anschlag in london ab | € 22.740

webseite der SZ am 22.3.2017 nachmittags

ein typisches beispiel, wie sich werbealgorithmen vergaloppieren, zumindest in bestimmten browsern, wie hier in firefox bei deaktiviertem adblocker. die top-meldung ist eigentlich ein anschlag auf einen wachmann in london/westminister. umrahmt und gestört wird der artikel aber von einer werbung von hyundai, die mit “change is good” und einem super angebot wirbt. jetzt kann man auf den blauen “mehr erfahren”-knopf klicken und kommt dann vielleicht über doubleclick zu hyundai, oder auf den kleinen, fast unsichtbaren knopf rechts darunter?

was anzeige und was redaktionelles bild ist, vermischt sich hier. man kann die schlagzeile so lesen: change is good, wenn vor einem roten doppeldeckerbus zwei polizisten sich nett unterhalten. daneben dann eine bizarr auffällig weiß auf schwarze leiste, die mit der top-meldung anfängt, dass der campus in oberschleißheim ausgebaut wird.

auf dieser seite führt praktisch jeder klick in eine falle. man sollte sie so sehen wie hier, als kunstwerk.

eine halbe stunden später wird die seite dann richtig zynisch:

fake news | generator

ich wollte mal gucken, wie ich billig (also ohne zeitaufwand) eine schön schmackige falschnachricht generiere. google-suche: es gibt keine fake-news-generatoren. als super fake-news-generator wird in der google-suche donald trump genannt. billiger joke.

ich könnte eine optisch tolle fake-news-nachricht in photoshop basteln, aber es gibt webseiten, die das für uns erledigen, wo wir jede beliebige info reinschreiben können und dann etwas herauskommt, was, für sich allein betrachtet, für kantinen- und bettgespräche sorgen könnte – weil es unglaublich wahr klingt.

ein portal, in das man händisch fette schlagzeilen und fotos einfügen kann, nennt sich breaking news, was den nagel auf den kopf trifft, denn fake news breaken. hier ein mit einem klick hergestellter fake-news screenshot:

ich habe  die graue schlagzeile und die gelbe laufbandzeile geschrieben und ein beliebiges autozusammenstoßfoto aus dem internet gewählt. [übrigens eins ohne copyright-angabe, ein → symbolbild bei gulf digital news.] der breakyourownnews-generator tut den rest.

im nachfolgenden beispiel musste ich der wiederauferstehung von lady diana von den toten händisch nachhelfen und zwei bilder montieren. der rest, um dieses gesamtkunstwerk zu schaffen, geschah über die genannte webseite wieder automatisch:

DDR-presse über | trump

die DDR-presse war bekanntlich voller fake-news. wie die BILD-zeitung. manchmal mag ein körnchen wahrheit drin gewesen sein, quellen werden nie genannt, allenfalls windige, im folgenden beispiel gar keine. ich gehe davon aus, dass das frei erfunden war [Neue Zeit vom 29. september 1984, jahrgang 40 / ausgabe 231 / seite 12]:

in derselben ausgabe auf derselben seite taucht ein amerikanischer mulitmillionär erstmals in der DDR-presse auf, nämlich der spätere US-präsident donald trump. dieser artikel vermischt, wie praktisch immer in der DDR-presse, meinung mit fakten, aber im kern stimmt die aussage. trump baute damals den trump-tower.

trump taucht in der DDR-presse bis zu deren ende 1990 rund 30 mal auf. weil es die kernpublikationen wie Neue Zeit, Neues Deutschland und Berliner Zeitung noch etwas länger gab, findet man trump ingesamt 46 mal. er gilt stets als inbegriff des miesen kapitalisten. in mehreren artikeln setzt sich die DDR-presse damit auseinander, dass trump nicht mehr zahlungsfähig war und doch immer irgendwie die kurve kratzte, mit für DDR-bürger unvorstellbaren finanztricks.

der folgende relativ sachlich gehaltene artikel über trumps beinahe-konkurs wegen seines spielkasinos in atlantic city ist eine redaktionelle mischung aus dpa- und vwd und war sicherlich hoch willkommen. [Neue Zeit, 22. november 1990, jahrgang 46 / ausgabe 272 / seite 10]