trump’s | hofbericht

ghost in the briefing room

es gibt zwei szenarien, in denen sich der us-präsident schon immer am wohlsten fühlte: wenn er im oval office, umringt von seinen vasallen, wichtige dokumente unterschreibt. und bei seinen wahlkampfauftritten, wo er so derb sein kann, wie er nunmal ist. am unwohlsten fühlt er sich in der nähe fast aller journalisten. nicht einmal der zutiefst unpopuläre präsident richard nixon hatte eine so schlechte presse.

seit dem covid-19-ausbruch in den USA hat sich trumps ton mehrfach geändert. bei den für ihn offensichtlich lästigen → täglichen briefings im ehemaligen swimming pool des weißen hauses spielt er den besonnenen staatsmann. er lobt land und bürger. trump-typisch ist die einfache sprache, die sich auf “great people doing great jobs” reduzieren lässt – bevor es dann an die stets nervenden journalistenfragen geht.

vor etwa einer woche machte trump mehrere journalisten im raum so nieder, dass er sich nicht entblödete, ihnen nahezulegen, sie möchten hier nicht mehr auftauchen. er mischte das mit eine tirade an beschimpfungen der “fake news”-presse. solche ausfälle leistet er sich sonst nur bei wahlkampfveranstaltungen, nicht aber im ambiente des swimming pools.

gestern (6. april) war er noch staatsmännischer als zuvor. wegen der dünnen inhalte seiner fast einstündigen abgelesenen rede stachen die “great people doing great jobs”-vokabeln doppelt heraus. vor allem aber setzte er bei den reporterfragen einen schon länger schweledenden, jetzt aber ganz deutlichen ton: er forderte die reporter auf, angesichts der “great things”, die in diesen “hard times” passieren, fragen zu stellen, die das unterstützen – statt kritische einwände vorzubringen.

das ist ein wunsch der kaiserzeiten und nannte sich damals hofberichterstattung.

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