atari ST | alte disketten lesen

atariST

in den 1980er jahren kam ein computer auf den markt, der rund 2000 DM kostete und mehrere vorteile gegenüber allem vorherigen hatte: er war lautlos, weil ohne gebläse. er hatte einen monochromen modus, in dem die grafikkarte ein sehr scharfes bild auf den bildschirm zauberte. der computer besaß ein eingebautes diskettenlaufwerk, und es gab programme für textverabeitung, datenübertragung etc. für ihn. dieser computer hieß atari ST.

ich habe unendlich viel mit diesem rechner gearbeitet, vor allem manuskripte getippt, es war ein vergnügen. mein atari 1040 ST hatte (wie der oben abgebildete) noch keine festplatte, also speicherte ich alles auf disketten; es gibt aus der zeit so viele disketten, dass ich es schade fand, dass sie ein heutiger PC nicht mehr lesen kann. ich unternahm einige versuche, einen alten ST zu bekommen, wollte aber keinen kaufen, weil er dann eh im elektroschrott landen würde. außerdem: selbst wenn er die disketten noch liest, wie bekomme ich die daten aus der maschine heraus?

die web-suche nach alternativen half unerwartet gut weiter. ich lese jetzt eine diskette nach der anderen ein, und weil dieser blog in erster linie meinem gedächtnis dient, schreibe ich die prozedur auf, denn ich weiß jetzt schon: wenn ich mit der ersten charge durch bin und ein paar monate pause mache, weiß ich nicht mehr, wie das alles ging.

atariFloppyszwei meiner vielen atari ST-disketten mit texten drauf

der windows-rechner braucht ein eingebautes laufwerk. USB-laufwerke lassen sich angeblich nicht so pimpen, dass sie das exotische format lesen können. im ersten schritt wird die floppy lesbar gemacht und ins windows-system eingespielt. im zweiten geht es dann um die emulation, sprich um einen software-nachbau des atari ST.

um das laufwerk schön tolerant für die alte welt der atari-sektoren zu machen, installiert man einen treiber, der sich fdrawcmd.sys nennt (wir werden noch weitere exotische namen kennenlernen) und → hier angeboten wird. alle softwaren für dieses projekt sind kostenlos.

mit einem zweiten tool wandelt man die eingelegte diskette dann in ein so genanntes “image” um, ein abbild derselben. ich fand zu diesem zweck floimg, ein kürzel für floppy image & file transfer program. es findet sich → hier.

schon die dritte diskette, die ich versuchte einzulesen, sperrte sich gegen dieses tool. als zusatzhilfe ist ST recover von christophe bertrand das geeignete werkzeug. es analysiert defekte disketten und stellt, wie floimg, ein abbild auf der PC-festplatte her. → hier ist es zu finden. [nachsatz: ich habe es so schätzen gelernt, dass ich die images jetzt eins nach dem anderen davon erstellen lasse und auf floimg nicht mehr zurückgriff.]

so, jetzt haben wir also ein abbild mit den daten unsere eingelegten diskette – und können sie beruhigt wieder aus dem laufwerk entfernen. als nächstes geht’s an die emulation.

mein atari ST-emulationsprogramm heißt steem und ist → hier zu finden. bevor wir sie starten, brauchen wir ein betriebssystem. es hieß bei atari “TOS” (bitte wikipedia → dazu nachlesen, weil die namensgebung so skurril ist und auf → eine skurrile person der zeitgeschichte hindeutet!) und war in dem rechner eingebaut, ließ sich aber notfalls auch von diskette installieren.

die TOS-version, die ich nutze, ist version 100de. auf der steem-seite finden sich einige.

atari-steem-und-co1) einlesen der diskette. 2) anlegen von festplatte c in windows. 3) definieren der laufwerke in steem. 4) steem zeigt text von floppy-image.

jetzt starten wir steem. es möchte einige dinge wissen, zum beispiel wo auf der PC-festplatte das TOS liegt, vor allem braucht steem einen ordner, wo es in zukunft die “images” reinlegen soll. weil die emulation des atari ihr eigenes fenster mit seiner eigenen maus hat, muss man über ein taste bescheid wissen: pause/unterbrechung. damit kommt man vom window-modus zum atari-modus und zurück. in steem definiert man über das icon ganz rechts oben die laufwerke. insbesondere zeigt man dem programm, wo das vorher eingelesene image der diskette – genannt A:/ – liegt. bereits beim starten von steem kann man ein laufwerk C:/ einrichten. das findet man dann über den windows explorer. während ich die floppy-images in windows nicht öffnen kann, sehe ich alle dokumente auf C:/. dort landen auch die ergebnisse meiner ausspielung.

atariST_jeffersonsComputernächte_1986jeffersons computernächte war eine serie in der → ersten computersendung der ARD. [haha, eigenwerbung]