kosten für ein fax | 1988 in new york

bevor die menschen email hatten, nutzten sie das fax, eine technologie, die wegen restriktionen durch den monopolisten bundespost in deutschland lange aufgehalten wurde.* in den USA war sie weit entwickelt, und wie diese notiz, die ich 1988 in greenwich village angefertigt habe, zeigt, gab es sogar die ersten shops, die fax-dienstleistungen anboten. nicht billig:

October 6, 1988, 11:06 AM. Nach dem Frühstück komme ich an einem mir lange bekannten Kopierladen vorbei, der jetzt groß mit ‘Fax’ wirbt. Fax ist eine weltweite Bildverschickungs-Art. Entsprechend ist die Preisliste international: Connection Charge (einmalig, zum Aufbauen der richtigen Verbindung, z.B. falls an der Empfängerseite ein normales Telefon abgehoben wird):

New York City (212 and 718)…$2.00

Continental USA…$5.00

International…$15.00

Transmission Charge (Normal)…75c/page

Transmission charge (Fine/Halftone)…$1.50/page

 Receiving Documents, reception charge…75c/page

“Confirmation reports given on all Transmissions. We can receive FAX transmissions 24 hours a day.”

Der Manager macht mir auf der Rückseite des Waschzettels folgende Rechnung auf: “to connect to Europe = $ 15.00 plus .75/page. So cost = 15.00 + x (.75) wobei  x = # of pages.

wenig später habe ich mir dann ein faxmodem gekauft – und geliebt. es verwandelte den mac in ein fantastisches, papierloses bildkommunikationsmedium.


* die kluge lioba n. vom kommunikationsmuseum merkt zur ehrenrettung der deutschen bundespost an:

Beim Faxdienst war die Deutsche Bundespost schnell – den Telefaxdienst über das Telefonnetz gibt es in der BRD seit dem 01.01.1979; die Übertragung einer DINA 4-Seite dauerte drei Minuten.

robert henkel (EU) | breitband und internet für alle

Robert-Henkel---Selfieselfie von robert henkel

am donnerstag interviewte ich robert henkel, den politischen planer und koordinator der europäischen kommission für den breitbandausbau in europa. zuvor war der physiker berater der bundesregierung für dieses thema gewesen. das auf 4 minuten konzentrierte interview lief gestern in der sendung “computer und kommunikation” im deutschlandfunk, die langfassung stelle ich hier zum anhören zur verfügung. kopiert werden darf sie leider nicht. das foto ist ein selfie, das henkel kurz nach dem interview von sich aufgenommen hat. er meinte, er sei nicht eitel ;-)

das interview deckt ein sehr weites feld ab: satellitenübertragung, kupfer- und glasfaser, geschwindigkeiten, verschlüsselung, robustheit. henkel spricht von einem “marktversagen” in ländlichen gebieten, wo LTE advanced nun dafür herhalten muss, dass keine kabel in die gegendenen gelegt wurden. wir sprechen auch über japan, wo glasfasern frei verkabelt zwischen den häusern schweben und das zur großstadtästhetik gehört, und über den mythos des voll verkabelten amerikas und die texanische halbwüste. und über das quasi-grundrecht auf internetversorgung.

 
interview mit robert henkel über den breitband-ausbau in europa. 29. mai 2014. © m.s.

lioba nägele vom museum für kommunikation hörte das interview, und bei der passage über die frei hängenden kabel in asien kam ihr ein foto aus ihrer sammlung in den sinn, das ich gern hier einbette. es zeigt eine straßenkreuzung in der chinesischen hafenstadt qingdao von 1910 (damals deutsche provinz), mit frei hängenden “luftkabeln“, die vermutlich der telegrafie dienten, und zwar als weiterleitung des von den deutschen durchs chinesische meer gelegten seekabels.

Qingdao-1910---hängende-Kabel---Museum-für-Kommunikation“tsingtau” 1910, fotograf unbekannt. museum für kommunikation, archivnummer 4.0.8891

im nachgang brachte mich die kommunikationshistorikerin noch auf den unterschied zwischen strom- und telegrafiekabeln. in dem foto hier handelt es sich nicht um stromkabel. und sie wies mich darauf hin, dass diese kabel quasi die inlandsfortesetzungen des im hafen der stadt ankommenden seekabels sind. worauf ich nach genau diesem seekabel suchte, es jedoch nicht fand, dafür ein sehr feines zitat des marconi-rivalen und telefunken-mitgründers adolf slaby:

„Das wichtigste und interessanteste dringt ja nicht sofort in die Öffentlichkeit. Die Bedeutung, welche die Marine heute der Funkentelegraphie beilegt, hat sie veranlasst, ununterbrochen die Erfinder zu immer weiteren Fortschritten anzustacheln. Aber die Resultate und die Mittel, mit denen das erzielt ist, werden heute nicht mehr veröffentlicht, sondern geheimgehalten. Man bedenke, daß bei der Marine drahtlose Telegramme nicht nur eines Geschwaderverbandes übermittelt werden, sondern mit 1000 und mehr Kilometern entfernten Flotten gewechselt werden, daß diese Telegramme sich einen Weg suchen, der ihnen von dem Telegraphisten einfach vorgeschrieben ist, und die sich gegenseitig nicht stören.“[4]

das steht jetzt im wikipedia-artikel übers seekabel. danke, LN!