gestern nacht hab ich mich mal wieder verkomponiert. das passiert öfter. ich kenne das. ich merke die anzeichen frühzeitig — und komponiere trotzdem weiter. am ende kommt dann keine runde sache heraus, sondern eine baustelle, die ich nur schwer aufgeben kann.
diesmal fing ich mit einem vorgefertigten schlagzeug-loop an, der gut, aber etwas dürftig klang. ich spielte eine zweite schlagzeugspur ein, in mehreren varianten. damit waren zwei stunden vergangen. ungewöhnlich lang, nur für das schlagzeug.
weil ich mich auf eine tonart festlegen wollte, nämlich d-moll, suchte ich nach einem instrument, das ich melodiös einsetzen konnte, das hell und etwas scharf klang. auch das dauerte und war mit einigen fehlgriffen verbunden. endlich fand ich eine mit arpeggio spielbare elektrogitarre. die kam mit einem raum, der perfekt klang.
um die kompositionsskizze (denn mehr war es nicht) abzurunden, brauchte ich einen bass. normalerweise finde ich einen passenden bass rasch in meinem VST-instrumentarium. diesmal dauerte es lang. ich spielte die spur mit einem 1/4-beat-gefühl ein, was mir zu langsam vorkam. also suchte ich einen zweiten bass, der die achtel bediente.
beim abhören der inzwischen fünf spuren merkte ich, wie stark ich mich verkomponiert hatte. die erste bass-einspielung war so klischeehaft, dass sie nicht zu gebrauchen war. es war ein melodiemuster, das vier takte lang funktionierte, dann das stück aber in tiefe ödnis schickte.
früher hätte ich das stück einfach gelöscht. inzwischen weiß ich aber, dass sich einen tag später ganz andere perspektiven auftun können. die gitarre ist herrlich, den bass schmeiße ich sicherlich weg. mal schau‘n.