in einem geleakten (oder sagen wir besser: nach außen gedrungenen) dokument aus dem intranet der new york times vom märz 2014 sind einige interessante fakten zu lesen. man kann ihnen trauen, weil die times da selbst gar nicht gut abschneidet. der “Full New York Times Innovation Report” zeigt zum beispiel eine (sicherlich nicht geheime, aber branchen-interne) statistik über die leserschaft:
statistik der leserzahl von sechs zeitschriften in den USA
nach dieser aufstellung führt die huffington post seit anfang 2013, buzzfeed ist etwa auf einem niveau mit der times (rund 50 millionen leser). an der tiefroten kurve (eben die der new york times) ist auch bemerkenswert, das sie anfang 2013 etwa auf dem niveau von heute war, wobei es ein tief im august 2013 gab (40 millionen leser). außerdem ist die summe der leserschaft ingesamt seit einem jahr drastisch gestiegen. wenn man alle sechs kurvenwerte im april 2013 aufsummiert, kommt man auf etwa 240 millionen leser, im januar 2014 auf 310 millionen. das kann mehrere gründe haben. der naheliegendste wäre, dass mehr menschen zeitungen lesen, vor allem im internet. es kann aber auch bedeuten, dass den anderen publikationen die leserschaft wegbricht und wir hier nur die sechs großen player sehen, die entsprechend hinzugewinnen.
das interne papier beschreibt die aktuelle lage des internets als “cluttered”, also verzettelt/chaotisch, und die smartphonekultur als “distracted mobile world” (mobile welt der ewigen ablenkungen). zwei negative konnotationen also: “cluttered” und “distracted”. interessante ausgangsposition für die interne debatte, die dann damit weitergeht, dass angesichts dieses online-durcheinanders ein erfahrener nachrichtenredakteur sich nur um leser-acquise kümmern soll.
zahl der leser der new york times über verschiedene verbreitungswege (2014)
auch diese (von mir visualisierten) zahlen sind interessant. sie betreffen nur die new york times. leider sehen wir hier keine zeitliche dynamik, sondern einen status quo von vermutlich anfang 2014. 30 millionen amerikaner (also mit US-IP-adressen) besuchen die webseite der times pro monat, 20 millionen tun es über die apps auf ihren tablet-computern und smartphones. die print-abos fallen dagegen ins marginale ab. ich schätze, sie waren vor einigen jahren viel viel mehr.
eine für die marketing-abteilung der zeitung besonders wichtige zahl ist die ganz oben: 760.000 abonnenten für die digitale new york times ist eine sicherlich wachsende, aber erstaunlich geringe zahl. sie besagt: nur 1,5 % aller leser der online-zeitung haben sie abonniert. mit diesem thema beschäftigen sich zurzeit alle printmedien. im grunde kämpfen sie damit, die kleine zahl nach oben zu bringen. die new york times macht das durch eine doppelstrategie: einerseits beschränkt sie die zahl der artikel, die man kostenlos online lesen kann (zurzeit auf 12 pro monat; es gibt tricks, darum herum zu kommen), andererseits lockt sie registrierte leser mit abonnements, die teilweise sehr preisgünstig sind. ich habe zurzeit eins, mit dem ich für drei monate $ 1 zahle. danach würde es viel mehr kosten, aber ich habe bereits gekündigt, sodass diese option nach drei monaten endet.
ich hielt vor einigen wochen auf dem dokumentarfestival in münchen einen vortrag über öffentlich-rechtliches senden und archive, worin auch das buhlen um hörer (und zuschauer) thema war. eine am rand gesetzte these möchte ich hier wiederholen: ein gutes programm wird von den hörern gefunden. man muss sich als radiomacher nicht anbiedern, wie die kommerziellen medien es tun müssen.
achso, der new york times-interne report ist → hier zu finden, also ausgerechnet beim onlinekonkurrenten buzzfeed. im → wikipedia-artikel über buzzfeed sieht man die personelle verknüpfung zwischen buzzfeed und der online alles dominierenden huffington post.