lianne kolf, nur noch an filmen interessiert
→ vorhin in deutschlandradio kultur die angeblich erste literaturagentin deutschlands, lianne kolf. ich bezweifle, dass sie die erste ist, kann das gegenteil aber nicht beweisen. würde mich wundern, wenn es hier zu lande erst seit den 1980er jahren agenten für autoren gab.
das gespräch war insofern interessant, als der umbruch im verlagswesen keine rolle spielte. die münchnerin lebt in einer romantischen welt, wo man als wenig erfahrener buchautor bei keinem verlag fuß fassen kann, also einen agenten braucht, der das werk gezielt einspeist und an die richtigen lektoren bringt. klassische lobbyarbeit also, aber in einem geschäftsfeld, was sich so umwälzt wie zuletzt die musikindustrie. es gibt heute für einsteiger wie fortgeschrittene autoren immer weniger argumente, sich mit so geringen tantiemen abspeisen zu lassen: typisch sind lächerliche 10% (oder weniger) vom händlernettopreis, davon gehen dann nochmal 20% agentenhonorar ab. bei einem buch, das im laden 15 € kostet, verdient der autor deutlich unter einem euro. der verlag verdient sich auch nicht dusselig daran. siehe zum beispiel → hier in dieser beispielrechung.
selbst im finanziell extremen fall, dass ein autor ein buch im selbstverlag herausbringt und alles (incl. cover, vielleicht layout, ISBN-nummer, einstellen bei amazon, iBooks etc.) aus der hand gibt, verdient er pro verkauftem buch noch etwa 20% der bruttopreises, den er für sein buch selbst festlegt. bei diesem “book on demand”-verfahren entfällt der agent.
dieses thema scheint lianne kolf nicht zu kennen. auf ihrer webseite feiert sie sowieso keine normalen bücher mehr, sondern die bücher, die zu filmen wurden. und dann beklagt sie sich, dass sie nicht teil des film-glamours ist. in der sendung jammert sie darüber, dass sie keine freikarte für die verleihung des filmpreises bekam, obwohl sie es war, die den autor des buchs “betreut” hat, das dann zum drehbuch und zu welchem film auch immer führte.
weil es auch an kritischen nachfragen fehlte, ist die halbstundensendung eine perle der rückschrittlichkeit des verlagswesens. gewesen.