spy (cooper) | und zündfunk doppelmod.

was haben wir gelacht, thomas, claudia und ich, gestern bei der OV von spy – susan cooper undercover. melissa mcCarthy spielt die unter ihrem hohen körpergewicht wenig leidende, aber das klischee der nicht begehrten frau bedienende rolle des mauerblümchens, das zur super-agentin wird. ihre partnerin bei dem alles durchforstenden deppenverein CIA spielt miranda hart, die in der BBC eine eigene comedy-show hat und mir vor allem als schrille figur in dem historiendrama call the midwife gefällt. der thriller es ist eine reine klamauk-orgie, sie entbehrt jeden tiefsinns, es hagelt comedy-reife gags und derbe minidialoge – und es endet alles gut. mich hat der film an mad max (fury road) erinnert, der auf völlig andere, nämlich total ernste weise sinnfrei ist. spy ist (anders als mad max) filmisch nicht wahnsinnig anspruchsvoll, also wird er sich gut auf den fernsehbildschirmen der welt machen, und jetzt ist schon abzusehen, dass er endlos oft im “free” TV und in flugzeugen laufen wird, einfach weil er so lustig und völlig harmlos ist.

einen abend später, beim backen, hörte ich dann caro matzkos und ralf summers zündfunk nach, weil beide die sendung auf facebook massiv beworben haben.

zündfunk_summerMatzkoich habe seit meinem weggang von münchen 1993 keine einzige zündfunksendung mehr von anfang bis ende gehört, diese aber schon. sie plätscherte so dahin, war also guter hintergrund (ralf hätte gesagt “background”) für die teigarbeit. (fast) alle themen, die nicht mit musik zu tun hatten, handelten von dem, was 1984 ein exot im zündfunk war, nämlich das computermagazin. diesmal: roboter, die journalisten ersetzen; merkel, die keine ahnung von facebook hat; soziale netze, soziale netze; vorratsdatenspeicherung usw.

mir ist nicht klar, welche funktion die doppelmoderation in dieser langen stunde hatte, denn sie macht nur sinn, wenn sie sich als formales grundmotiv durch die sendung zieht. so aber wirkte sie fast autistisch, denn es gab eine scharfe trennung mit kaum (und wenn, dann unkomischen, uninspirierten kurzen) berührungspunkten der beiden moderatoren: ralf gibt den musikjournalisten, aus dessen mund die tief amerikanisch ausgesprochenen fachtermini nur so heraus purzelten (der verstorbene freejazzer ornette coleman heißt bei ihm immer coleman RIP, auch die drei buchstaben R-I-P mit tief amerikanischen zungenschlag). und caro schien irgendwie für den nicht-musikalischen teil, also “sonstiges” zuständig gewesen zu sein. einmal nahm sie eine verkaufsrolle ein, indem sie einen vermeintlich super spannenden beitrag (werden roboter uns journalisten ersetzen?) elaboriert anmoderierte, um dann zu sagen: kommt erst nach der nächsten musik.

in den kulturwellen von WDR 3 und 5 macht sich diese “staubsaugerverkäufer-brückenmoderation” seit einigen jahren enorm breit, die brücken werden immer länger. das hängt mit drastischen einsparmaßnahmen zusammen: viel mehr musik, viel weniger inhalt. dazu sag ich ein ander mal mehr. jedenfalls war der nach der “lästigen” (weil brückenmusik) laufende beitrag dann heiße luft; irgendwer hat offenbar gemeint, software könnte irgendwann mal journalistische texte schreiben, und die redaktion hielt das für ein wichtiges “netzthema”. wir können auch irgendwann einmal mit unseren armen fliegen – sage ich.

dass es bei der doppelmoderation ralf/caro kaum interaktion gab, kann daran liegen, dass zwischen den beiden eine halbe generation leben liegt, oder daran, dass nur einer der beiden schlagfertig ist und humor über den äther bringen kann.

der zündfunk wurde früher immer von einem moderator gefahren. man hörte in den 1970er jahren die sendung von ingeborg schober am freitag, und die von raoul hoffmann am montag. ca. 1990 habe ich mal sabine gietzelt gebeten, als sidekick (das wort kannten wir damals noch nicht) in meine metal-sendung zu kommen. wir beiden haben, wenn ich mich recht erinnere, so viel und so anregend und skurril miteinander gequatscht, dass für musik nur wenig zeit blieb und wir anschließend dem damaligen, leider nicht sehr prickelnden redaktionsleiter anboten, das weiter so zu machen, allerdings müsste sabine dann mehr als ein kleines infohonorar bekommen. das hielt der redaktionsleiter für völligen unsinn. doppelmoderation, so ein quatsch.

heute passiert das beste, was man an doppelmoderationen für ein junges hörerpublikum auf den ARD-radiowellen hören kann, auf WDR 1live – auch wenn das modell schon ewig läuft und man die doppelpacks kennt und sich die witze wiederholen, funktioniert das weiterhin. aber es ist wegen der dummdödelmusik auch nicht spannender, solchen sendungen zuzuhören als einem zündfunk, bei dem der eine moderator schweigt, wenn der andere seine wichtigen ansagen macht, und umgekehrt.

mir fiel noch auf, dass praktisch jeder moderationstext information kommentierte. im journalismus lernt man eigentlich, beides sauber zu trennen. das war allerdings auch in den musikjournalistischen zündfunk-sendungen früher selten der fall, in den politischen zündfunks dagegen war das ein maßstab. caro und ralf moderierten einen hybrid aus musik- und nachrichtenmagazin und entschieden sich offenbar für eine seite.