→ heinz barth wurde 1939, wie praktisch alle jungen männer, eingezogen. anders als die meisten kam er nicht zur wehrmacht, sondern zur einer militärisch geführten polizeieinheit.
hitler hatte die tschechoslowakei annektiert. heinz barth kam nach böhmen und wurde von seinem zugführer gefragt, ob er an einem offizierslehrgang interesse hätte. barth wunderte das, weil er kein abitur hatte.
dann kam ein schlüsselerlebnis: bei einem appell sollten sich freiwillige melden, an einer “sonderaktion”, nämlich an einem erschießungstrupp teilzunehmen. barth meldete sich nicht freiwillig. dann aber trat der → spieß an ihn heran, meinte, wenn er weiterhin offizier werden wolle, müsse er sich schon fügen. am abend desselben tages schossen er und einige seiner kameraden an pfähle gebundene tschechische bürger – angeblich aufständische – nieder. heinz barth fand das nicht so schlimm wie gedacht, weil er kameraden um sich hatte, die mit ihm zusammen schossen. übrigens aufs herz der tschechen.
1944 kam heinz barth, nun obersturmführer der waffen-SS an die westfront, nach frankreich. er nahm am → massaker von oradour-sur-glane teil und erschoss dutzende franzosen. am ende des zweiten weltkriegs verlor er ein bein. zurück in seiner heimatstadt → gransee (etwa 70 km nördlich von berlin, damals DDR) stieg er zum leiter der konsumgenossenschaft auf. 1953 verurteilte ihn ein militärgericht in bordeaux in abwesenheit zum tode. 1976 kam er der stasi auf den schirm, weil die im geheimen → NS-archiv zufällig unterlagen über ihn fand. die stasi beobachtete ihn einige jahre, bis er 1981 verhaftet wurde. im gerichtsverfahren 1983 wurde er zu lebenslanger haft wegen kriegsverbrechen verurteilt. der mitschnitt des strafprozesses (und zwei weiterer) ist ab november 2023 im → archivradio des SWR zu hören.
vergessen wir nicht den holocaust, der die aktionen von heinz barth natürlich beflügelte. → schauerlich.