“Die Frage, | die war ja”

eine marotte in live-sendungen im fernsehen und rundfunk macht sich breit, die aus nebensätzen pseudohauptsätze konstruiert, meist aus einem dieser unbewussten gründe:

  • klingt locker.
  • macht einen langen satz klarer, indem er ihn künstlich in zwei teile zerlegt

beispiele:

  • In der UN-Vollversammlung, da haben 155 Staaten Mitteilungen gemacht.
  • Und diese Unterschiede, die hängen wesentlich von der eingesetzten Strategie ab.

die fett markierten worte sind bremsen im redefluss und völlig verzichtbar. eine kennerin der branche sieht darin eine anbiederung an den zuschauer/hörer, indem man ihm scheinbar wohlgefällig nach dem maul redet. als wäre er zu blöd, normale sätze zu verstehen.

die-frage,-die-war

  • Die Software-Entwickler in Berlin, die kümmern sich jetzt um das und das. – statt: Die Software-Entwickler in Berlin kümmern sich jetzt um das und das.
  • Der Mittelstand, der steht jetzt vor einer Revolution. – statt: Der Mittelstand steht jetzt vor einer Revolution.
  • Und die Frage, die war ja folgende. – statt:  Und die Frage war ja folgende.
  • Bis das auf den Markt kommt, da werden noch Jahre vergehen. – statt: Bis das auf den Markt kommt, werden noch Jahre vergehen.
  • Prof. Schmidt vom Institut X, der beschreibt das Problem so. – statt: Prof. Schmidt vom Institut X beschreibt das Problem so.

immer mehr rundfunk/fernsehkollegen schreiben diese fehlkonstruktionen sogar explizit in ihre manuskripte, die sie dann live ablesen, andere bauen diese hilfskonstruktionen on the fly ein. das argument, das neue ausholen, das bilden eines frischen (pseudo-)hauptsatzes erleichtere dem hörer das zuhören, ist ein mythos und unterschätzt – wie oft – die aufnahmefähigkeit des hörers (den sowieso keiner kennt). im fernsehen zieht sich diese unsitte querbeet durch – von bestimmten tagesthemenmoderatoren bis zu bestimmten hosts von WDR-populärwissenschaftssendungen.

man muss beim hören diese verstümmelungen im nachhinein entstümmeln, damit der ganze satz wieder sinn macht. also: überflüssig! und gnade den printkollegen, die in rundfunkseminaren sowas beigebracht bekommen.