carl hau, vor sommer 1907
1907: der erste weithin für aufsehen sorgende indizienprozess der deutschen strafrechtsgeschichte. es kommt zu menschenaufläufen vor dem gerichtssaal. der verteidiger will sich mit dem staatsanwalt duellieren, ein journalist unterstellt dem staatsanwalt ‘infamie’.
was ist geschehen? der rechtsanwalt carl hau hat angeblich seine schwiegermutter josefine molitor durch einen herzschuss im sommerregen umgebracht, aus einem hinterhalt, vor der post, mitten in karlsruhe. die vorgeschichte ist verrückt genug. es kam zu einem schusswechsel zwischen oder mit carl haus späterer frau, der tochter von josefine. das paar musste heiraten, um den fall zu kaschieren, zog in die USA, kam zurück nach paris und london und frankfurt. perücke und falscher bart carl haus, der passagieren im zug auffiel. zahllose indizien.
ich stieß auf den wikipediaartikel, weil erich wulffen (der begründer der deutschen rechtspsychologie, dessen bücher ich gerade lese) diesen fall schon ein jahr später, 1908, für extrem bedeutend hält. warum? steht jetzt weiter unten in dem carl hau artikel unter “nachbetrachtung eines zeitgenossen”. übrigens zeigt dieser artikel oben rechts das kleine blaue icon mit einem “L”. das bedeutet, die community der an dem artikel interessierten wikipediaautoren fand ihn mehrheitlich für außergewöhnlich gut. das war 2008. viele früher für exzellent oder lesenswert beurteilten artikel wurden später verschlechtbessert. dieser hier, finde ich, liest sich immernoch prima.