BBC-biografie | abrechnung mit der thatcher-ära

vor drei tagen erschien jean seatons buch über turbulente jahre für die BBC:

pinktoesAndTraitorsPinkoes and Traitors: The BBC and the nation, 1974-1987

jean seaton ist medienhistorikerin an der universität von westminster und offizielle historikerin der BBC. ihr buch behandelt angriffe auf die meinungsfreiheit im britischen öffentlich-rechtlichen rundfunk zur zeit der (neo)konservativen thatcher-regierung. thatcher hat damals mit mehreren strategien die BBC erfolgreich politisch umgekrempelt. was sie versuchte, aber nicht schaffte, war, die BBC zu privatisieren.

thatcher, so das buch, nahm die BBC schon lange vor ihrer regierungszeit aufs korn. ihr war zuwider, dass der sender bestimmte kunst und künstler förderte. das roch für sie nach kommunismus. kunst, so thatcher, entstehe im freien spiel der kräfte des markts, also des kapitals.

1969 setzte sie hoffnung in den neuen BBC-chairman charles curran und lud ihn zu einer der konservativen partei willfährigen rede ein. curran enttäuschte sie, indem er sich gegen neue einmischungsvorhaben wehrte:

“Good broadcasting is a practice not a prescription. In my view, traditions are more important in this respect than written documents, and I think that in this the BBC reflects the general character of British constitutional life. We depend more on the atmosphere in which we live than on the rules which come.”

ich las nur teile aus dem bemerkenswerten buch, aber mir kommt die heute im guardian erschienene kritik von seumas milne einleuchtend vor. seumas ist der sohn des ehemaligen BBC-chefs alasdair mime, den thatcher mit miesen methoden im januar 1987 rausschmiss.

die abrechnung mit den politischen einflussnahmen damals ist seumas milne zu schwach. er stellt die these auf, mit der BBC ginge es seit diesen attacken der 1970er- und 80er jahre politisch nicht bergauf, sondern bergab. nur so sei es zu erklären, dass politik und öffentlichkeit heute locker über die BBC hinweggingen. selbst als die BBC 2004 kritisch über den von bush und blair geführten irak-krieg berichtete, kam es zu keinem  rücktritt irgendeines politikers. stattdessen, so milnes, mussten die zwei chefs der BBC ihren stuhl räumen:

“That is what happened in 2004, after a report by a tame judge into the death of the weapons expert David Kelly and BBC reporting of government deceit over the Iraq war led not to the fall of ministers or officials – but the resignation of the chairman and director general of the BBC.”