jedes jahres die spendenaktion nervt, nicht der wikimedia zu spenden, sondern zum beispiel ärzten ohne grenzen. wikimedia ist a) reich genung und hat ein schickes büro, b) schmückt sich mit der verwechselbarkeit mit der wikipedia, und c) sollte sich auf programmierung, stabile internetleitungen und backups konzentrieren, und d) sonst nicht viel mehr.
*Anna-Lena Schiller (links, Moderatorin), Martin Kraft, Maximilian Schönherr, Alice Wiegand, Sabria David