DDR-presse über | trump

die DDR-presse war bekanntlich voller fake-news. wie die BILD-zeitung. manchmal mag ein körnchen wahrheit drin gewesen sein, quellen werden nie genannt, allenfalls windige, im folgenden beispiel gar keine. ich gehe davon aus, dass das frei erfunden war [Neue Zeit vom 29. september 1984, jahrgang 40 / ausgabe 231 / seite 12]:

in derselben ausgabe auf derselben seite taucht ein amerikanischer mulitmillionär erstmals in der DDR-presse auf, nämlich der spätere US-präsident donald trump. dieser artikel vermischt, wie praktisch immer in der DDR-presse, meinung mit fakten, aber im kern stimmt die aussage. trump baute damals den trump-tower.

trump taucht in der DDR-presse bis zu deren ende 1990 rund 30 mal auf. weil es die kernpublikationen wie Neue Zeit, Neues Deutschland und Berliner Zeitung noch etwas länger gab, findet man trump ingesamt 46 mal. er gilt stets als inbegriff des miesen kapitalisten. in mehreren artikeln setzt sich die DDR-presse damit auseinander, dass trump nicht mehr zahlungsfähig war und doch immer irgendwie die kurve kratzte, mit für DDR-bürger unvorstellbaren finanztricks.

der folgende relativ sachlich gehaltene artikel über trumps beinahe-konkurs wegen seines spielkasinos in atlantic city ist eine redaktionelle mischung aus dpa- und vwd und war sicherlich hoch willkommen. [Neue Zeit, 22. november 1990, jahrgang 46 / ausgabe 272 / seite 10]

die gier des kapitals (schon 1926)

ein damals progressiver, in vielerlei hinsicht aber reaktionärer (frauenfeindlicher, rassistischer etc.) kriminologe und strafrechtsexperte, schrieb 1926 in seinem buch “kriminalpsychologie – psychologie des täters” bemerkenswertes über den umgang mit geld und gütern. reaktionär, ja rassistisch ist er da, wo er zum beispiel im kapitel Volksrasse als Kriminalitätsfaktor die rumänen pauschal als ziemlich primitive verbrecher einstuft und die “bekannten Eigenschaften des rumänischen Volkscharakters” mit

Nichtstun und Faulheit, Feigheit, Hinterlist, Grausamkeit, Mangel an Sinn für Kapitalbesitz, Genußsucht, Prachtliebe, Nachahmung des Pariser Geschmacks.

benennt. Während

der Deutsche zum Berufsverbrecher im großen Stile keine geeigneten Fähigkeiten besitzt. Das deutsche Verbrechertum verrät immer eine gewisse Derbheit und Plumpheit. Italiener und Böhmen bleiben auch bei uns der Kriminialität ihrer Rasse treu und begehen in der Hauptsache Verbrechen und Vergehen gegen die Person, weniger gegen das Eigentum.

das heißt, sie stechen und morden, brechen aber nicht in wohnungen ein.

“Industrie und Handel zeitigen eine Unmenge sozialer und humaner Unsittlichkeiten, die kein Strafgesetz erreicht.”

 

ich wollte aber auf einen sehr eigenartigen satz hinaus, den ich auf den seiten 166f des buchs fand:

Im täglichen Verkehre der Menschen werden so viele Schädlichkeiten, Schlechtigkeiten, Niederträchtigkeiten, Bosheiten verübt, die unter kein Zivil- oder Strafgesetz fallen. Industrie und Handel zeitigen eine Unmenge sozialer und humaner Unsittlichkeiten, die kein Strafgesetz erreicht. Im Handel und Verkehr finden wir fortgesetzt Gesinnungen bestätigt, die der Absicht des Betrugs nicht fernliegen. Der Kaufmann ist der Spezialist der Unbedenklichkeiten. Man denke an Spekulation und Börsengeschäfte. Der wirtschaftlich Stärkere nutzt die ihm diensbtar gewordenen Kräfte des wirtschaftlich Schwächeren vielfach mit einer Rücksichtslosigkeit aus, welche den Stempel der Unsittlichkeit trägt.