erst das trömmelsche (hier: michael drolling portraitiert seinen sohn martin; ca. 1795)
viele dinge in köln machen das leben leichter. heutemorgen dieser dialog an der u-bahn-haltestelle. eine frau, die drei kleine kinder betreut. eins der kinder skandiert: “oh tannenbaum, oh tannenbaum.”
die frau sagt: “der tannenbaum ist vorbei!”
da sage ich von schräg hinten: “kommt aber bald wieder.”
sagt die frau ohne nachzudenken – und das ist kölsch daran: “jetzt kommt erst einmal das trömmelsche.”
etwas später im bus, hinten…
kniegespräche im bus (nicht ganz – aber fast – passendes foto von wikicommons-user cogiati)
…mir gegenüber sitzt ein ca. 17jähriger schüler, der seine neben mir sitzende mitschülerin fragt, ob sie hier noch schmerzen hat – zeigt dabei auf sein brustbein. die freundin sagt, er spinnt. ich frage: also keine schmerzen? sie schüttelt den kopf. der schüler und ich lächeln uns an. und jetzt wieder typisch köln: er spricht mich an und fragt:
“wie geht es Ihnen?”
“danke, bestens. und Ihnen?”
“sehr gut”, sagt der schüler.
“auch Ihren knien?” frage ich, ohne hintergedanken.
“oh, da gibt es probleme. vor allem mit dem rechten.”
das mädchen neben mir feixt. der mann neben ihr, ein älterer herr, liest ein flugblatt.
“was ist das für ein problem mit dem rechten knie?”
“kann schlecht laufen, habe es mir verdreht”, sagt der junge mann.
“wie ist das passiert?”
“blöd gelaufen, wollte einen ronaldino-trick anwenden beim fußball.”
seine mitschülerin grinst. ich frage sie: “alles klar?” sie sagt: “der spinnt.”
jetzt reicht mir der ältere herr, der die ganze konversation mitverfolgt hat, seinen handzettel herüber:
“dahin gehe ich jetzt.”
eine fortbildung für pädagogen zum thema “persönlichkeitsstörungen”. der schüler schaut mich fragend an.
“geht um persönlichkeitsstörungen”, erkläre ich.
“hält der mich für persönlichkeitsgestört?” fragt er mich, leicht ungehalten, mit blick auf den (vermutlich) lehrer.
“nein”, sage ich. “bei einem fußballer ist das knie die persönlichkeit. und ein verletztes knie hat dann eben eine persönlichkeitsstörung.”
“mit persönlichkeitsstörungen”, so der lehrer, “kann man nicht früh genug anfangen.”
ich lache, die schüler wissen nicht genau, was sie davon halten sollen. jedenfalls steigen wir (waren eh nur zwei stationen, 4 minuten oder so) jetzt alle aus und verabschieden uns bester stimmung.