als am 13. dezember 1941 dieser zug von münster richtung riga abfuhr, schauten die menschen gar nicht glücklich aus den fenstern. vorangegangen war etwas ungeheuerliches: bei bürgern in bielefeld, münster, osnabrück und den dörfern dazwischen kam die polizei am 11. dezember in die wohnungen, forderte die menschen auf, das nötigste zusammenzupacken (maximal 50 kg, keine wertsachen) und mitzukommen: in bielefeld in einen raum in der gaststätte kyffhäuser am kesselbrink, in münster unter anderem in den getrudenhof in der warendorfer straße. zwei tage später trieb die polizei die menschen zum bahnhof. die bevölkerung sah interessiert bis amüsiert zu, wie man fotos aus der zeit entnehmen kann — und dem kommentar auf der rückseite dieses fotos:
die gefangenen, vorwiegend menschen jüdischer abstammung, mussten die reise an die ostsee selber bezahlen. als der zug nach vier tagen in riga ankam, endete die deportation: sie kamen ins ghetto, einen streng abgegrenzten bereich der stadt, überfüllt mit menschen. gehen auf dem bürgersteig verboten. der war den bewachern vorbehalten. fast alle menschen im rigaer ghetto wurden in nahegelegenen wäldern erschossen oder aufgehängt.
die „arischen“ daheimgebliebenen freuten sich unter anderem deswegen, weil sie ohne aufwand an neue besitztümer kamen. alles war vom finanzamt geregelt: wer die kohlen im keller abholen konnte, wer das besteck. die bankkonten wurden eingefroren — und blieben als geschenke an die bank bei der bank. und plötzlich gab es schöne freie wohnungen!