parkuhr heißt heute | handyparken

in vielen städten ist das handyparken möglich und ein mini-geschäftsmodell für etwa ein dutzend firmen, einige davon startups. ich nutze mein auto nur noch selten und kenne die preise, in der stadt zu parken. eine zeitlang habe ich mit geldkarte bezahlt; war oft kompliziert, weil der parkautomat die karte nicht immer gern freigab. ansonsten halt münzen. zum handyparken kam ich durch zufall, weil ich in einem stadtteil parkte, wo ich ein ticket ziehen musste, aber kein kleingeld hatte und weit und breit kein laden war, wo ich hätte wechseln können. also meldete ich mich kurzerhand, im geparkten auto sitzend, bei einem der etwa 10 anbieter in köln an. sowas ist immer mit dem download einer app verbunden, in meinem fall war es, easypark wie im screenshot oben. diese app hat eine nette wählscheibe, um die geplante parkdauer einzustellen und ad hoc zu verlängern. klappte prima. was mich wunderte, war, dass das parken deutlich teurer war als beim bezahlen mit münzen. das lag daran, dass der betreiber 15% der parkgebühr draufschlägt. es gibt für vielparker die möglichkeit, eine monatspauschale zu zahlen, um dann nicht bei jedem parkvorgang ordentlich was draufzulegen. die einen anbieter bieten eine SMS-erinnerung vor ablauf der parkzeit, manche kostenlos, andere wollen dafür 15 cent.

in diesen abo- und nicht-abo-modellen unterscheiden sich die konditionen der anbieter. ich stieg, wieder ohne groß weiter darüber nachzudenken, zu einem anbieter um, der “nur” 25 cent pro parkvorgang nimmt, wenn man ohne abo bleiben will. beide provider wiesen mich beim start des parkvorgangs darauf hin, dass ich für eventuelle parkkontrollen einen zettel mit dem vermerk “handyparker” hinter der windschutzscheibe positionieren sollte.

zwei vorteile des handyparkens liegen auf der hand: kein suchen nach münzen, nicht einmal nach automaten. und: kein ablaufen der parkzeit mehr, und umgekehrt: kein überbezahlen mehr, weil ich den parkvorgang jederzeit abbrechen, also abkürzen kann. der nachteil ist neben den extra-kosten (die sich schon nach zwei, drei parksituationen bezahlt machen dürften) durch die gebühr der datenschutz: die app funktioniert nur über kenntnis unserer position. beim münzparken wusste niemand, wer da parkte.

 

 

the tube – cut and | cover

u-bahn-bau bei king’s cross 1861. grafik: percy william justyne

1860 begannen die arbeiten an londons u-bahn, die damals “underground railway” hieß. in der TIMES taucht der begriff erstmals in der ausgabe vom 1. februar 1860 auf.

die TIMES vom 1. februar 1860

das projekt wird von der redaktion so klein eingestuft, dass es erst auf seite 7 (von 16) auftaucht. in king’s cross, am euston square und in paddington entstanden in diesem winter die ersten löcher. auch erste tunnels wurden angebohrt, wobei man feststellte, dass sich der londoner untergrund gut durchbohren lässt, ohne gleich wieder einzustürzen. eine diskussion gab es über die frischluftzufuhr für die angehenden passagiere. laut dem artikel wird man auf sie verzichten können, weil die stationen nah genug beieinander liegen und den tunnels reichlich luft von oben zuführen. an der illustration oben von percy william justyne (1812-1883) sieht man, wie nah unter der oberfläche die (später metropolitan line genannte) linie geführt wurde. man nannte diese frühe technik des u-bahn-baus “cut and cover”: man schnitt den boden auf, konstruierte den tunnel wie den keller eines neubaus, und deckte ihn wieder zu. es dauerte nicht lange, bis man sich von cut and cover verabschieden musste, weil die baustellen riesig waren und ihnen häuser in großen mengen zum opfer fielen. → bohrschilde lösten cut and cover ab.

dame stephanie | shirley

Stephanie Shirley als junge Frau

stephanie brook ca. 1957

vor etwas über zwei jahren sah ich mir den → TED-talk einer bunt gekleideten, sehr ernst wirkenden älteren dame an, die tatsächlich eine britische dame war, nämlich eine ritterin des britischen empires, → dame stephanie shirley. weil ich ja quasi eine schwäche für IT und IT-geschichte habe, blieb ich an der rednerin hängen und dachte nach so 2 minuten, die würde ich gern mal kennenlernen. sie sprach von “kindertansport”, und ich recherchierte dann kurz, von wo nach wo sie dieser glücksbringende nazi-deal der briten transportierte, nämlich von wien nach london. sie war damals 5.

dann erfuhr ich übers stadtarchiv dortmund, dass ihre großmutter die erste frau im stadtrat war, 1920er jahre: nach rosa buchthal ist auch eine straße im zentrum dortmunds benannt.

heiratsurkunde von dame stephanies oma rosa 1895

rosas sohn arnold buchthal war richter in dortmund, wurde als jude von den nazis nach ungarn und österreich in kleine schreiberpositionen strafversetzt. die jüngere seiner beiden töchter, vera, nannte sich, kaum 18 geworden, in england von vera stephanie buchthal in stephanie brook um, heiratete in den 1950er jahren einen IT-mann namens derek shirley, gründete aus frust anfang der 1960er jahre eine eigene softwarefirma, die vermutlich erste in england überhaupt. sie stellte ausschließlich frauen ein. der betrieb wuchs auf mehrere tausend angestellte, genau genommen: projektgebundene freiberuflerinnen. als FI international dann in den 1980ern an die börse kam, wurden 60 frauen zu millionärinnen, steve shirley selbst war mit einem schlag die reichste frau nach der queen. die queen traf sie mehrmals, zuletzt als sie sie zur DAME ernannte. seitdem heißt vera buchthal, stephanie brook, steve shirley: dame stephanie. punkt.

es dauerte eine weile, ein konzept für eine sendung zu finden. ende 2015 bekam ich dann das okay vom WDR. das war mir vor allem deswegen wichtig, weil mir nun mein vorhaben, dame stephanie kennenzulernen, finanziert wurde. ich hatte den kontakt zu ihr über ihre presseagentur hergestellt, schnell fand sich ein erster und zweiter termin. es kam im hochsommer 2016 zu einem dritten treffen. ich besuchte auch die größte autismus-einrichtung des landes, dame stephanies stiftung prior’s court, sowie zwei lebensgefährtinnen, hilary gilfoy und penny tutt, ehemalige stewardess, inzwischen 91, und mir gegenüber anfangs sehr reserviert, weil sie, wie sich herausstellte, noch nie neben einem deutschen gesessen hatte und mit deutschland hitlers”blitz” verband. am schluss befand sie, dass das treffen durchaus angenehm war und ich doch mit meiner ganzen familie wiederkommen möge, es sei seit dem tod ihres manns viel platz im haus.

das → feature im wdr wurde von → nikolai produziert und ist eine klassische autorensendung. ich bin (leider, haha) dauernd zu hören, wie ich dame stephanie ins wort falle, mit ihr deutschstunde mache (denn sie hat praktisch alles deutsch schon mit 5 verlernt. sprach sie, als sie mit ihrem vater bei den nürnberger prozessen war, mit dem vater deutsch? aber nein!), sie nach ihrem verhältnis zu margaret thatcher frage und ob sie 1968 miniröcke trug und ob ihr schwer autistischer sohn nur aggressiv war? wir verstanden uns so gut und lachten so viel, dass ich hoffe, es kam in der sendung einigermaßen rüber. das feature ist im moment nicht mehr nachhörbar, wird es aber wohl, spätestens wenn es von einem anderen sender übernommen wird, wieder sein.

royalZ mit | schnupfen

die queen kam wegen erkältung nicht zu weihnachts- und neujahrgottesdienst, ihr gatte schleppte sich immerhin in die christmette. das bild unten basiert auf dem weihnachtsfoto von reuters, reichlich digital angefixt. unter anderem habe ich sie alle gleich groß gemacht, denn es ist schwer zu ertragen, dss die queen gegenüber den anderen wie ein zwerg aussieht.

vorsicht, zwei sind erkältet! illustration: ms nach einem foto von reuters