kryptanium IIII, winter edition. virtuelles streichinstrument von alonzo of nezborlan
gestern lief im deutschlandfunk, wissenschaft im brennpunkt mein 27-minuten-feature über moderne digitale musikproduktion: → grooven und falten. hier ist eine um 30% längere fassung zu hören, die dem thema vielleicht noch mehr gerecht wird. es gibt nun mal themen, die im rundfunk nach 2 minuten, andere erst nach 2 stunden abgehandelt sind. diese sendung passte gut in den halbstunden-slot von forschung aktuell, aber die 10 minuten längere fassung bringt vielleicht noch den ein oder anderen mehrwert:
“grooven und falten”, 40-minuten version, deutschlandfunk, 16. 11 2014
es geht zunächst um apps zum musikmachen:
interaktives musizieren mit dem tablet-computer. foto: regina arentz
dann aber geht’s ins eingemachte: um neue digitale instrumente, physikalisches modellieren von klängen (und patente, die das verhindern), um die verfeinerte abbildung bekannter instrumente (wie trommeln), den durchbruch des faltungshalls (als hall in realen räumen), um einen paradigmenwechseln bei der 3D-filmproduktion (der sound wird zunehmend story teller), die stagnation bei midi und vor allem um die eins, also den taktanfang. dass das herausfinden der eins aus fertigen kompositionen alles andere als trivial ist, lernte ich erst durch meine gespräche in berlin (native instruments), hamburg (steinberg) und münchen (celemony) kennen. die bahnbrechende neuerung in sachen “eins” kommt aus münchen:
der musiker betritt das studio und sagt, er will heute mal ohne klick (metronom) einspielen, der klick behindere ihn, er hat so ein gefühl von einem tempo im kopf, aber er will sich nicht auf 110 oder 90 oder 133,5 beats per minute (BPM) festlegen. der toningenieur sagt: bist du von allen geistern verlassen? wie sollen wir da später drum-loops draufsetzen?
dieser dialog wird in kürze nicht mehr so ablaufen, weil der musiker durchaus ohne klick einspielen und man das tempo sehr sicher aus dieser aufnahme herausrechnen kann. die nachfolgenden spuren, auch die loops passen sich der dynamischen tempospur an. für laien mag das sehr speziell wirken, es ist aber sehr grundsätzlich. denn die digitale musikproduktion setzt seit den drum machines der 1980er jahre komplett auf einen starren rhythmus. jetzt fällt das diktat des klicks.
im wikipedia-artikel über den → takt ist eine schöne grafik, die diese rasterung des zeitpfeils darstellt:
das zeitkontinuum und der takt. grafik: october 26 2009 (ja, so nennt er sich)