drehorgeln und braunkohle-raubbau | ein besuch bei gerhard kern

der name “gerhard” fiel in der letzten zeit immer wieder, wenn ich mich mit marion (aka Frau W) über die seltsamen maschinen unterhielt, die sie neuerdings auf ihren performances nutzt. im juni 2013 trat sie mit dem gamut ensemble im kölner stadtgarten auf, und verarbeitete dabei live die klänge eines glockenspiels, genauer: eines carillons – gebaut von, natürlich: gerhard.

Gerhard_Kern_2013

 gerhard kern mit dem hammer seines vaters, eines schuhmachers. heute fotografiert in seiner werkstatt

jetzt besuchte ich gerhard kern in buir, und er erzählte mir zunächst einmal, auf welch problematischem gebiet zwischen köln und aachen wir uns da befinden, nämlich mitten im braunkohleabbaugebiet, dem, so gerhard, der einst größte wald nordrheinwestfalens weichen muss. der seit jahrhunderten betriebene und heute noch extremer umweltzerstörende abbau werde von RWE mit verzerrenden energiepolitischen argumenten gegen alle lokalen proteste mit werkschutz und polizeigewalt so vehement durchgesetzt, dass den bürgern der gegend der kragen platzt. ich fuhr dann durch das geisterdorf manheim – über 1000 jahre alt muss es bis 2022 den abräummaschinen weichen. 4km südlich bei kerpen befindet sich ein bizarr neumodisches neubaugebiet mit dem, wenn man die ganze geschichte nicht kennt, harmlosen namen “neu-manheim”.

und dann machte gehard kern musik, musik, musik. auch auf selbstgebauten instrumenten wie einem straßenorchestrion. diese riesenorgel fährt er in einem autoanhänger zu veranstaltungsorten. drei videos habe ich mit meinem smartphone, also ohne großen aufwand, aufgenommen. bei allen dreht es sich. drehorgeln eben:

video 1 | video 2 | video 3

auf dem weg nach hause fuhr ich einen umweg von einem halben kilometer, nämlich in eine sackgasse, bis zum gesperrt/verboten-schild von RWE. das wortlose und musiklose kurzvideo nenne ich mal “falsche richtung, käfer!