google gemini | lügt

gestern stieß ich in der fahrrad- und automobil-zeitung vom 25. april 1907 auf einen ausführlichen artikel über den stoßdämpfer. 1907 waren auto-mobile zwar eine seltenheit, aber es war klar, dass dieser fortbewegungstechnik eine blühende zukunft gehört. in dem artikel wurden mechanische stoßdämpfer besprochen, erfunden und patentiert von einem herrn namens “krebs”:

fahrrad- und autozeitung 1907

ich sah in der wikipedia bei → stoßdämpfer nach, fand aber keinen krebs. also gab ich der KI-suchmaschine von google eine chance, fragte nach dem vornamen von herrn krebs – und wurde sofort fündig:

der erfinder der stoßdämpfer hieß also eindeutig franz krebs, geboren am 14. mai 1887 in münchen; er hat 1925 den hydraulischen stoßdämpfer erfunden, später die scheibenbremse usw. also sah ich in der wikipedia nach diesem franz krebs, fand ihn aber nicht. auch nicht anderswo, zum beispiel in verbindung mit der automobil-ausstellung 1931, als man ihm (laut google) mit dem großen preis ehrte.

oben rechts in google gemini steht “vorschläge anzeigen”. da gibt es zu jeder aussage zwei alternativen:

in der ersten “alternative” heißt der mann edmund krebs, in der dritte alternative wieder franz krebs. es gibt angeblich noch weitere erfinder des stoßdämpfers, nämlich alfred und fritz krebs. der franz krebs in der dritten alternative wurde 1901 in münchen geboren und starb ebenda 1970. im ersten suchergebnis schlug die KI als geburtsjahr 1887 und als sterbejahr 1969 vor.

das gefährliche daran ist, dass gemini dinge ausspuckt, die vor beliebigkeit strotzen und deswegen null informationswert haben. weniger als null, denn hätte ich den franz krebs als erfinder in die wikipedia geschrieben, wäre das schlichtweg falsch gewesen. um die sache auf klassischem weg, also ohne KI für mich zu klären, untersuchte ich den artikel von 1907 nochmal genauer auf hinweise über diesen ingenieur namens krebs. und fand in klammern an einer stelle Panhard & Levassor. damit war der fall gelöst. denn in dem → wikipedia-artikel über panhard & levassor kommt der erfinder namens krebs viermal vor, natürlich auch in bezug auf den stoßdämpfer. er hieß Arthur Constantin Krebs, und dem → wikipedia-artikel über ihn darf man getrost trauen – während google gemini für solcherlei anfragen gift ist.

so sah er übrigens wirklich aus, der mann, der nicht franz, auch nicht edmund und fritz, sondern arthur hieß:

arthur constantin krebs, mit 41 jahren

musiksuche nach | 20 jahren

es muss um das jahr 2005 herum gewesen sein, dass ich eine kurz zuvor von mir bespielte cassette in den cassettenplayer im auto einlegte – und begeistert zuhörte. weil ich damals immer wieder mal (quasi blind) irgendwelche radiosender mitschnitt und dann nicht daran dachte, die cassette zu beschriften, wusste ich nicht, von wem dieses wunderbare stück war. hier ein mini-ausschnitt; mini, weil ich keine rechte verletzen möchte:

es war die zeit, als ich anfing, mit igor stravinsky zu beschäftigen und auch bücher las, vor allem die von stravinskys assistenten, dem dirigenten und autor → robert craft. das musikstück auf der cassette klang ein bisschen nach stravinsky, auch die energie und die bläsersätze darin erinnerten mich an ihn. ich hörte unendlich viel orchestermusik von stravinsky, die sich aber mit der musik auf meiner cassette nicht deckte. zur gleichen zeit hörte ich musik von paul hindemith, einem zeitgenossen strravinskys. hindemiths symphonische stücke kamen irgendwie näher an das unbekannte werk auf meiner cassette.

meine frau nahm die cassette mit in den WDR und bat e-musik-expertInnen um rat. auch von da war zu hören: passt zu stravinsky, passt zu hindemith, und auch zu paar anderen aus der zeit, frühes 20. jahrhundert; aber genau dieses stück kennen wir leider nicht.

es beschäftigte mich vielleicht ein jahr. die cassette schob ich irgendwann in mein regal. jetzt holte ich sie wieder heraus, digitalisierte das stück und spielte es meinem smartphone vor. das gab nach ungefähr eineinhalb sekunden titel, komponist, orchester und dirigent an. damit war mit einem schlag ein 20 jahre altes rätsel für mich gelöst.

hans rosbaud dirigiert hindemith

in 20 jahren ändert sich der musikgeschmack, klar. ich finde den ersten satz von hindemiths konzert für orchester opus 38 nicht mehr so toll wie damals, aber er gefällt mir nach wie vor gut.

28 jahre | entwicklung

im dezember 1915 vermeldete die österreichische → allgemeine automobil-zeitung diesen grandiosen technischen fortschritt. mercedes hatte damals die gummireifen abgeschafft und nach einer menge geplatzter luftgefüllter reifen den “pneu” in serie gebracht.

der ausführliche zeitungsartikel lobt → Emil Jellinek-Mercédès, den österreichischen geschäftsmann und (vermutlich) rennfahrer, der der marke ihren namen gab: mercedes.