anfang september 2023 starb → carl-ludwig reichert. er war eine halbe generation älter als ich. ihn habe ich das erste mal ca. 1975 erlebt, als er mit dem damaligen redaktionsleiter → walter schricker zur → pop sunday-sitzung ins studio nürnberg kam. carl-ludwig, damals um die 30, rauchte eine lange tonpfeife, hatte lange haare, eine dunklen taint mit leicht ins lila gehenden lippen und schaute spitzbübisch in die runde junger autoren.
ein paar jahre später, vielleicht 1978, ging ich auf eine seiner lesungen, irgendwo in der münchner türkenstraße, obere etage. ich war gerade nach münchen gezogen. wenn carl-ludwig las (oder den → club 16 im zündfunk moderierte), war er für mich oft nicht gut zu verstehen, wegen des sehr bayerischen tonfalls.
auftritten seiner band → sparifankal konnte ich nur schwer folgen, wegen der zutiefst bayerischen texte, die carl-ludwig mit seiner hohen singstimme zur gitarre ins mikro jammerte. rock-avantgarde, kompromisslos.
wir liefen uns oft über den weg, in der zündfunkredaktion des BR. und blieben auch, nachdem ich nach köln umzog, lose in kontakt. ein typischer 68er, nie eitel und immer sympathisch.