US-tierschützer = linksterroristen

gesetzesvorhaben werden en masse erstellt, papier ist geduldig, aber manchmal sollte man darin blättern. die regierung des malerisch ländlichen US-bundesstaats idaho hätte gern ein gesetz, welches es unter strafe stellt, heimlich im bereich der amerikanischen landwirtschaft zu recherchieren und die recherchen öffentlich zu machen. hier das im februar veröffentlichte und bereits vom senat verabschiedete gesetztesvorhaben im wortlaut: senate bill 1337. das gesetz sieht das gleiche strafmaß für tierschützer, die sich ungenehmigt zugang verschaffen, wie für menschen, die tiere misshandeln, vor.

 

idaho-law-against-animal-activists

idaho senate bill 1337 zielt zentral auf tierschützer, die sich zutritt zu landwirtschaftlichen massenbetrieben verschaffen, heimlich filmen und recherchieren und die ergebnisse dann veröffentlichen. sie selbst sehen es als “akt des zivilen ungehorsams” an. in mehreren US-bundesstaaten wurden ähnliche gesetzesvorhaben gekippt, mit ausnahme des ebenfalls malerisch ländlichen iowa und der mormonen-staat utah. in idaho gilt als strippenzieher des gesetzesvorhabens einer der größten milch- und fleischproduzenten, bettencourt dairys lcc. dessen inhaber in ihrem “mission statement” mit der botschaft werben, ihre tiere moralisch und ethisch verantwortungsvoll zu halten. tierschützer haben mehrere → videos innerhalb des massentierhaltungsareals gedreht, in denen unter anderem szenen zu sehen sind, wo arbeiter sich einen sport daraus machen, den tiere von oben auf den rücken zu springen, sie zu treten und mit einem schlauch schlagen. einige arbeiter in dem betrieb prahlen mit den großen vaginas der kühe und zeigen das an einem konkreten tier. dagegen wirkt das “mission statement” wie der reine hohn:

We feel it is our ethical and moral responsibility to take the best care possible of our cows.

wenn idaho sie jetzt vor gericht und ins gefängnis bringen möchte, ist das eine konsequenz aus einem etwa hundert jahre andauernden diffamierungsprozess. 1905 erschien upton sinclairs roman the jungle (der dschungel), in dem er die missstände der schlachthöfe von chicago anprangert. der arbeiter in dem roman, der dies öffentlich macht, verliert seinen job, seine familie zerfällt durch die diffamierungen, und er landet im elend, bis ihn schließlich (der roman war eine auftragsarbeit der sozialisten) die sozialisten aufnehmen und ihm bestätigen, dass er richtig gehandelt hat. heute hieße er whistleblower. in diesem linksgerichteten umfeld vor hundert jahren entstand in der westlichen welt das bewusstsein für den tierschutz. die amerikanische polizei stellte sich damals schon auf die seite der farmer und nannte zu zeiten des ersten weltkriegs tierschützer “spione des [deutschen] kaisers”, also des kriegsgegners #1.

die USA kennen die grüne bewegung nicht als partei, wie die nunmehr meisten europäischen staaten. traditionell werden in dem land die grünen von konservativen als kommunisten und linksterroristen beschimpft; entsprechend nennt sich eine umweltschützer-webseite treffend “green is the new red”. dazu passt eine jahrzehnte lange grundhaltung der US-polizei FBI gegen tierschützer. sie gipfelt zurzeit in der anschuldigung des FBI gegenüber dem whistleblower ryan shapiro, er beschädige “die nationale sicherheit auf irreparable” weise. (“irreparably damage national security”) shapiro dissertiert am MIT über das thema tierschutz in den USA und tritt momentan mit 700 anfragen ans justizministerium heran, die auf akteneinsicht drängen. shapiro begründet das mit dem in den USA hoch gehaltenen freedom of information act FOIA und hat bereits dokumente sichergestellt, die nahelegen, dass die polizeibehörden  den “animal rights activists” systematisch das handwerk legen sollen.

gut zusammengefasst von shapiro selbst, gestern bei → democracy now.

ryan shapiro kümmert sich nicht nur um tierschutz. im januar 2014 verklagte er die CIA, die veröffentlichung von dokumenten zu verhindern, die mit nelson mandela zusammenhängen. shapiro möchte wissen, ob und inwieweit der geheimdienst an mandelas inhaftierung und der stärkung des apartheit-systems in südafrika beteiligt war. siehe → huffington post vom 25. januar 2014.