“heiliger” krieg und kalifat | 1916

dieser text liest sich top aktuell, ist aber 100 jahre alt. erster weltkrieg, schlachtfeld nordafrika und naher osten. fundamentalistische muslims bekämpfen die britischen truppen. man beachte die wortwahl des “religious rambler”, der den langen artikel in der freitagabend-ausgabe des harrisburg telegraph am 4. februar 1916 verfasst hat:

holy-moslem-war---harrisburg-telegraph---4.-februar-1916der harrisburg telegraph vom 4. februar 1916

“Aus dem östlichen Kriegsschauplatz erreichen uns Nachrichten, die der Durchschnittsleser nicht verstehen kann. Aber sie öffnen das Tor zu einem der romantischsten Aspekte des Kriegs. Zwei schillernde Kräfte von Fanatikern, ausgestattet mit modernen Waffen, versuchen, die Erlebnisse des Propheten Mohammed in der Frühzeit des Islam zu wiederholen. Die Welt erlebt die versuchte Rückkehr zu jenen primitiven Lebensumständen, die der Prophet und seine Anhänger einrichteten, als Horden von Arabern unter seiner Führung große Teile der damals bekannten Welt einnahmen.

Wenn die Depeschen wahr sind, enthüllen sie schwerwiegende Zustände. Diese Muslime verachten die heute üblichen Überlegungen wie man einen Krieg führt. Sie schließen keine Verträge ab und lachen über den Tod. Sie kämpfen für das Paradies. Wie auch immer es ausgeht, sie gewinnen. Wenn sie die Christen töten, verdienen sie sich das Paradies; wenn sie beim Kampf gegen die Christen von den Christen getötet werden, gibt es dieselbe Belohnung. Wenn die Wahhabiten und die Sanusya tatsächlich den Aufuf des Kalifen zu einem “heiligen” Krieg befolgen, ist die Lage ernster als wir sie in diesem kurzen Artikel beschreiben können.”

[aus dem englischen übersetzt]

gehen wir sechs jahre weiter, so finden wir in der londoner TIMES einen bemerkenswerten artikel des asien- und islamkenners arthur moore, der versucht, die “freundlichen besuche” britischer truppen in asien aus der sicht des muslim zu sehen:

asian_mussulman---the-times-1922

die TIMES vom 10. juli 1922

“Versetzen wir uns einmal in die Lage irgend eines Zentralasiatischen Muselmanns und sehen uns an, wie er [uns Briten] sieht. Ich habe mit vielen gesprochen und werde nichts überzeichnen. Nach dem Waffenstillstand schickten wir Unmengen an Truppen in den Kaukasus, der weitgehend Muselmännisch ist. Weit übers Kaspische Meer hinweg hatten wir sogar Truppen im berühmten Merw [Turkmenistan]. Die sorgten anfangs für Stabilität, und wir gaben bekannt, wir seien gekommen, um die Bolschewisten fern zu halten. Aber als die Bolschewistische Bedrohung begann, sich zu materialisieren, waren wir es, die verschwanden. Warum waren wir dann überhaupt dorthin gekommen? Der Islam hat seine eigene Antwort. Wir gingen dahin, um die Ölfelder von Baku unter unsere Kontrolle zu bringen – aber wir waren nicht bereit, um sie zu kämpfen.”