schrifttype the new yorker plus von gert wiescher
ich kenne die schrift, und zwar von der zeitschrift the new yorker. habe gestern abend den entwickler dieser typenfamilie kontaktiert und dank seiner prompten rückmeldung erfahren, dass es sich beim new yorker um eine in den 1920er jahren, als das magazin entstand, von → rea irvin entwickelte schrift handelt. das hier oben ist eine hommage an irvin und eine weiterentwicklung zugleich, die “new yorker plus”. → gert wiescher hat sie 1985 komplett am computer erstellt. die originalschrift von rea irvin ist auch eine reine kapitälchenschrift und etwas verspielter. siehe unten.
ist es nicht wunderbar, wie wiescher die buchstaben schwingen lässt? manche beamtengerade wie das I. aber selbst im harmlos wirkenden C stecken seltsam ansprechende kurven. das S kippt (schwächer, aber selbstbewusster als bei irvin) als einzige type nach rechts, bei der 3 ist die balance nicht gesichert. toll sind die verschieden dicken beine bei H und M (die waren bei irvin noch gleich breit). auch die andeutung der → serife bei manchen buchstaben hat wiescher präzisiert: das M könnte, würde man ihm ein paar jahre zeit lassen, oben links ein kräftiges serifenhörnchen ausprägen. was ist bloß mit dem J los, was wäre, wenn sich der untere bogen weiter böge und zur schnecke würde? etwas unsicher bin ich mit dem W. es ist der einzige buchstabe, der so ausladend und strichgewaltig ist. irvin hatte diesen markanten jägerzaun schon vor 90 jahren eingepflanzt. und warum hat gert wiescher den mittelstrich des A begradigt? muss ihn mal fragen.
unten ein vergleich: ein ausschnitt aus der aktuellen ausgabe des new yorker, der unter anderem das wort “assange” enthält, und darunter das wort “assange” in der new yorker plus schrift von gert wiescher. → hier übrigens seine webseite
hier ein kurzer interviewausschnitt mit den schwestern thea und toni neubauer, die das sister mag “für die digitale dame” herstellen. zum thema typografie. aufgenommen in berlin im juli 2014 für eine sendung über ePublishing in SWR 2 wissen:
theresa und antonia neubauer über schriften im sister mag